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Der Film zeigt Katrin Schlösser und ihren Mann Lukas Lessing auch in einem Krisengespräch.

© ÖFilm/promo

Bewegende Doku im Filmmuseum: Katrin Schlössers „Szenen meiner Ehe“

Ein bewundernswert intimes und berührendes Portrait einer Beziehung zeigt Katrin Schlössers erste Regiearbeit "Szenen meiner Ehe". Ende April startet der Film in den Kinos. 

Von Sarah Kugler

Potsdam - Als Spielerei hatte es angefangen: kurze Aufnahmen mit dem Handy, schnell eingefangene Momente der Beziehung. Dass aus diesen Schnipseln mal eine Dokumentation werden würde, war Katrin Schlösser im Jahr 2015 noch nicht klar. Damals fing sie an, erste Szenen zu filmen – am Dienstag stellte sie nun den fertigen Film im Filmmuseum vor. „Szenen meiner Ehe“ heißt er und ist ein sehr berührendes Portrait über Katrin Schlösser und ihren Ehemann Lukas Lessing geworden.

Die beiden lernten sich kennen, als sie jeweils noch mit anderen Partnern verheiratet waren. Schon damals waren die Gefühle groß, das wird aus den Erzählungen im Film deutlich. Es folgten emotionales Chaos, verletzte Gefühle, Trennungen. Erst zehn Jahre später treffen sich die beiden wieder – die Gefühle sind sofort wieder da. Mit diesem Moment, diesem „starken Liebesgefühl“, wie Schlösser es nennt, beginnt ihr Film. Katrin Schlösser und Lukas Lessing sind inzwischen verheiratet und erinnern sich. An das erste Wiedersehen im Restaurant, die nebeneinanderliegenden Arme, den spontanen Heiratsantrag. „Ich verstehe bis heute nicht, warum ich ja gesagt habe“, sagt Schlösser im Film. „Aber ich bereue es auch nicht.“

Lukas Lessing mit seiner Mutter und Schwiegermutter beim Frühstück.
Lukas Lessing mit seiner Mutter und Schwiegermutter beim Frühstück.

© ÖFilm/promo

Nicht kitschig oder banal

Szenen wie diese reihen sich in der Doku aneinander, Reflexionen der Partner und Situationen aus dem Alltag. Das mag banal klingen, kitschig, ist aber nichts von beidem. Vielmehr ist ein sehr eindringlicher, bewegender Einblick in das gemeinsame Leben zweier Menschen gelungen, die versuchen, einander zu verstehen, aufeinander zuzugehen. „Es geht darum, nachzuvollziehen, woher wir kommen, sich selbst zu kennen“, sagt Schlösser im Filmmuseum. 

Die Filmemacherin ist 1965 in Leipzig geboren, hat in Babelsberg Film- und Fernsehwirtschaft studiert und danach als Produzentin an vielen Filmen mitgewirkt. Mit ÖFilm gründete sie außerdem ihre eigene Produktionsfirma. Seit 2007 ist sie Professorin an der Kunsthochschule für Medien Köln und unterrichtet dort unter anderem Stoffentwicklung. „Szenen meiner Ehe“ ist ihre erste Regiearbeit. Über ein Seminar kam sie auf das Thema Begehren – und eben die Frage nach der Haltung. Über Privates zu sprechen, ist für sie kein Problem, daraus entstehen die besten Geschichten, wie sie sagt: „Ich finde das toll, das ist das Leben.“

Training für den Hochzeitstanz.
Training für den Hochzeitstanz.

© ÖFilm/promo

Ein großer Streit

Und so ist auch „Szenen meiner Ehe“ ein sehr privater Film geworden. Im vergangenen Jahr lief er bereits auf einigen Filmfestivals, Ende April soll er regulär im Kino zu sehen sein. Neben harmonischen Kuschelbildern und tiefgehenden Gedanken über die Beziehung, lässt er auch Streitszenarien nicht aus. Besonders eindrücklich: Eine Szene, in der Schlösser und ihr Mann während einer Krise am Tisch sitzen und versuchen, sich wieder anzunähern. Schlösser weint still, es wird viel geschwiegen. Bis sie ihn fragt, ob er in diesem Moment noch ein Liebesgefühl für sie hat und er antwortet: „Gerade nicht.“ 

Das schmerzt. Nicht nur Schlösser selbst, die im Film unter Tränen sagt, dass sie für ihn auch in dieser Situation noch stark empfindet, sondern auch beim Zusehen. „Das war unser größter Streit, den wir hatten“, erzählt sie am Dienstagabend in Potsdam. Die beiden leben zu dieser Zeit gerade in einer Fernbeziehung, Schlösser ist in Berlin, ihr Mann als Schriftsteller in Österreich. Beide pendeln. Dann soll Schlössers Schwiegermutter in das Haus ihres Mannes einziehen – weswegen sie anzweifelt, ob sie selbst dann vor Ort noch Platz hat.

Lukas Lessing mit einem Bild seines Vaters. 
Lukas Lessing mit einem Bild seines Vaters. 

© ÖFilm/promo

70 Stunden Filmmaterial entstanden beim Dreh

Auch solche Momente zeigt der Film bewundernswert undramatisch. Die Kamera darf fast überall mit hin, selbst sehr intime Gespräche über Sexualwünsche zeichnet sie auf. „Sie war mein Verbündeter, meine Stütze, um mich in den Situationen wiederzufinden“, sagt Schlösser dazu. Ob sie den Film manchmal bereut? „Das wechselt. Manchmal bin ich sehr froh, dass ich ihn gemacht habe, manchmal habe ich schlaflose Nächte.“ Die Entscheidung, aus der anfänglichen Spielerei einen Film zu kreieren, sei aber bewusst gefallen. Intuitiv habe Schlösser gefilmt, immer mit dem Handy. Insgesamt 70 Stunden sind dabei herausgekommen, geschnitten hat sie das Material gemeinsam mit Barbara Gies, die oft mit Regisseur Lars Kraume zusammenarbeitet. 

Mit seiner Aneinanderreihung von nicht immer zusammenhängenden Szenen mutet der Film stellenweise wie ein YouTube-Beitrag an, in dem man das tägliche Leben eines YouTubers präsentiert bekommt. Im Gegensatz zu solchen Beiträgen hat „Szenen meiner Ehe“ aber nichts Voyeuristisches an sich. Kein einziger Fremdschäm-Moment findet sich hier, dafür viel Humor, Vertrauen und Liebe. Und die Hoffnung darauf, dass es sich lohnt für eine Beziehung zu kämpfen – auch wenn der Weg nicht immer leicht ist. 

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