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Kultur: Der elfte Streich Comics in der

Kunstschule Potsdam

„Max und Moritz, diese Kerle schütteln Elfen aus der Erle“. Das hat die 9-jährige Jasmin unter ihr zauberhaftes Bild geschrieben. Und man merkt sogleich, dass sie sich nicht nur von den Bildern Wilhelm Buschs sondern vor allem auch von dessen Schüttelreimen inspirieren ließ. Diese sind, ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind, in riesiger Anzahl als geflügelte Worte in den Sprichwörtervorrat des Deutschen eingegangen. Und „bezaubern“ auch heutige junge Comicleser.

Wilhelm Busch, der hierzulande liebevoll als „Großvater des Comics“ bezeichnet wird, stand im Mittelpunkt eines Comicprojektes der Kunstschule Potsdam, dessen vielgestaltige Ergebnisse in der Babelsberger Einrichtung zu sehen sind. Denn wer glaubt, dass Comics vorwiegend sequenzielle Bildgeschichten auf Papier sind, wird in der Ausstellung eines Besseren belehrt. Nicht nur die farbigen Pappmachéreliefs der jüngsten Kunstschüler – mit Darstellungen saftiger Brathähnchen, angelnder Knaben oder des käfergeplagten Onkel Fritz – erheben die Bildgeschichten beinahe zu einer eigenen „Gattung“ der Bildenden Kunst sondern auch die vortrefflichen Keramiken.

So formte und gestaltete die 22-jährige Lisa einen Leporello aus Keramikplatten, auf dem sie eine selbst erfundenen originelle Hans-Guck-in-die-Luft-Geschichte verewigte. Die viel jüngere Ola erfand den „fliegenden Robert“ und Leonie probierte, auf dem sehr ungewöhnlichen Ausgangsmaterial den ersten Streich der weltberühmten Lausbuben umzusetzen. Denn „Max und Moritz“ waren und sind, mit Übersetzungen in vierzig Sprachen, das erfolgreichste Kinderbuch der Welt. Und auch heuute findet man in vielen Privatbibliotheken noch immer Wilhelm Buschs kongeniale Alltagsgeschichten.

Alltagsgeschichten und -erlebnisse haben auch Kunstschüler zu Papier gebracht, egal ob es sich um „Das vergessene Hockeyturnier“ von Antje handelt oder die Krimigeschichte von Tim, in der es von unzähligen Ratten wimmelt. Oder Alisha, die ganz viele Tiere beim Shoppen zeigt. Das Schicksal von Tieren hat auch die Bildgeschichte von Wolfgang Göritz, die äußerst filigran mit der Feder gezeichnet ist, inspiriert. Der frühere Zahnarzt und heutige Rentner hat sich darin in seine frühe Kindheit in das Jahr 1948 zurückversetzt, und dargestellt, was er damals als kleiner Junge erleben musste, als er größere Dorfjungen beim „Spielen“ mit Fröschen beobachtete.

Zum Glück hat er mit so vielen Jahrzehnten Abstand einen sehr „befreienden“ Schluss für alle Beteiligten erfunden. Und sich dabei wie auch die Jüngsten aus dem unerschöpflichen Reservoir Buschs bedient. Nur die 7-jährige Margareta erfand ganz keck einen „Elften Streich“ und auch Matti hat sich in seiner Bildgeschichte lieber mit dem „Theater“ im Bundestag befasst und Franz Müntefering sehr abenteuerlich aussehende Gesellen zur Seite gestellt.

Astrid Priebs-Tröger

Bis 28. 2., Mo -Fr, 9 bis 19 Uhr Kunstschule Potsdam

Astrid Priebs-TrögerD

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