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Leichtfüßig. Die Bilder von Jana Wilsky sind märchenhaft.

© Manfred Thomas

Kultur: Der Klang der Farbe

Offener Kunstverein zeigt Bilder von Jana Wilsky

Es ist der Zusammenklang von Bild und Ton, der die Bilder von Jana Wilsky so anziehend macht. „Carmen“ schwebt über einem Meer aus Linien, emporgezogen von einem Segeltuch, das sie in den Händen hält, beleuchtet von einem Sichelmond. Die Linien unter der weißen Tänzerin auf dem Bild erinnern unwillkürlich an Notenlinien. Denn die Malerin benutzt häufig Notenblätter als Untergrund ihrer Zeichnungen. Dann steigt ein Geflecht aus schwarzen Linien und Punkten zum Mond oder zur Sonne auf. Grüne Flächen wuchern wie Graswiesen über Notenlinien, deren einzelne Noten sich von dem Korsett des vorgegebenen Rasters befreit haben und nun ebenfalls aufsteigen oder über das Blatt purzeln.

Der Bezug zur Musik in den Zeichnungen der 1979 in Potsdam geborenen Künstlerin ist kein Zufall. Die Malerin war zwölf Jahre lang Chor- und Orchestermitglied der Musikschule „Johann Sebastian Bach“ in Potsdam. Der Klang und die Musik sind über einen langen Zeitraum hinweg ein prägender Teil ihres Lebens gewesen und begleiten sie noch immer. Dies zeigt sich im schwebenden Ton der Bilder, in leichthändig aufgetragenen Tusch- und Tusch-Acryl- und Ölfarben. Wobei Musik und Oper ja durchaus auch dramatisch und schwergewichtig sein können. Die Bilder von Wilsky allerdings bewegen sich in einer anderen Welt, aggressive Gewalttaten sind hier nicht zu erwarten. Selbst die „schöne Melancolia“ ist eher eine Schlafwandlerin als eine von depressiven Schüben durch die Nacht getriebene Frau.

Dennoch spart Wilsky nicht mit malerischen Kontrasten und Gegensätzen. Aufgeteilt in klar abgegrenzte schwarze und weiße Flächen, untergliedert in flächige Formen schafft Wilsky auf dem Bild der „Melancolia“ eine Szenerie, der etwas Traumhaftes anhaftet, oder die direkt aus einem Märchen stammen könnte. Der narrative Unterton vieler ihrer Bilder verdankt sich vermutlich ihrer Ausbildung an der Fachhochschule Potsdam, wo Wilsky bis 2007 Kommunikationsdesign studierte. Seit dem Ende ihrer Ausbildung hat Wilsky kontinuierlich vorwiegend in Potsdamer Galerien und Vereinen, aber auch im Kunstmuseum Dieselkraftwerk in Cottbus ausgestellt. Sie erhielt verschiedene Förderpreise und verbrachte einen zweimonatigen Arbeitsaufenthalt in Jordanien. Hierbei hat sie ihren Stil konsequent weiterentwickelt.

Wiederkehrende Motive wie Schmetterlinge, tanzende und fliegende Ballerinas und Tänzerinnen prägen und ergänzen den musikalischen Grundcharakter ihres Werkes. Und zeigen auch, dass es der Künstlerin nicht um Thesen oder konkrete Narration, sondern um den Gesamtklang der Bilder geht. Diese eröffnen Assoziationen an Waldwiesen und laue Sommernächte. Der Betrachter ist aufgefordert, den Klängen der unter liegenden Notenblätter zu lauschen. Es ist eher Debussy als Bizet. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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