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Kultur: Buntes Land

Der BVBK zeigt in seiner Schau „kleine Werke 2“, wie vielfältig die Arbeit seiner Künstler ist. Vertreten ist auch die Malerin Marianne Gielen vom Rat der Kunst

Große Kunst in kleinem Format zeigt der Brandenburgische Verband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BVBK) in seiner aktuellen Ausstellung „kleine Werke 2“. Mit dieser und einer Ausstellung im vergangenen Jahr gibt der Berufsverband seinen rund 300 Mitgliedern die Möglichkeit, ihre Werke im Ausstellungsraum des Verbandes zu zeigen. „Nicht jeder Berufsverband von Künstlern hat auch einen Ausstellungsraum“, sagt Marianne Gielen, eine der beteiligten Künstlerinnen. Die Ausstellung zeigt, wie vielfältig die Arbeit der Brandenburger Künstler ist – in der Zweidimensionalität, aber auch im Dreidimensionalen.

Eine traditionelle Aktzeichnung von „Claudia“ zeigt etwa Bodo Neumüller. Die aus Latex geformten Gabeln von Sandra Riche befinden sich in einem mit Samt ausgelegten Kästchen. Und die „Bewegung“ von Gudrun Sailer überzeugt mit vielfältigen abstrakten Schwüngen, Linien und Formen. Aber auch fotografische Arbeiten sind dabei. Der viel gereiste Fotokünstler Klaus Fahlbusch zeigt eine Arbeit, auf der sich Fische zu einem halbtransparenten Fischmeer vereinen. Die All-Media Künstlerin Monika Funke Stern ist mit dem Foto „Flutung“ vertreten – eine Frau, bekleidet mit einem beschmutzten Laken, liegt auf einer gefluteten Steinfläche.

Zahlreiche Stilmittel, zahlreiche Materialien sind in der Ausstellung zu finden. Expressive malerische Positionen stechen besonders hervor. So auch die von Marianne Gielen. „Wiepersdorfer Spaziergang“ ist der Titel ihrer Acrylarbeit. Die Künstlerin hielt sich nämlich auf Schloss Wiepersdorf auf. Mit dieser Residenz in der Abgeschiedenheit erhielt sie Gelegenheit, sich voll und ganz auf ihre Malerei zu konzentrieren. Einige großformatige Arbeiten sind dort entstanden: Gielen hat auf langen Fahnen ihre Eindrücke von Wanderungen in und um Wiepersdorf festgehalten. „Reisen und die Stipendienaufenthalte haben mich wesentlich bereichert und prägen meine Kunst sehr stark“, sagt Gielen. Die Kunst hat in ihrem Leben einen immer größer werdenden Platz eingenommen.

Geboren 1943 in Straßburg, zog Gielen mit ihrer Familie unmittelbar nach dem Krieg nach Berlin. Schon zu Schulzeiten war die Kunst ihre große Liebe. Ihre Eltern, beide Mediziner, hätten sich eher einen bodenständigeren Beruf gewünscht, sagt die Künstlerin. Ein Kunststudium wollte Gielen zunächst nicht aufnehmen, sondern wählte die vermeintlich sichere Variante eines Jurastudiums. Begonnen in Berlin, setzte Gielen ihr Studium später in München fort, wo sie auch ihren Ehemann kennenlernte. Das Jurastudium schloss sie zwar mit dem ersten Staatsexamen ab, aber als sich der erste von drei Söhnen ankündigte, war an eine berufliche Tätigkeit nicht zu denken. Zu dieser Zeit brachen alte Rollenbilder auf und Gielen sympathisierte mit studentischen Protestbewegungen. Als Benno Ohnesorg im Jahre 1967 erschossen wurde, verkleidete sie ihren Citroen mit Trauerflor. „Meine Eltern waren davon nicht sehr angetan und wollten nicht mehr mit dem Wagen fahren“, erinnert sie sich. Ihr Ziel, sich der Kunst zu nähern, verfolgte Gielen mit freien Kursen und freier Zeichentätigkeit, um schließlich an der Hochschule der Künste das Studium „Kunst im Kontext“ abzuschließen.

Ein schwerer Schlag war für Gielen eine Krebserkrankung, die sie mittlerweile überwunden hat. „Danach hatte ich einen großen Hunger auf die Kunst und das Leben“, sagt sie. Also bewarb sich Gielen für Auslandsstipendien. Aufenthalte in China, Japan, Indien und anderen Ländern vermittelten ihr Einblicke in ganz unterschiedliche künstlerische Arbeitsweisen. „Davon sind mir viele Freundschaften geblieben, die auch heute noch halten. Das ist eine ungeheure Bereicherung“, sagt Gielen. Die Künstlerin hat schon in vielen Ländern ausgestellt. In diesem Jahr ist sie an einer Schau im Hong Dei Museum Chengdu in China beteiligt.

Neben ihrer Malerei war ihr stets die Arbeit für Verbände und Organisationen wichtig. So trat Gielen 1995 in den BVBK ein und wurde im Jahr 2007 Vorstandsmitglied. Auch im 2015 gegründeten Rat für Kunst und Kultur der Stadt Potsdam engagiert sie sich. „Wir begleiten die Kulturpolitik in Potsdam und versuchen im Sinne der Künstler darauf einzuwirken. Und wir sind auch ein Ansprechpartner für Künstler“, erklärt Gielen, „Wir wirken mit unserer Expertise und unserem Sachverstand.“ Richard Rabensaat

„kleine Werke 2“, Produzentengalerie, Charlottenstraße 122, zu sehen bis zum 26. August

Richard Rabensaat

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