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CD-Vorstellung in Potsdam: Zwei, die sich gefunden haben

Der Pianist Mario Häring stellt seine neue CD mit Debussy-Werken in Potsdam vor.

Potsdam - Da gibt es also doch noch Mäzene, die einem aufstrebenden Tastentalent wie Mario Häring per Crowdfunding-Aktion die Produktion seiner zweiten Solo-CD „ Les Préludes sont des Images“ ermöglichen, die er nun im Potsdamer Palais Lichtenau vorstellt. Sie vereint Claude Debussys Zyklen „Children’s Corner“, den ersten Band der „Préludes“ und die zweite Serie der „Images“ sowie die „Réverie“-Piece. Alles das stammt aus einer Schaffensperiode und bietet dennoch sehr verschiedene Eindrücke von Debussys unverwechselbarem Notenschreibstil. „Allen gemeinsam ist ein stark atmosphärischer Ausdruck, der oft mehr Zustände als Handlungen beschreibt und somit zum Träumen einlädt. Das spricht mich als Träumer natürlich besonders an“, so der Pianist deutsch-japanischer Herkunft im Silberscheiben-Booklet (Ars Produktion Schumacher).

Da scheinen sich zwei gefunden zu haben, die auf gleicher Wellenlänge schwingen. „Trotzdem muss man dabei natürlich darauf achten, sich nicht nur im Verträumen zu verlieren, sondern auch das Gesamtbild im Blick zu haben.“ Beides ist bei Mario Häring in guten Händen. Dass dabei nicht nur das der Musik innewohnende Gefühl zu seinem Recht kommt, sondern auch der Verstand beschäftigt wird, zeichnet seine Deutungen aus.

Mit drei Jahren beginnt er Geige zu spielen

Bereits mit drei Jahren macht der 1989 in Hannover geborene und in Berlin aufgewachsene Mario Häring seine ersten Erfahrungen auf der Geige, um zwei Jahre später Gefallen am Klavierspiel zu finden. Seine Karriere startet der 14-Jährige bei seinem Orchesterdebüt mit den Berliner Symphonikern. Noch vorm Abitur dringt er als Jungstudent in Berlin und Hannover in die schier unergründlichen Geheimnisse der Tastenkunst ein. 2017 schließt er in der Leinestadt sein Masterstudium bei Lars Vogt mit Bestnote ab. Zuvor sammelt er bei diversen Wettbewerben im solistischen und kammermusikalischen Bereich 16 erste Preise ein – von Hamburg bis Tokyo stehen ihm heute die Konzerthäuser offen.

Nun also Debussy pur. Für ihn hält Mario Häring eine Fülle an differenziertesten Klangfarben bereit, weiß er das Verschwimmende und Halbdeutliche, aber auch das Konturenklare, mit dem Debussy seine „Bilder der Wirklichkeit“ klangmalt, überzeugend auszudrücken. In den „Préludes“ geben sich die vielfältigsten Betrachtungen über Natur, Kunstwerke, Sagen und nichtige Alltagsanlässe quasi die Klinke in die Hand. Zu geheimnisvollen, gleichsam aus Erdspalten aufsteigenden Klangnebeln lässt der Pianist die Tempeltänzerinnen aus Delphi („Danseuses de Delphes“) hoheitsvoll einherschreiten, um wenig später zu berichten, „Was der Westwind gesehen“ und mit seinem toccatenartigen Orkanwüten angerichtet hat („Ce qu’a vu le vent d’ouest“). Sehr überzeugend, wie Häring die gleißende Sonne auf die Hügel von Anacapri („Les collines d’Anacapri“) zum Strahlen bringt. Tastenpoetisch widmet er sich dem Mädchen mit den Flachshaaren („La fille aux cheveux de lin“) oder bringt das dumpfe Glockengeläut der im Wasser versunkenen Kathedrale („La cathédrale engloutie“) zum Klingen. Ähnlich raffiniert, funkelnd und facettenreich betrachtet er die „Images“ (Bilder), in denen sich klingend Unsichtbares mit tonlos Sichtbarem beeindruckend mischt. Des Pianisten kristallklar-poetisches Spiel lässt auch den „Children’s Corner“-Zyklus, den Debussy für seine Tochter Chou-Chou geschrieben hat, zu einem Hörgenuss erster Güte werden. 

CD-Release-Konzert des Debussy-Albums am 29. 5 um 20 Uhr, im Palais Lichtenau, Kurfürstenstraße 40

Peter Buske

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