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Kultur: Der Mühlenkampf auf dem Q-Hof

Cervantes“ „Don Quijote“ hat in einer Bühnenfassung des Poetenpacks am Sonntag Premiere

Der verarmte Adlige Don Quijote verliert durch seine übermäßige Lektüre märchenhafter Ritterromane, deren Geschichten völlig unrealistisch sind, den Verstand. Er bildet sich ein, selbst ein Ritter aus vergangener Zeit zu sein. Von einem Wirt lässt er sich zum Ritter schlagen und nennt sich von nun an Don Quijote, der Ritter von der traurigen Gestalt. Begleitet von dem bäuerlich-nüchternen Sancho Pansa als Knappe begibt er sich mit seinem Pferd Rosinante in die Welt, um nach Art der alten Ritter Jungfrauen und Waisen zu beschützen.

Ab kommenden Sonntag werden Don Quijote und Sancho Pansa mit dem Pferd beziehungsweise dem Esel in den Q-Hof einreiten. Da dieser Ort in der Lennéstraße, nahe dem Kuhtor am Park Sanssouci, eine der Sommerspielstätten des Poetenpacks ist, werden sie somit zu Hauptpersonen des Theaterstücks „Don Quijote“. Nicht mit lebenden Tieren erscheinen der Ritter alias Michael Schäfer und sein Diener alias Stefan Peetz.

Und da die Geschichten, die der spanische Dichter Miguel de Cervantes Saavedra aufschrieb, nicht minder die reiche Vorstellungskraft des Lesers benötigen, setzt auch Poetenpack-Chef und Regisseur Andreas Hueck auf die Fantasie der Zuschauer. Natürlich kann sich die Truppe keine opulente Ausstattung leisten, dafür fehlen die nötigen Finanzen. Mit einfachen Mitteln soll eine größtmögliche Wirkung erzielt werden. Dafür sorgt die Ausstatterin Janet Kirsten mit Bühnenbild und Kostümen. Zwanzig Kisten befinden sich im Spielraum. Schnell werden sie zum Pferd, zum Esel oder zu Türmen verwandelt. Regenschirme, dessen Innenleben nur noch Fragmente sind, drehen sich als Mühlen. Und mit ihnen liefert sich auch auf dem Q-Hof der Ritter, weil er sie für Riesen hält, trotz Sanchos Einwänden, seinen wohl berühmtesten Kampf. Zwanzig kurzweilige Episoden werden in zwanzig Bildern des Stücks erzählt, tragische und komische, doch kurzweilig sollen sie immer sein, so Andreas Hueck bei der gestrigen Pressevorstellung.

Ein Episodenspiel bezeichnet der Berliner Schauspieler, Regisseur und Autor Benjamin Kernen sein Stück. Für das Poetenpack hat er die Fassung geschrieben, die nun ihre Uraufführung erlebt. So kann man die Abenteuer von Don Quixote und seinem Diener Sancho wiederum auf der Bühne miterleben, etwas erfahren über die Unerfüllbarkeit von Idealen, aber auch über den Wunsch und die Gewissheit, dass menschliche Fähigkeiten den Erfordernissen des menschlichen Lebens gerecht werden können.

Der spanische Dichter Cervantes (1547-1616) hat mit seinem Roman „Der sinnreiche Junker Don Quijote de la Mancha“ einen Roman geschrieben, den er als Satire auf die damals gängigen Romane schrieb, die sich unkritisch mit der Welt der Ritter beschäftigten. „Don Quijote“ ist längst ein Meisterwerk der Weltliteratur. Es wurde in 68 Sprachen übersetzt. In Deutschland ist immer noch die Übersetzung des Romantikers Ludwig Tieck gültig. Auch Benjamin Kernen hat sie für sein Episodenstück benutzt.

Gut 300 Personen kommen in Cervantes“ Text vor. Auf dem Q-Hof stehen aber nur sechs Schauspieler auf der Bühne. Neben den Darstellern des Ritters und des Knappen sind vier weitere Schauspieler mit verschiedenen Rollen betraut. Fantasie ist eben allenthalben gefragt.

Premiere am 17. 8., 20 Uhr, auf dem Q-Hof, Lennéstraße 37, öffentliche Haupt- und Generalprobe am 14./15. 8., 20 Uhr. weitere Vorstellungen am 21., 22., 23. und 24.8., 20 Uhr.

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