zum Hauptinhalt

Kultur: Berufung und Leidenschaft

Arbeiten von Hedwig Bollhagen und Walter Funcke in einer Ausstellung auf der Freundschaftsinsel

Das Gartenjahr neigt sich mit Riesenschritten dem Ende zu. Und selbst wenn der Besucher auch jetzt noch einige Rosenblüten bewundern kann, zieht es im November nur noch wenige Spaziergänger auf die Freundschaftsinsel. Die meisten Potsdamer und sicher auch die Besucher der Stadt verbinden dieses Gartenkunstwerk hauptsächlich mit dem Namen des berühmten Staudenzüchters Karl Foerster. Was dagegen nur wenige wissen ist, dass auch die Keramikerin Hedwig Bollhagen und der Potsdamer Gartenarchitekt Walter Funcke eng mit der Entwicklung und Gestaltung dieses sieben Hektar großen Gesamtkunstwerkes verbunden sind.

Seit vergangenem Wochenende ist im Pavillon auf der Freundschaftsinsel unter dem Titel „Berufung und Leidenschaft“ eine anregende Ausstellung zu sehen, die die Verbindung beider Künstler sinnlich erfahrbar werden lässt. Hedwig Bollhagens schlichte und zeitlose rotbraune Gartenkeramiken sind dort genauso zu betrachten wie ein kleiner Ausschnitt aus dem gartenplanerischen Gesamtschaffen von Walter Funcke. Eine seiner bedeutendsten gestalterischen Arbeiten als selbständiger Gartenarchitekt in den 50er Jahren ist bis heute die Anlage des Schau- und Sichtungsgartens auf der Freundschaftsinsel, nach Anregung von Karl Foerster, zu dessen berühmter Bornimer Arbeitsgemeinschaft er seit Ende der 20er Jahre gehörte.

In der aktuellen Exposition kann der Besucher unter anderem die erhaltenen Originalpläne, damals noch in Handarbeit am Reißbrett und unter Zuhilfenahme eines Rapidographen entstanden, wie eigene kleine Kunstwerke, inzwischen mit erheblicher Patina versehen, betrachten. Pläne vom ehemaligen Soldaten- und heutigen Waldfriedhof in Halbe – auch hier hat Funcke mit Bollhagen zusammengearbeitet – sind genauso zu sehen, wie vom Dendrologischen Garten in Erfurt oder vom Reiherweg in Bornstedt.

Hebt der Besucher dann seinen Blick und lässt ihn durch die Fensterfront des Pavillons in Richtung Inselgaststätte schweifen, schaut er auf die „Wasserachse“: die steingewordene Umsetzung seiner noch immer zeitlos anmutenden Pläne.

Und gerade hier lässt sich auch deutlich das gestalterische Zusammenwirken von Hedwig Bollhagen und Walter Funcke nachvollziehen: die keramischen Wände stammen aus den berühmten Marwitzer Werkstätten.

Viele namhafte Gartenarchitekten des 20. Jahrhunderts nahmen Gartenkeramik der HB-Werkstätten in ihre Planungen für öffentliche und private Anlagen auf. Zu Walter Funcke hatte Hedwig Bollhagen bis ins hohe Alter eine enge freundschaftliche Beziehung. In der jetzigen Ausstellung, die nicht zuletzt anlässlich des diesjährigen 100. Geburtstages beider, diese kollegiale Zusammenarbeit und den gemeinsamen Geist betont, kann man viel davon spüren.

Darüber hinaus ist sie eine kleine Oase in der Winterkälte. Denn auf weißen Gartenbänken, zwischen mit Alpenveilchen und Kirschlorbeer bepflanzten HB-Gefäßen, kann man seinen Blick auch einfach über die Insel schweifen lassen und sich auf das kommende Gartenjahr freuen.

Astrid Priebs-Tröger

Ausstellung im Pavillon auf der Freundschaftsinsel, geöffnet bis 16. Dezember, Dienstag von 13 bis 18 Uhr, an den Wochenenden von 10 bis 18 Uhr.

Astrid Priebs-Tröger

Zur Startseite