zum Hauptinhalt

Kultur: Der erste Gartendirektor

Johann Gottlob Schulze zum 250. Geburtstag

Johann Gottlob Schulze zum 250. Geburtstag Heute vor 250 Jahren wurde im thüringischen Altengottern Johann Gottlob Schulze geboren, der erste in der Reihe der nunmehr elf Potsdamer Gartendirektoren. Er hatte sich in Leipzig auf eine Laufbahn als Baubeamter vorbereitet und fand 1777 seine erste Stelle als Baukondukteur am kgl. Baukomptoir Potsdam. Sein Vorgesetzter war 1775 bis 79 Carl von Gontard, auf ihn folgten Georg Christian Unger (bis 1781) und Heinrich Ludwig Manger (bis 1787). Nachdem er 1784 zum Rendanten der Potsdamer Immediat-Baukasse aufgestiegen war, heiratete er die Tochter Mangers. Mit ihr sollte er 15 Kinder haben. Nach dem Ableben König Friedrichs II. 1786 wurden die Baukomptoire in Hofbauämter umgewandelt. Der neue König Friedrich Wilhelm II. beförderte Manger 1787 zum Oberhofbaurat und Schulze zum Bauinspektor. Doch seine Tätigkeit als Architekt sollte jäh enden. 1787 wurde die heutige Gartendirektion gegründet, die nunächst Gartenispektion hieß. Garteninspektor wurde Manger. Als dieser am 1790 starb, ernannte der König Schulze zum Nachfolger. Mit 35 Jahren machte Schulze so den entscheidenden Karrieresprung. Hofbauintendant Woellner verfaßte die Instruktion. Danach war es Aufgabe des Garteninspektors, „über sämmtliche Königl. Gärten, Plantagen und Alleen dergestalt Aufsicht und Sorgfalt zu tragen, daß er nicht nur das gesammte Gartenwesen, sämmtliche Pflanzungen und Treibereyen dirigiret und in Ordnung erhält, dabey alles nach bestem Wissen und Gewissen, mit Fleiß, ohne Ansehen der Person, unpartheiisch, einrichtet und behandelt.“ Besonders, daß der König guten Spargel, Kohl und Salat erhält, war Sache des Garteninspektors. Während der König sich zum Entwerfen neuer, landschaftlicher Gärten besonderer Gärtner wie Eyserbeck bediente, verließ er sich bei der Verwaltung der bestehenden Gärten auf die Erfahrungen Schulzes. Schulze hatte es nicht leicht, sich gegenüber den ihm nun unterstellten alteingesessenen Hofgärtnern, die gewohnt waren, nur dem König zu gehorchen, durchzusetzen. 1793 wollte Eyserbeck die Weinbergterrassen von Sanssouci schleifen, was Schulze verhindern konnte. Die Abtragung der Marmorkolonnade im Rehgarten konnte er allerdings nicht stoppen, weil der König das Material am Marmorpalais brauchte. 1825 hat er sich noch für die Erhaltung der barocken und friderizianischen Parkskulpturen eingesetzt. So profilierte er sich als Verteidiger des friderizianischen Sanssouci, obwohl er von Alter und Neigung ein Freund des Landschaftsgartens war. Sein Ziel war ein gut funktionierender Betrieb. Die Regierungszeit Friedrich Wihelms II. war die erfolgreichste Wirkenszeit Schulzes. Es gelang ihm, in Potsdam und in Brandenburg zahlreiche Baumschulen einzurichten. Ein Trompetenbaum am Ökonomieweg in Sanssouci erinnert bis heute an seine Musterpflanzung ausländischer Ziergehölze am Südrand des Parks. In der 1790 angelegten Gehölzsammlung stand von jeder Baumart in alphabetischer Folge ein Exemplar. Nach dem Tod Friedrich Wilhems II. sorgte Friedrich Wilhelm III. dafür, „daß ünnütze und schadende Subjekte in der Verwaltung ausgesondert werden sollen." Woellner fiel, Schulze blieb. 1798 wurde Valentin von Massow aus Steinhöfel neuer Gartenintendant, und Schulze erhielt den Titel Gartendirektor. Um ein Bild von der Leistungsfähigkeit seiner Baumschulen zu geben, führt Schulze selbst an, dass er im Jahre 1814/15 2.076 Obstbäume zur Pflanzung in den Landkreisen Teltow und Zauche liefern konnte. Nicht minder bedeutend waren die Obst- und Gemüsetreibereien unter Schulze. Nachdem er Probleme mit Hofgärtnern, Probleme mit zwei vorgesetzten Hofmarschällen und die Befreiungskriege durchgstanden hatte, begannen 1816 noch Probleme mit einem Gärtnergesellen aus Bonn. Der Geselle namens Lenné intrigierte gegen Schulze im allgemeinen und gegen seine Baumschulen insbesondere, verlangte er eine Zentralbaumschule unter seiner eigenen Leitung und zeichnete Entwürfe, wie man alle Gärten ganz anders gestalten sollte. Mit Erfolg. 1818 erließ der Gartenintendant v. Maltzahn ein Rundschreiben an die Hofgärtner: "Se. Majestät der König haben die Gnade gehabt, den Herrn Lenné zum Mitgliede der Garten-Direktion zu ernennen. Ich mache solches den Herrn Hofgärtnern hierdurch bekannt mit dem Bemerken, daß sie den Anordnungen des H. Lenné eben so Folge zu leisten haben, als wenn solche von mir oder von dem Garten-Direktor ergangen."Das erfolgreiche Mobbing und erfolglose Gegenmobbing nahm kein Ende. 1823 wurde Lenné Direktor der Gärtnerlehranstalt und der Landesbaumschule. Seitdem nannte sich auch er Gartendirektor, obwohl nur Schulze diese offizielle Dienstbezeichnung zustand. Alle Bestrebungen Lennés hatten nur das eine Ziel, neu zu schaffen oder umzuschaffen. 1828 wurde er mit 74 Jahren pensioniert. Nach der Übergabe der Dienstwohnung an Lenné hat Schulze noch sechs verbitterte Jahre in seinem Privathaus in der Allee nach Sanssouci verbracht und starb am 24. Mai 1834. Er wurde auf dem Bornstedter Kirchhof beigesetzt. Historiker haben Schulze vorgeworfen, dass er von der Gartenkunst nichts verstanden habe. Umgestaltungen in den Gärten waren aber nie seine Aufgabe. Seine Leistungen sind an seinen Aufgaben zu messen, an den Baumschulen, an den Obst- und Gemüsetreibereien, an der Erhaltung wertvollen Kulturgutes. Die Geschichte der Gärten wird heute nicht mehr lediglich als eine Abfolge genialer Gartenkünstler gesehen. Vielmehr wird erkannt, daß die Gärten und ganz besonders die der Preußenkönige nicht nur Kunstwerke, sondern in starkem Maße Stätten gartenbaulicher Produktion und Technik waren. Aus dieser Perspektive ist es möglich geworden, Schulzes gartenbauliche Leistung in ihrer wahren Bedeutung zu würdigen. Gedenkveranstaltung für Johann Gottlob Schulze morgen um 16 Uhr in der Bornstedter Kirche.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false