zum Hauptinhalt
Beim „Hobbit“ sind „Wilde und Vogel“ zu dritt. Während Charlotte Wilde die Musik beisteuert, bewegen Michael Vogel und Florian Feisel im Vordergrund die Puppen.

© Wilde und Vogel

"Der Hobbit" im Potsdamer T-Werk: Gewitzter Meisterdieb

Das Leipziger Figurentheater „Wilde und Vogel“ ist im T-Werk zu Gast und bringt seine Version des Tolkin-Klassikers „Der Hobbit“ auf die Bühne – mit Mandolinenklängen und Orkgesang.

Von Helena Davenport

Potsdam - Bilbo Beutlin ist ein genügsamer Hobbit mit friedsamem Gemüt. Er mag es beschaulich und lebt recht unauffällig. Bis eines Tages 13 Zwerge vor seiner gemütlichen Wohnhöhle stehen, geleitet von Zauberer Gandalf. Mit diesem Besuch wird sich für Bilbo Beutlin alles verändern. Er soll den Zwergen nämlich dabei helfen, ihren Schatz wiederzubekommen, der sich in den gefährlichen Klauen des Drachen Smaug befindet. Ein Vierzehntel des Schatzes soll ihm gehören. Nach kurzem Zögern lässt er sich zu dem Abenteuer überreden – obwohl die Reise zum Berg Erebor, in dem der Drache lebt, alles andere als eine Kaffeefahrt ist. Das mächtige Gestein befindet sich in einem weit entfernten Land von Mittelerde.

J. R. R. Tolkiens Fantasyroman für Kinder aus den 1930er Jahren, die Vorgeschichte des „Herrn der Ringe“, ist ein Klassiker. 2012 erschien der erste Hobbit-Kinofilm, der erste von drei Teilen. Am Freitag und Samstag ist die zauberhafte Geschichte um den menschenähnlichen, wenn auch wesentlich kleiner gewachsenen Bilbo in Potsdam als Puppentheater zu erleben. Das Leipziger Figurentheater „Wilde und Vogel“ ist im T-Werk zu Gast und bringt sein 2005 konzipiertes Stück für Erwachsene und Kinder in zwei Vorführungen auf die Bühne. Aber wieso Puppentheater, wenn es bereits aufwendig produzierte Blockbuster gibt? „Weil man ins Figurentheater vieles reindenken kann, das ist das Besondere“, sagt die Musikerin Charlotte Wilde, die das Theater 1997 zusammen mit dem Figurenspieler und -bauer Michael Vogel gegründet hat. Die Puppen können sich nicht verstellen, die Fantasie ist gefragt.

Bilbo Beutlin mag es eigentlich gemütlich.
Bilbo Beutlin mag es eigentlich gemütlich.

© Wilde&Vogel

Zwergengesang und Orkklänge

Die Figuren hat Vogel allesamt selbst gebaut: den Gandalf mit langem weißen Bart und Umhang, und auch den gigantisch großen Drachen. Sie alle müssen nach jeder einzelnen Vorstellung instand gehalten werden. Bilbo ist unerwartet klein, getreu der Romanvorlage. Allerdings kennt man das sanftmütige, wenn auch eigensinnige Geschöpf ja in erster Linie aus dem Kino und da wird es nun mal von einem menschlichen Schauspieler verkörpert. „Die Dimensionen kommen bei uns besser zur Geltung“, sagt Wilde.

Bei seinem Stück „Der Hobbit“, das übrigens die ganze Reisegeschichte in nur 70 Minuten erzählt, wird das Leipziger Theater-Duo von dem Puppenspieler Florian Feisel unterstützt. Somit seien beide Schulen vertreten, sagt Wilde. Zwei verschiedene Traditionen würden quasi aufeinandertreffen. Denn Feisel hat Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin studiert und Vogel in Stuttgart. Während das Puppentheater zu DDR-Zeiten durch städtische Puppentheater weit verbreitet war, wurde es im Westen, so auch in Stuttgart, der freien Szene angerechnet.

Wilde selbst bespielt den Bühnenraum mit elektrischer Geige und Mandoline. Es wird aber auch gesungen: Schon ganz zu Anfang, wenn Bilbo von dem Gold erfährt, das ihm versprochen wird. Da stimmen die Zwerge zum Gesang an. Und auch wenn die Elben später ins Spiel kommen, soll es nicht bei rein instrumentaler Musik bleiben. Noch temperamentvoller geht es dann bei den Orks, den eher ungemütlichen Kerkerwesen, zu. Was aber in allen Szenen im Zentrum stehen soll: Bilbos Mut. „Auch wenn man klein ist, kann man etwas ausrichten“, sagt Wilde. Das möchte das Puppentheater verdeutlichen. 

>>„Der Hobbit“, Figurentheater mit Musik, am Freitag und Samstag, jeweils um 20 Uhr, im T-Werk, Schiffbauergasse

Zur Startseite