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Heavy Metal. Julia Theek bemalt und bearbeitet Metallplatten. Immer wieder hat sie den Alten Fritz gemalt, aber auch seine Habsburger Konkurrentin Maria-Theresia als Rokoko-Sphinx.

© Manfred Thomas

Kultur: Blutrote Provokation auf Betonblöcken

„Bon Anniversaire“ – Potsdamer Künstler und die Malerin Sibylle von Preußen spielen mit einem reizvollen Provisorium

Manchmal sind die spontanen Ideen die besten. Erst kurz vor Weihnachten vernetzte Monika Geicke-Bruder Freunde und Bekannte für ein kleines aber feines Ausstellungsprojekt. Vom 24. bis 29. Januar zeigen Potsdamer Künstler und Sybille Prinzessin von Preußen eine sehr eigenwillige doch gelungene Auswahl von Bildern und Objekten, die allesamt eins verbindet: Die zerbrechliche Schönheit des Ausstellungsortes, das wieder zum Leben erwachende Palais Lichtenau.

Die vermeintliche (aber nie bewiesene) Wohnstätte der Schönen Wilhelmine, a.k.a. Gräfin von Lichtenau, wird derzeit unter Denkmalschutzauflagen restauriert. Während die Fassade noch hinter Bauzäunen dämmert, ist innen wieder die ursprüngliche Schönheit zu erahnen. Hier nun soll das kleine „Bon Anniversaire“ zu Ehren Friedrich II. stattfinden, laut Hauseigentümer, der nach Beendigung der Bauarbeiten mit seiner Hautklinik hier einziehen will, soll es nicht die letzte Veranstaltung dieser Art sein.

In der gegenwärtigen Ausstellung begegnen sich die Potsdamer Künstlerin Julia Theek, die ein Dutzend großformatige Bilder, auf Stahl- oder Aluplatten gemalt, mitgebracht hat, Sibylle Prinzessin von Preußen – ihre Arbeiten, Malerei und Scherenschnitte, von kleinerem Format – sowie die Potsdamer Künstlergruppe „Ornament und Versprechen“ um Mike Gessner und Thomas Mühle. Sie präsentieren ein Werk, das bereits vor dem Friedrich-Jahr entstand, nun aber gut passt: 35 Holztafeln, fünf mal sieben im Rechteck auf blauem Grund sortiert, ergeben eine monumentale, stark verfremdete Fotografie des Schloss Sanssouci und der Weinbergterrassen. Eine Videoinstallation, die 300 Kerzen zeigt, von denen 74 (die Lebensjahre des Königs) beim Abbrennen beobachtet werden, ergänzt das Bildwerk.

Julia Theek arbeitet mit Metall. Ihre schweren Bilder strömen einen verwirrenden Glanz aus, der ihnen die Wucht nimmt und eine verführerische, zarte Anmut verleiht. „Sie dürfen gern anfassen“, sagt sie, und man tut es: Die metallenen „Leinwände“ haben ohnehin viel durchgemacht, mit Airbrush-Pistolen wurden unzählige Farbschichten aufgetragen, sie verbrachten Tage im Garten, um Rost anzusetzen, wurden gekratzt, patiniert und schlussendlich mit Hochglanzlack gebunden. Symbolgeladen sind die optischen Potpourris, immer wieder der Alte mit Dreispitz und ausgewählten Insignien von Pistolen bis Kartoffelblüten. Immer wieder Preußisch-Blau und blutrote punktuelle Provokationen, wenn ihm zum Beispiel ein rubiner Tropfen aus dem Mundwinkel rinnt.

Zwar hätten sie gerade deshalb von einem neutraleren, zurückhaltenden Hintergrund als den musealen Wandmalereien und Friesen profitiert, doch vielleicht wird so der Zeitstrahl, der die Historie des Hauses und die rezeptive Kunst des Heute verbindet, deutlich. Durch die provisorische Hängung, die manchmal keine ist, weil die Bilder, um die Wände nicht zu beschädigen, auf rohen Betonblöcken stehen,ergibt sich gleichzeitig ein Spiel mit dieser befristeten Symbiose.

Das Verbindende findet sich auch in den Schmuckstücken Sybille von Preußens. Alte Scherenschnitttechniken, zu Friedrichs Zeiten der letzte Schrei, und hingehauchte moderne Malerei kombiniert mit historischen Motiven wie dem Porträt einer jugendlichen Prinzessin neben kleinteiligen, filigranen Geflechten aus Tiermotiven, Hasen und Füchsen, wie man sie aus Wandmalereien und Friesen des Schlosses kennt. Dazwischen nachtblaue schlanke Lilien, eine Bildwelt, die hier wie zu Hause zu sein scheint. Im Saal prangen zwei große hochformatige Scherenschnitte hinter Acryl, eine langstielige Geburtstagsrose, platziert in einer Wandnische, als hätte hier nie etwas anderes gestanden. Von Preußen möchte mit diesem Fokus an den stets respektvollen Umgang des Monarchen mit seinen Tieren erinnern, heißt es.

Die Ausstellung im Palais Lichtenau, Behlertstraße 31, ist geöffnet vom 24. bis 29. Januar, jeweils 15 bis 19 Uhr

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