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Clubkultur in Brandenburg: Festivals sind die Clubs von Brandenburg

Wie es um die Popkultur im Land steht

„Es gibt Länder, wo was los ist – und es gibt Brandenburg.“ Diese Zeile von Rainald Grebe dürfte so manchem durch den Kopf gehen, wenn es um die Frage geht: „Was geht in Brandenburgs Popmusik-Szene?“ Genau dieser Frage widmeten sich am Donnerstag Vertreter aus Musik und Politik in der Auftaktveranstaltung des diesjährigen Popup-Kongresses im Casino der Fachhochschule Potsdam.

Schon beim Grußwort von Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch wird klar: In der Mark geht durchaus etwas, über 50 Pop-, Rock-, Electro- und Jazz-Festivals beherbergt das Bundesland, so Münch. Die Festivals waren es dann auch, die sich im Laufe des Abends als eines der größten Potenziale Brandenburgs herauskristallisierten – als Auftrittsmöglichkeit für Musiker und als Belebung des Hinterlandes: „In den 90er Jahren hätten wir in Berlin Clubs eröffnet, aber das geht ja nicht mehr“, sagte ein Besucher. Also geht man raus und macht Festivals.

Kein Feiern zwischen See und Acker

Dafür habe Brandenburg gute Voraussetzungen: „An den Rändern ist es sehr menschenleer, ich habe noch keine Klagen gehört, dass es zu viele Festivals gäbe“, sagte Detlef Franke, Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur Brandenburg e.V. Zudem sei Brandenburg das niederschlagsärmste Bundesland, so Besucher – optimale Bedingungen.

Fröhliches Feiern zwischen See und Acker also? Nicht ganz. Vor allem mangelnde Förderung und wachsende Auflagen machen der Szene zu schaffen: „Seit einigen Jahren bin ich nur noch mit der Juristerei beschäftigt“, sagte ein Festivalveranstalter aus dem Publikum. Musiker müssten ihre kreative Energie immer mehr auf juristische Fragen, die Suche nach Proberäumen, Management und Marketing verschwenden, statt auf ihre Musik, beklagte auch Reggae-Musiker Mellow Mark: „Es müsste Institutionen geben, die Musiker bei diesen Problemen unterstützen.“

Auflagen machen kleinen Clubs zu schaffen

Michael Schallert, Potsdamer Musiker und Mitarbeiter der Bookingagentur Magnificent Music, wies zudem auf die Bedeutung von soziokulturellen Zentren und Jugendclubs für junge Musiker hin: „Junge Bands sind auf solche Auftrittsorte, wie zum Beispiel das Spartacus in Potsdam, angewiesen.“ Auflagen beim Lärmschutz machen kleinen Clubs jedoch zunehmend zu schaffen – Schallert schlug vor, ähnlich wie in Berlin einen Fond für Schallschutzmaßnahmen einzurichten.

„Es gibt keinen Grund für schlechte Laune, in den letzten zwei Jahren hat sich viel getan“, entgegnete Cerstin Gerecht vom brandenburgischen Kulturministerium. „Ich habe noch in keinem anderen Bundesland gesehen, dass sich die Verwaltung so für das Thema einsetzt.“ Das sehe man daran, dass sogar Ministerpräsident Dietmar Woidke Schirmherr für den Popup-Kongress sei und dass es seit 2016 die „Offensive Popularmusik Brandenburg“ gebe. Sie plädierte für mehr Austausch zwischen den Akteuren: „Es braucht eine Lobby, die der Politik sagt, was die Probleme von Musikern oder Veranstaltern sind – das wissen wir oft gar nicht.“

„Ich sehe in den letzten Jahren ein Erstarken dieser Szene."

Wohlwollen gibt es also, aber wie sieht es mit dem Geld aus? Der Fokus der öffentlichen Förderung liege nach wie vor auf Klassik, Theater und Museen, so Isabelle Vandré von der brandenburger Linksfraktion: „Es gibt eine klare Überrepräsentanz klassischer Kulturthemen in Brandenburg.“ Detlef Franke wird deutlicher: „Ich spüre die Tendenz eines Zwei-Klassen-Systems zwischen Hoch- und Popkultur. Die Landesregierung scheint auf das pädagogische Recycling von Hochkultur zu setzen, was an der Lebensrealität vieler Brandenburger vorbeigehen dürfte.“

Zur Lebensrealität in Brandenburg gehört auch, dass rechte Subkulturen auf dem Land oft die einzig verbliebene Jugendkultur sind. „Ich sehe in den letzten Jahren ein Erstarken dieser Szene“, sagte Mellow Mark. Ihm wäre wichtig, wenn Rock- und Pop-Musik wieder verstärkt in solche Regionen gehen würde, um dort „Musik, Freude und Weltoffenheit“ zu verbreiten. 

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