zum Hauptinhalt

Kultur: „Bringt mir Kröte“

Gangster-Komödie im Hof des KunstWerkes

Bösewichter, Abenteuer und raue Sitten scheinen eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Kinder auszuüben. Zumindest auf jene, die in den verschiedenen Gruppen des Offenen Kunstvereins Theater spielen. Nach einem verrückten Piratenstück vor knapp drei Wochen hatte jetzt am Internationalen Kindertag die neueste Produktion der Kindertheatergruppe „Tarantula“ im schönen Hoftheater in der Hermann-Elflein-Straße Premiere. „Bringt mir Kröte“ ist eine spritzige Gangsterkomödie, die im wilden Amerika der Prohibitionszeit spielt.

Die Banden von Big Sam und Danny Dan, die einen „schwarz“ die anderen „weiß“ kostümiert, liegen heftig miteinander im Clinch. Permanent bekriegen sie sich. Zuerst hauptsächlich mit Worten, dann mit wilden Keilereien und zum Schluss fliegen die Pflastersteine. Meistens treffen sie vor einer „blauen“ Bar namens „Augenshaker“ zusammen. In dieser, einer sogenannten „Flüsterkneipe“ verlangen aber selbst die Bullen „Heiße Milch mit Schuss!“. Doch nach außen tun die beiden coolen Barkeeper Auge und Shaker weiterhin so, als seien sie reinsten Unschuldslämmer. Dieses Verhalten eint manchmal blitzartig alle Beteiligten. Denn wenn die Gesetzeshüter kommen, wird dicht gehalten. Oder etwa doch nicht?

Denn was will dieses Kerlchen mit der „weißen“ Weste und der schwarzen Baske, der in seiner Gang am lautesten „Krieg“ schreit, aber dann so übertrieben vorsichtig durch die Gegend schleicht, wirklich? Sein Name ist jedenfalls „Kröte“ und schon das lässt nicht viel Gutes ahnen. Und als die Polizei dann selbst noch in die eigene „Trickkiste“ greift, ist die Verwirrung zwischen den verfeindeten Gruppen perfekt.

In einer knappen Dreiviertelstunde schlüpften 18 Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren in ziemlich abgedrehte Rollen und haben nicht nur sichtlich Spaß daran, ein kleines Sittengemälde längst vergangener Zeiten zu schaffen. Vor allem genießen sie es, sich immer wieder gegenseitig auszutricksen, heftig zu beschimpfen oder auch mal zuzulangen. Herrlich die superkomische „Entführung“ der kleinen Schwester von Big Sam. Und Klasse, wie „Filmhelden“ á la Al Capone von diesen einfallsreichen Schauspielern dem Publikum „vorgeführt“ werden. Ulrike Schlue hat wie schon so oft mit viel Augenzwinkern Regie geführt. Die Bühnengestaltung, die den Hof wunderbar einbezieht, stammt von Sylvia Heilgendorff.

Noch kurz vor der Premiere wurde dann von allen gemeinsam ein überraschender Schluss gefunden: Das staatliche Alkoholverbot ist urplötzlich aufgehoben und dem verblüfften und amüsierten Publikum werden die jetzt „beschäftigungslosen“ Protagonisten in ihren zukünftigen Professionen vorgeführt. Auch das mit viel Witz und Esprit. Apropos „Kröte“: Der ist in seinem „nächsten Leben“ ein gerissener Anwalt, der den steinreichen Waffenhändler alias „Professor“ immer wieder aus dem Knast holt.

Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false