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Kultur: Blütenträume in Rot und Weiß

Premiere von „Schneeweißchen und Rosenrot“: Eleven der Ballettschule Erxleben tanzen im HOT

Weiße und rote Rosen aus Tüll als Bühnendekoration, leuchtende Sonnenblumen zu Füßen von Großmüttern und hier und da ein kunstvolles Blütengesteck in Kinderhand. Es scheint ein großes Fest zu sein, bei dem Blumen die Hauptrolle spielen an diesem Samstagnachmittag im Hans Otto Theater. Wie jedes Jahr kommen auch in diesem Jahr kurz vor den Sommerferien wieder unzählige kleine und große Besucher, um einer seit mehr als fünfzehn Jahren stattfindenden, in Potsdam einmaligen Tanztheateraufführung beizuwohnen.

Die Eleven der Ballettschule von Marita Erxleben, die Kleinsten noch im Vorschulalter, die Größten von ihnen studieren bereits, zeigen zum Abschluss eines weiteren Schul- und Trainingsjahres ihr beachtliches tänzerisches und gestalterisches Können. Diesmal gelangt, erstmalig im neuen Theater am Tiefen See, „Schneeweißchen und Rosenrot“ zur Premiere. Und in diesem, frei nach den Brüdern Grimm erzählten Märchen, spielen nicht, wie im Original, nur eine Handvoll Figuren mit, sondern mehr als 100 Tänzerinnen und Tänzer bevölkern bei jeder der kommenden 12 Aufführungen nach und nach die wunderbar unaufwändig gestaltete und effektvoll beleuchtete Bühne von Alexandra Hahn und Karsten Schmidt-Wernitz.

Gleich zu Beginn schleppt ein zotteliger und ziemlich furchteinflößender Zwerg einen riesigen Sack voller geraubter Schätze weg. Kurz darauf tollen übermütige Dorfkinder über einen bunten Marktplatz und wenig später räkeln und ranken sich kleine Mädchen als Efeu im Wald, um die Heimlichtuerei des geheimnisvollen Bösewichts zu verdecken. Ihnen folgen zahlreiche kleine blau-schwarze Vögel, vorwitzige Füchse und unzählige weiße Schneeflöckchen. Diese wiederum werden von den ersten zarten Schneeglöckchen verdrängt, gefolgt von witzigen Osterhäschen und wenig später von wilden kupferfarbenen Berggeistern.

Schneeweißchen und Rosenrot (Anne Stranka und Ellen Lehmann) haben natürlich auch ihren Part, aber die wohlbekannte Geschichte um den bösen Zwerg, die hilfsbereiten Schwestern und die verwunschenen Prinzen (Jörn Petritzki und Lukas Simon) wäre nur halb so lebhaft und so farbig, wenn die zahlreichen neu erfundenen Darsteller fehlen würden. Toll, die wunderbar anzuschauenden Winterbilder mit Eiskristallen und Eissternen und die dramatischen Szenen in der Höhle des Zwerges im Zauberberg.

Es ist jedes Mal großartig zu erleben, wie das Konzept von Marita Erxleben (künstlerische Gesamtleitung und Regie) immer wieder fantastisch aufgeht. Wie die kleinen Elevinnen anmutig und ernsthaft ihre ersten tänzerischen Schritte tun und die jungen Frauen die Gelegenheit haben, hier als strahlende Rosenbräute im Hochzeits-Pas-des-deux zu glänzen. Besonders auch die kraftvolle und expressive Tanzdarbietung des Zwerges (Mareike Wendtland) begeistert, als er sich mit seinen Widersachern messen muss und schließlich besiegt wird. Am Schluss langanhaltender stürmischer Beifall und für alle Beteiligten, zu denen zahlreiche ungenannte Unterstützer zählen, die unumstößliche Gewissheit, dass nicht nur für Schneeweißchen und Rosenrot am Ende alle Blütenträume wahr wurden.

Vorstellungen: 3. bis 6. Juli, 9.30, 7. Juli, 15 Uhr, 8. Juli, 11 + 15 Uhr, 9., 10. Juli, 9.30 Uhr.

Astrid Priebs-Tröger

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