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Blues in Babelsberg: Der Gitarrist Billy Goodman im Nowawes

Star-Atmosphäre in Babelsberg: Das war nicht irgendjemand, der da am Samstag auf der Bühne der Stadtteilkneipe „Nowawes“ stand, sondern ein waschechter amerikanischer Bluesgitarrist. Gut, Billy Goodman hat seiner Heimat New York schon vor einer ganzen Weile den Rücken gekehrt, um in Berlin zu leben.

Star-Atmosphäre in Babelsberg: Das war nicht irgendjemand, der da am Samstag auf der Bühne der Stadtteilkneipe „Nowawes“ stand, sondern ein waschechter amerikanischer Bluesgitarrist. Gut, Billy Goodman hat seiner Heimat New York schon vor einer ganzen Weile den Rücken gekehrt, um in Berlin zu leben. Glück für den Babelsberger Kulturpalast: Da ist der Weg natürlich wesentlich kürzer. Goodman selbst war schon mit den Größen der amerikanischen Musikszene unterwegs: mit Jefferson Starship etwa, oder als Opener für Van Morrison und David Lindley.

Immerhin wird der Bluesgitarrist vollmundig als „das fehlende Glied zwischen Paul Simon und Muddy Waters“ angekündigt, und das scheint nicht einmal eine Untertreibung zu sein. Denn die alte Schule von Muddy Waters oder John Lee Hooker findet sich auch in der Slide-Gitarre von Goodman, ein klassischer Bluesgitarrist eben, der mit dem Bottleneck am Finger einen ganz patenten Sound hinbekommt. Aber er ist eben auch ein Songwriter – weshalb sich der eine oder andere Amerikaner unter das Publikum mischte. Ein internationales Flair.

Die Gäste sahen einen kompakten Amerikaner mit Basecap, Jeans, schwarzem Shirt und klobigen Schuhen, der sich die Gitarre auf Brusthöhe schnallte – zumindest von der Größe war er Paul Simon ebenbürtig. Und gerade an diesem Samstagabend, an dem ein Altmeister des großväterlichen Blues zu Gast war, war der Altersdurchschnitt niedriger als gewöhnlich. Zufall? Zumindest keine so leichte Aufgabe für Goodman, der tapfer gegen den samstäglichen Geräuschpegel einer Kneipe anspielte: Wo gelacht wird, wird der Blues leicht zur Randerscheinung. Sein skeptischer Blick konnte jedoch nicht über seine Fähigkeiten hinwegtäuschen: Die Bühne gehörte ihm, das war klar. Und diejenigen, die mit Lachen und Zuprosten beschäftigt waren, verpassten viel, etwa eine herzzerreißend schöne Version des Donovan-Klassikers „Catch the Wind“.

Mit geschlossenen Augen stand Goodman, an die Gitarre geklammert, auf der Bühne, dem einzigen freien Platz des Raumes, hinter sich das kitschige Gemälde eines Blumenstraußes. Und schaffte einen musikalischen Rundumschlag durch die amerikanische Musikgeschichte, vom Blues über Neil Young bis zu Bob Dylan purzelten die Assoziationen. Direkt vor ihm seine amerikanische Fanbase, die ihn anfeuerte, während weiter hinten an der Bar wahrscheinlich noch über Fußball diskutiert wurde. Für die am Tresen passte der latent traurige Duktus des amerikanischen Blues nicht so richtig.

Für die Babelsberger Stadtteilkneipe aber ein Erfolg: Bei solchen Events wird regelmäßig die Potsdamer Musikszene in das sonst eher leise Babelsberg gespült. Ein seltenes Glück, so ganz nebenbei eine musikalische Größe wie Goodman zu Gast zu haben, der ein höchst intensives Konzert gab. Und zum Schluss noch mal richtig Paul Simon huldigte: mit einer wunderbaren Version seines Klassikers „The Boxer“. Schöner geht ein Samstagabend wohl kaum zu Ende.

Oliver Dietrich

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