Buchpublikation: Eva Strittmatter zum 90.: Der Winter kommt, der Frühling auch
Die Lyrikerin Eva Strittmatter wäre in diesem Jahr 90 geworden. Ein Buch feiert ihre Naturgedichte - mit Aquarellen des Potsdamer Künstlers Hans-Jürgen Gaudeck.
Potsdam - Der Winter kommt, so viel steht fest. Wie er aussehen wird, mit welchen Beschränkungen versehen, ist ungewiss, aber dass es auch im Corona-Jahr einen geben wird, und danach wieder einen Frühling, das mag beruhigen. Und womöglich erklärt es auch den Erfolg von Naturlyrik: Sie feiert die ewige Wiederkehr. Sie tröstet. Pandemien kommen und gehen, die Natur bleibt. Wer sie beschreibt, beschreibt auch die eigene Vergänglichkeit.
Eine der bekanntesten deutschsprachigen Lyrikerinnen wäre in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden: Eva Strittmatter.„Unterm roten Rotdorndach“, ein hübscher, im Berliner Steffen Verlag erschienener Band, erinnert an die Lyrikerin, deren Bücher in der ehemaligen DDR in Millionenauflage erschienen. Wen sollte es wundern? „So vergangen ist der der Sommer,/ als wär er gar nie gewesen, schreibt sie in „Schneewetter“. „Wollt ich mich erinnern, müßt ich/ Meine eigenen Verse lesen.“ Wer sich nach dem Sommer sehnt, den Winter fürchtet, an den Frühling glaubt und das Ferne im Naheliegenden sucht, der ist bei Eva Strittmatter auch und gerade im Jahr 2020 gut aufgehoben.
Dem dörflichen Leben abgerungene Gedichte
Eva Strittmatter, geboren 1930 in Neuruppin, war Lektorin, Autorin, Mutter und Ehefrau des Schriftstellers Erwin Strittmatter. Ihre Gedichte rang sie, zunächst unveröffentlicht, dem von Kindern und Haushalt geprägten Alltag im märkischen Schulzenhof ab, wo sie seit 1954 als dritte Ehefrau Strittmatters lebte. Ihr erster eigener Gedichtband erschien erst 1973, der Titel: „Ich mach ein Lied aus Stille“. Sie überlebte ihren Mann um viele Jahre, musste den Tod ihres Sohnes Matti verwinden.
„Unterm roten Rotdorndach“ versammelt nicht nur Gedichte Strittmatters von den 1960er Jahren bis zum Spätwerk nach 2000, sondern auch Aquarelle des Potsdamer Künstlers Hans-Jürgen Gaudeck. Rapsgelbe Flächen, wasserblau getuschte Seen, „lerchenblau“ brennende Lupinen, getupfte Mohnblumen. Nur manchmal, wo es die Verse illustriert, ist das arg behaglich. Viel öfter ist es eine Einladung zum Spaziergang, durch äußere Landschaften und innere Verfasstheiten, der man nur zu gerne folgt.