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Bilder und Skulpturen von Sabine Raetsch: Fabulieren über Grenzen hinweg

„WesensArt“ ist diese gut besuchte Herbstoffensive überschrieben, die zugleich den 60. Geburtstag der Malerin klangvoll feiert.

Potsdam - Hier ist die Welt zu Gast. Die warmen Farben des Südens durchströmen ebenso wie der wolkenverhangene Himmel des Fernen Ostens die niedrigen Räume im Museumshaus „Im Güldenen Arm“. Mythen und Märchen tanzen den Reigen des Lebens. Es gibt Angst und Schrecken, Melancholie und Einsamkeit, aber vor allem wohlige Wärme und menschliche Nähe. Die Bilder und Skulpturen der vielreisenden und grenzenlos denkenden Potsdamer Künstlerin Sabine Raetsch bestechen durch ihre überschäumende Lust am Fabulieren und die kraftvoll in Szene gesetzte Fantasie. Sabine Raetsch folgt ihren Träumen, dem Kompass ihres Herzens.

„WesensArt“ ist diese gut besuchte Herbstoffensive überschrieben, die zugleich den 60. Geburtstag der Malerin klangvoll feiert. Es ist an der Zeit, dieser vielseitigen Gestalterin wieder einmal in einer Personalausstellung zu begegnen. Sie hat uns viel zu erzählen, auch über ihren immer weiter ausschreitenden Formenkanon, der sich seit einigen Jahren neben Malerei und Grafik nun auch in Bronze, Holz und Ton dreidimensional ausbreitet.

Die meisten kennen Sabine Raetsch als Leiterin des Offenen Kunstvereins, die mit Potsdamer Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen anspruchsvolle Projekte realisiert, oft im Austausch mit Gleichaltrigen anderer Länder. Sie bereist mit ihnen Bulgarien, Russland, Griechenland oder China und entreißt den Mythen ihren Schleier, erdet sie im Hier und Heute. Ihre Welterkundungen werfen sie immer wieder auf sich selbst zurück: nicht als Nabelschau, sondern im dichten Netz der Einbindung über Ländergrenzen und Religionen hinweg.

Sabine Raetsch ist eine Geschichtenerzählerin, die ihre Handlungsstränge gleichnishaft und in zauberhafter Magie verschränkt. Boote mit dunkel gewandeten Gestalten durchfahren einen Palmenwald, in dem ein Alligator unheilschwanger unter der Oberfläche herauslugt. In „Gestrandet“ sehen wir einen Wal am Ufer liegen. Vergeblich zerren kleine Menschen an seiner Schwanzflosse und an seinem Maul, um ihn wieder ins Meer zurückzubeordern. Ein aussichtsloses Unterfangen.

Kleine Boote gibt es auch vor den grau-braunen Wolkenkratzern, von denen sich Sabine Raetsch in China offensichtlich erschlagen fühlte. Neben dieser bedrückenden Enge himmelwärts strebenden Häuserschluchten hängt „Der Weg zur Sonne“, der sich als Labyrinth erweist. Der Ausgang ist immer wieder neu zu suchen. So farbenfroh und heiter sich die Welt auf dem ersten Blick präsentiert, so viele Fangschnüre wirft sie auch aus. Dieses tierisch-verrückte Welttheater öffnet den Vorhang für Sehnsuchtsflüge und Hoffnungsstürze, für Reisen auf weisen Elefanten und unter bedrohlich um sich greifende Kraken. Heidi Jäger

Zu sehen bis 26. November, „Im Güldenen Arm“, Hermann-Elflein-Straße 3, Mittwoch bis Sonntag 12 bis 18 Uhr

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