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Die ukrainische Autorin Julia Gonchar ist Autorin des Textes "Das Gefühl des Krieges", der auch in Potsdam gelesen wurde.

© Privat

Benefiz-Abend für die Ukraine am Hans Otto Theater: Brücken über dem Abgrund

Nach einer ersten Veranstaltung im März hat sich das Hans Otto Theater nun erneut mit der Ukraine solidarisiert: „Verbunden bleiben – Stimmen aus der Ukraine“ hieß der bewegende Abend.

Potsdam - Dass Kunst verbindet, dass vor allem Gemeinschaft und Miteinander zählen, war am Samstag in der Reithalle zu erleben. Unter dem Titel „Verbunden bleiben – Stimmen aus der Ukraine“ gestaltete das Ensemble des Hans Otto Theaters (HOT) gemeinsam mit jungen ukrainischen Künstler:innen sowie Schauspielstudierenden, die derzeit an der Babelsberger Filmuniversität „Konrad Wolf“ ihr Studium fortsetzen, eine Benefizveranstaltung. Im Nachgang der ersten Veranstaltung im März waren insgesamt rund 7000 Euro an Spenden an die Ukrainehilfe des Deutschen Roten Kreuzes überwiesen worden.

Vor der Apokalypse des Krieges nicht fliehen

Jede und jeder Mitwirkende setzte dem russischen Angriffskrieg nun erneut auf eigene Weise etwas entgegen. Dramaturg Christopher Hanf, künstlerisch für die Veranstaltung verantwortlich, sagte, der Abend sei ein Versuch, vor der Apokalypse des Krieges nicht zu fliehen, sondern „mit den Mitteln der Kunst Brücken über den Abgrund zu bauen und keine vorschnellen klugen Antworten zu geben“. 

Nach einem emotional vorgetragenen ukrainischen Lied von Viktoria Kosurukova, begleitet von der Pianistin Anhelina Yermakova, lasen Charlott Lehmann und Henning Strübbe aus dem HOT-Ensemble den Text „Das Gefühl des Krieges“. Die anwesende Autorin Julia Gonchar berichtet hierin in tagebuchartigen Notizen vom Beginn der russischen Invasion, vom alltäglichen Kampf der Menschen, das Trauma des Kriegs zu überwinden. 

Ein internationales Leseprojekt für Dramatiker:innen aus der Ukraine

„Das Gefühl des Krieges“ ist auch der Titel ein weltweiten Leseprojekts: 20 ukrainischen Schriftsteller:innen, die im März 2022 das von ihnen neu gegründete Theater der Dramatiker:innen in Kiew eröffnen wollten, soll damit ein Podium gegeben werden. Über Nacht wurde das Theater von der russischen Armee zerstört. Die Lebens- und Arbeitsgrundlagen der Theaterleute wurden zerstört.

Ebenfalls eindrücklich die Texte von Polina Pushkina, Elena Astasjewa und Andrii Bondarenko in der Übersetzung von Lydia Nagel, vorgetragen von Janine Kreß, Bettina Riebesel, Guido Lambrecht und Jörg Dathe. Die Berichte und Tagebücher erzählen von Überlebenstaktiken, umkämpften Orten, Fluchtrouten und den Folgen der Zerstörung. 

Erschütterung und Hoffnung

Erschütternd war die Performance der ukrainischen Schauspielstudierenden, die die Vergewaltigungen von Mädchen und deren Müttern während des Krieges verhandelte. Die Flötistin Daria Fomina und die Lautenistin Maria Viksnina ihrem Torban gaben kleine Einblicke in die Musikwelt der Ukraine. Hier vernahm man Klänge der Hoffnung. 

Klaus Büstrin

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