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Kultur: Das T-Werk reist zum Erdmittelpunkt Liebe zum Detail beim Klassiker von Jules Verne

Alles im T-Werk ist anders als sonst. Die Zuschauer sitzen auf der Bühne und gespielt wird dort, wo sonst das Publikum sitzt.

Alles im T-Werk ist anders als sonst. Die Zuschauer sitzen auf der Bühne und gespielt wird dort, wo sonst das Publikum sitzt. Denn schließlich müssen in der Inszenierung „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ hohe Vulkane bestiegen und tief ins Erdinnere vorgedrungen werden. Und: Auf der Bühne agieren diesmal 13- bis 15-Jährige, die seit vier Jahren unter der Leitung von Nora Raetsch im Puppentheater Teufel zusammenarbeiten.

Die Jugendlichen erzählen den berühmten Jules-Verne-Roman als Marionetten- und Scherenschnitt-Theater. Und sie geben der mehr als 150-jährigen Story um Professor Lidenbrock und seinen Assistenten Axel neben allem Märchenhaften auch eine sehr gegenwärtige Interpretation mit. Denn: Sie schicken ein Mädchen mit auf Expedition.

Die junge Grauben sehnt sich danach, an einer Universität zu studieren – unmöglich für Frauen im 19. Jahrhundert! Und Axel, Neffe und Assistent des berühmten Geologie-Professors, hat zwar jede Menge Wissen angehäuft, traut sich aber nicht wirklich in die Welt hinaus. Grauben hingegen hat eine Menge Abenteuerlust im Gepäck und reist dem Wissenschaftlerduo schließlich eigenmächtig hinterher, um bei der Erkundung des Erdinneren dabei zu sein. Zum Expeditionsteam, das von selbst gebauten Marionetten und ihren Spielern dargestellt wird, gesellen sich schließlich noch die überfürsorgliche Haushälterin Martha und der einsilbige isländische Jäger Hans.

Diese Truppe begibt sich auf die fantastische Reise, deren Stationen mithilfe von vielen Tüchern, Geräuschen und ebenjenen Scherenschnitt-Szenen bebildert werden. Großartig ist das, wenn die Reisenden einen gerade rauchenden Vulkan besteigen oder schließlich in seinem Inneren verschwinden – alles en miniature als Schattenspiel erzählt. Und mit sehr großer Liebe fürs Detail, wie die gesamte Ausstattung.

Gefährlich wird es, als die fünf fast verdursten oder Grauben im Höhlensystem verlieren. Doch auch hier zeigen die jungen Akteure, dass es für fast alle Probleme eine Lösung gibt, wenn man solidarisch handelt. Und: Fast wichtiger als der Nachruhm sind die Eigenschaften, die die Teilnehmer während der abenteuerlichen Reise gewinnen. Mut, Tatkraft und eine große Portion Gemeinschaftssinn. Und natürlich gab es auch für alle Zuschauer ein Happy End, als die Expedition – wie schon bei Jules Verne – am Stromboli auf Sizilien endet. Grauben und Axel werden ein Paar, aber nur unter der Bedingung, dass die junge Frau studieren geht und der Ehemann sich gleichverpflichtet um den gemeinsamen Haushalt kümmert.

Jugendliche, die Lust haben, bei der nächsten Theaterexpedition des Puppentheaters Teufel als Darsteller oder hinter der Bühne mit dabei zu sein, können sich ab November im T-Werk bei Nora Raetsch anmelden. Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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