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Kultur: Das Volk in der Hauptrolle

Die Potsdamer Winteroper geht mit einem Händel-Oratorium in die elfte Saison

Die Potsdamer Winteroper geht in die elfte Saison. Das kulturelle Highlight der Landeshauptstadt, veranstaltet von der Kammerakademie und dem Hans Otto Theater Potsdam, wird ab 24. November wieder in der Friedenskirche Sanssouci stattfinden. Die Proben haben dieser Tage begonnen. Wegen der Sanierung und Restaurierung des bislang angestammten Schlosstheaters im Neuen Palais verlegte man den Aufführungsort der Winteroper in die Friedenskirche Sanssouci.

Doch die Ausweichspielstätte erwies sich als Glücksfall, auch weil man sich inhaltlich auf den sakralen Raum einließ. In Szene gesetzte Oratorien und Opern von Händel, Mozart, Alessandro Scarlatti erwiesen sich in der Friedenskirche als tragfähig, weil sie immer einen biblischen Bezug hatten. Auch in diesem Jahr wird es so sein. Georg Friedrich Händels Oratorium „Israel in Ägypten“ aus dem Jahre 1738, das ein Jahr später in London uraufgeführt wurde, steht auf dem Spielplan. Die junge Regisseurin Verena Stoiber und der erfahrene Dirigent Konrad Junghänel werden für die Inszenierung verantwortlich zeichnen, bei der unter anderen die Sopranistin Marie Smolka, der Altist Benno Schachtner, der Chor der Winteroper sowie die Kammerakademie Potsdam mitwirken.

„Israel in Ägypten“ ist ein außergewöhnliches Werk und stellt an die Ausführenden außergewöhnliche Anforderungen. Es erzählt eine Geschichte des Alten Testaments, aus dem zweiten Buch Mose (Exodus). Das Volk Israel, also der Chor, ist ganz einbezogen in das dramatische Geschehen von der harten Knechtschaft in Ägypten bis hin zum Auszug aus dem Land und dem glücklichen Durchgang durch die geteilten Fluten des Roten Meeres. Es ist gleichzeitig Zeuge der Plagen, die Gott Jehova über das Land kommen lässt zur Strafe für die Unbeugsamkeit des Pharaos: blutige Gewässer, Heuschrecken und Frösche, Unwetter und Hagelstürme, Finsternis, Tod der Erstgeborenen.

Der letzte Teil ist ein großer Lobgesang des Volkes über den errungenen Sieg und den geglückten Exodus. Mit 28 Chören, von denen 13 achtstimmig gesungen werden, zum Teil fugiert und in komplizierter Gliederung, hat Händel ein regelrechtes Kompendium der Chormusik komponiert. Der Chor spielt die Hauptrolle. Mehr noch als die kompositorische Anlage beeindruckt die musikalische Umsetzung und Ausdeutung des kräftigen, farbigen Textes.

Händel schrieb das Oratorium nicht unbedingt für aristokratische Kreise, sondern für die große Öffentlichkeit. Doch das Uraufführungspublikum in London war nicht sehr begeistert von dem Oratorium: Zu viel Chormusik, zu wenig Virtuoses in den Arien. Das Werk scheint aber mit seinem Affektausdruck auf ein größeres Publikum geradezu hinkomponiert worden zu sein und entfaltet auch heute noch unmittelbar seine sinnliche musikalische Wirkung. Seit dem 19. Jahrhundert nahm es an Beliebtheit zu.

Klaus Büstrin

Premiere am 24. November, 19 Uhr, in der Friedenskirche Sanssouci. Weitere Aufführungen am 25., 26. November, 1., 2. und 3. Dezember, jeweils 19 Uhr

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