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Gefeiert. Filmausstatter Bernhard Henrich sprach im Filmmuseum über seine Arbeit „Monuments Men“, Angelica Böhm von Filmuni-Babelsberg moderierte den Abend.

© Manfred Thomas

Kultur: Der Krampnitz zur Normandie umbaute

Bernhard Henrich sprach im Filmmuseum über seine Arbeit als Set Decorator für Hollywood

Nach einem Hersteller pompösen Blendwerks sieht Bernhard Henrich wirklich nicht aus. Eher wie der kühle, mathematische Strippenzieher im Hintergrund, und nicht wie der Set Decorator aus Hollywood, der eine Oscar-Nominierung überstanden hat. Dabei hat Henrich es wirklich drauf: Er hat sogar Krampnitz zur Normandie umgebaut.

Am Dienstagabend war Henrich zu Gast im Filmmuseum, zu einem Vortrag über seine Arbeit als Set Decorator – als jener also, der mit einem Millionenbudget über die komplette Ausstattung eines Filmes wacht, von der akribischen Recherche historischer Vorlagen bis zur Umsetzung der Holz- oder Schaumstoffmodelle für das Filmset. Das hat er in den vergangenen gut 30 Jahren für unzählige Hollywood-Produktionen gemacht, zuletzt in Babelsberg für Steven Spielbergs „Bridge of Spies“ und den George-Clooney-Hollywood-Weltkriegsschinken „Monuments Men“. Darüber sprach Henrich im Filmmuseum: ganz cool, in Ehren ergraut, mit schwarzer Brille – und einem Laserpointer in der Hand, den er mit Nachdruck verwendete. So ein Vortrag lohnt sich schon deshalb, weil wohl niemand richtig weiß, was ein Set Decorator macht: „Als ich noch studierte, gab es den Begriff noch gar nicht“, gestand Filmuni-Professorin Angelica Böhm, die den Abend moderierte.

Henrich ließ es sich zunächst nicht nehmen, über die Oscar-Nominierung zu sprechen, die er für „Bridge of Spies“ einfuhr – untermalt mit Fotos, auf denen er neben den Hollywood-Größen zu sehen ist, Spielberg, DiCaprio. Mittlerweile sitzt Henrich selbst, wie jeder Nominierte, in der Oscar-Akademie. Aber um die Oscars sollte es nur am Rande gehen, viel wichtiger – und interessanter – war doch die Ausstattung des Films „Monuments Men“, den George Clooney unter anderem in Babelsberg und der Region gedreht hat. Darin überzeugt Kunstprofessor Frank Stokes (Clooney) Roosevelt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, mit einer Truppe von Kunsthistorikern nach Europa zu gehen und dort die von den Nazis geraubte Kunst aufzuspüren – was ihnen selbstverständlich gelingt.

„Viereinhalbmillionen“, ist die knappe Antwort auf die Frage nach dem Budget für die Ausstattung. Die braucht man auch, um fünf Millionen gestohlene Kunstwerke in einem Salzstollen zu inszenieren oder Krampnitz in ein normannisches Schlachtfeld zu verwandeln: Zehntausende Bilderrahmen aus Schaumstoff, verbrannte Gemälde, riesige Regale, gigantische Reifenstapel. „Hasendraht, Dachlatten und fähige Mitarbeiter“, das sei die Grundausstattung für diese opulenten Szenenbilder. Und seitenweise Excel-Tabellen, in denen alles geplant und aufgelistet wurde.

Ob er einen Tipp habe für die Szenografie-Studenten der Filmuni, die am Dienstagabend gespannt seinen Worten lauschten? Hat er: „Bescheidenheit“, sagt Henrich. „Und wenn ihr eine Chance habt: Dann nutzt sie!“ Oliver Dietrich

Oliver Dietrich

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