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Berlinale-Empfang der Babelsberger Filmhandwerker: Anstoßen mit Ausblick

Das Art Department des Studio Babelsberg lud gemeinsam mit dem Kostümfundus Szenenbildner und andere Filmhandwerker zum Berlinale-Empfang hoch über den Dächern Berlins ein.

Berlin/Potsdam - Von oben schrumpft der Berlinale-Teppich am Potsdamer Platz auf Puppenstubenformat und schweift der Blick weit über die leuchtenden Lichter Berlins. Eine überlebensgroße King-Kong-Figur gleich am Eingang verstärkte das Wolkenkratzer-Gefühl: In die 24. Etage im Kollhoff Tower lud das für den Filmkulissenbau zuständige Art Department von Studio Babelsberg gemeinsam mit dem Kostümfundus am Dienstagabend zum Empfang ein, die mit dem Studio zusammenarbeitenden Filmarchitekten, Kostümbildner, Szenenbildner und Projektleiter folgten gern. Besonders dicht umlagert war der oscarnominierte und gerade erst aus London zurückgekommene Filmausstatter Bernhard Henrich („Bridge of Spies“), der wieder und wieder von seinem Wochenende bei den Bafta-Filmpreisen erzählte – mit Handyfotos von den Stars, mit denen er im Kensington Palace gefeierte hatte.

Das Hauptthema der Kulissenbauer: Die "Neue Berliner Straße"

Größtes Thema für die Babelsberger Kulissenbauer ist derzeit der Bau der „Neuen Berliner Straße“ für die Serie „Berlin Babylon“: Ein gigantisches Projekt, das ungefähr dreimal so groß wie die alte Außenkulisse wird, wie der Architekt des Ganzen, Szenenbildner Uli Hanisch („Cloud Atlas“), den PNN sagte. Auch für ihn ist es sein bisher größtes Projekt: „Wir stellen ganz Berlin auf engstem Raum dar – es gibt so einen Bauauftrag für den normalen Film gar nicht.“ Das mache die Kulisse aber auch nach den auf ein Jahr angelegten Dreharbeiten für die besagte X Filme-Krimiserie, die im Berlin der 1920er Jahre spielt, vielseitig einsetzbar.

Die Entwürfe seien ganz klassisch mit Stift entstanden – ein zwölfköpfiges Zeichnerteam arbeite nun daran, alles in die Rechner einzugeben, damit die Teile dann mit den computergesteuerten Maschinen hergestellt werden können: „Sehr aufwendig“, so Hanisch. Beim Empfang traf er auch auf den Architekten der ersten „Berliner Straße“, die in den 1990er Jahren für die Komödie „Sonnenallee“ gebaut worden war und dann in mehr als 15 Jahren hunderte Filmproduktionen beherbergen sollte: Lothar Holler, mittlerweile Szenenbild-Professor an der Filmuniversität Babelsberg. Einen Mitstreiter von damals hat Hanisch für den Neuaufbau wieder mit im Team: Set Designer Joris Hamann. In der neuen Straße gebe es „viel mehr Technik“, sagt er. Zwölf bis 15 Meter hoch sollen die Fassaden gebaut werden – die fehlenden zehn Meter zur typischen Berliner Bauhöhe werden später am Computer digital ergänzt, erklärt Hanisch. Noch in dieser Woche könnten die ersten Fassaden an die Gerüste kommen. „Der Wettergott ist uns bisher gnädig“, sagte Art Department Chef Michael Düwel.

Kostümfundus liefert Filmkostüme bis nach London

Kostümfundus-Chefin Gabriele Leuter konnte einen Berlinale-Wettbewerbsbeitrag feiern: Der Babelsberger Fundus hat für die X Filme-Produktion „Alone in Berlin – Jeder stirbt für sich allein“ teilweise sogar neue Kostüme angefertigt: „Wir haben für Daniel Brühl die Anzüge geschneidert", sagte Leuter. Der Fundus mit rund 500 000 Kostümen und Kostümteilen ist auch international gefragt, sagt Matthias Voss, seit 2012 gemeinsam mit Filmparkchef Friedhelm Schatz Geschäftsführer des Kostümfundus: „Wir haben letztes Jahr einen Überseecontainer mit US-Uniformen nach London geliefert.“

Ins Ausland geht demnächst auch die Potsdamer Kostümbildnerin und Lola-Preisträgerin Sabine Greunig („Kirschblüten–Hanami“): „Ich bin auf dem Weg nach Budapest“, erzählte sie den PNN. Dort dreht sie ihr zweites Projekt mit dem ungarischen Regisseur Kornél Mundruczós, einen aktuellen, politischen Film, in dem das Thema Flüchtlinge eine Rolle spielt, der aber auch eine übersinnliche Komponente habe. Der Regisseur sei über verschiedene Festivals auf die Potsdamerin, die auch regelmäßig für Andreas Dresen arbeitet, aufmerksam geworden. Zur Vorbereitung für den neuen Film ist Sabine Greunig nun auch im Berlinale-Programm auf Inspirations-Suche. Im März reist sie für den anstehenden Dreh nach Budapest.

Die Potsdamer Kostümbildnerin Sabine Greunig dreht bald in Budapest

Ihre Potsdamer Kollegin Anne-Gret Oehme kann für den ZDF-Krimi „Tod im Internet“ demnächst die Schauspielerin Nadja Uhl einkleiden. Drehstart ist nach Ostern, gedreht wird in Berlin – obwohl der Film im hessischen Frankfurt am Main spielt, wie Oehme erzählte.

Bereits abgedreht ist der Dreiteiler „Ku'damm 56“, den die Babelsberger Ufa fürs ZDF erstellte: Dass der Konflikt zwischen den konservativ orientierten Eltern und drei vom Rock'n'Roll begeisterten Töchtern in einer Tanzschule im Jahr 1956 auch in der Kleidung spürbar wird, dafür sorgte die Kostümbildnerin Maria Schicker. Die Dreharbeiten unter anderem mit Heino Ferch und Sonja Gerhardt hätten großen Spaß gemacht, aus Potsdam war auch Szenenbildner Lars Lange dabei. Schon in der Anprobe hätte die entsprechende Kleidung die Schauspieler verwandelt: „Die Rock'n'Roller haben gleich mit dem Fuß gewippt“, sagt Schicker. Der Dreiteiler läuft Ende März im ZDF.

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