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Die Lyrikerin Andrea Lütkewitz (rechts) und die Künstlerin Dominique Raack haben ein Crowdfunding-Projekt für das Buch "Als könnten wir bleiben" gestartet.

© Andreas Klaer

Crowdfunding für Potsdamer Buchprojekt: Die Mondsucherinnen

"Als könnten wir bleiben" heißt das Buchprojekt der Lyrikerin Andrea Lütkewitz und der Künstlerin Dominique Raack. Damit es auf den Weg kommt, suchen sie nach Unterstützung.

Potsdam - Zusammengeführt hat die beiden die Göttin der Obstfrüchte. Andrea Lütkewitz und Dominique Raack begegneten sich zum ersten Mal im Rahmen einer Ausstellung im Tempel der Pomona auf dem Pfingstberg. Für die Künstlerin Dominique Raack war es die erste Einzelausstellung. Dass die, die damals für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, auch Gedichte schrieb, erfuhr Raack erst später. 2018 sollte Andrea Lütkewitz, die auch für diese Zeitung schreibt, ihr Debüt veröffentlichen: "Nuss Schalen Bruch". Im Selbstverlag, mit Illustrationen von Susanne Laser.

Am Tag der Offenen Ateliers im Corona-Jahr 2020 begegneten sie sich wieder. Andrea Lütkewitz kam ins Rechenzentrum, wo Dominique Raack ihr Atelier hat, und musste die Künstlerin nicht lange überreden. Jetzt plant Lütkewitz ihre dritte Publikation: Wieder auf eigene Faust. Wieder mit einer Künstlerin an ihrer Seite. Diesmal Dominique Raack. Arbeitstitel des gemeinsamen Projekts: "Als könnten wir  bleiben". Finanziert werden soll es per Crowdfunding - ein Experiment. Der Versuch, nah an den Leser:innen zu sein. Und vor allem: unabhängig zu bleiben. Zu arbeiten und gestalten, wie man will.

Das Thema: Endlichkeit 

Dass mit dem Konjunktiv im Titel jede Menge Melancholie mit hereinschwappt, ist kein Zufall. Thema des Buches ist eine Endlichkeit, die viel größer ist als der Mensch oder dessen Beziehungsgeflechte, die man zunächst mit dem Titel assoziieren mag. Das Thema, das beide umtreibt und verbindet, ist die Natur. Das Zuhause des Menschen, das er bewohnt, als gäbe es kein Morgen. Blind, selbstgerecht, zerstörerisch.

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Wie eng die Ideenwelten der beiden verwoben sind, zeigt das Motiv, mit dem sich schon vor der gemeinsamen Arbeit intensiv beschäftigt hatten. Der Mond. "Von Monden", so hieß der zweite Lyrikband, den Andrea Lütkewitz 2020 zusammen mit der Künstlerin Anna Eichhorn herausgebracht hatte. Der Titel von Dominique Raacks Ausstellung damals im Pomonatempel: „Promises from the Moon“.

Der Welt ihr Geheimnis zurückgeben

Auch technisch ähneln sich die Arbeitsansätze der beiden Künstlerinnen mehr, als man denken mag. Raacks Fotoarbeiten entstehen in einem digitalen Prozess, bei dem Fragmente verschiedener Fotos ausgeschnitten und miteinander überlagert werden. Das Resultat ist eine Bildwelt weit entfernt von Fotorealismus, verfremdete und zugleich vertraute Chiffren von bekannten Dingen. Blüten, Äste, Himmel. 

Ähnlich funktioniert Lütkewitz' Lyrik. Glasklare Bilder und Beobachtungen schieben sich in ihren Gedichten ineinander und übereinander, sind erkennbar und doch Teil eines nie eindeutigen Ganzen. Beide, Andrea Lütkewitz und Dominique Raack, geben der Welt etwas von ihrem Geheimnis zurück. Und wenn der Mond Chiffre für eine Sehnsucht nach dem Uneindeutigen, Überzeitlichen ist, dann kann man beide wohl als Mondsüchtige beschreiben.

Wer auf die Natur schaut, sieht sich selbst

Mit der Natur verbindet Andrea Lütkewitz und Dominique Raack viel. Demut, darin sind sie sich einig. Aber was ist es, das sie an der Natur als künstlerisches Sujet so fesselt? Das Gefühl, etwas Fragilem dabei zu zu sehen, wie es durch den Menschen verändert wird. "Die Natur berührt mich einfach total", sagt Andrea Lütkewitz. "Der Gedanke, dass alles lebt. Die Verletzlichkeit." Dominique Raack sagt: "Die Unbeschwertheit in der Naturbetrachtung ist weg." Sie fasziniert vor allem, dass man im Leben und Streben der Natur etwas zutiefst Menschliches findet. "Wenn man auf die Natur schaut, schaut man eigentlich auf sich selbst."

Als Illustrationen will Dominique Raack ihre Arbeiten nicht verstanden wissen. Auch wenn die Gedichte zu erst da waren, und Raacks Fotocollagen in Reaktion darauf entstehen. Eher soll es ein Nebeneinander von Text und Kunst werden, etwas das punktuell auch ineinander fließen kann. 

Eine Postkarte als Dankeschön

Bis zum 5. September wollen sie 2000 Euro über die Plattform www.startnext.com zusammenbekommen. Geplant ist eine Auflage von 500 Stück, auf schönem Papier. Wer spendet, hilft nicht nur einem unabhängigen Buch auf den Weg, sondern bekommt auch ein Dankeschön: eine Postkarte oder einen Kalender. Wenn die erzielte Höhe nicht zusammenkommt, bekommen die beiden gar nichts. Ein Pokerspiel.

"Es ist eine Reise ins Unbekannte", sagt Dominique Raack, und klingt, als wäre das genau ihr Terrain. "vielleicht ist so das geben", schreibt Andrea Lütkewitz in einem Gedicht über den Mond. "es vergisst einer der diebe / das versteck für eins der stücke / und es keimt und wächst und leuchtet / aus der erde ohne absicht / auch für uns ohne zurück."

Wer das Projekt unterstützen will, kann das unter www.startnext.com/als-koennten-wir-bleiben bis 5.9. tun.

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