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Ben Kamili zeigt seine „Königlichen Gärten“: Erregend glühende Farbigkeit

Keine Bilder, nirgendwo. Aber das geschäftige Treiben soll die Präsentation vorbereiten und schließlich in Gang setzen.

Keine Bilder, nirgendwo. Aber das geschäftige Treiben soll die Präsentation vorbereiten und schließlich in Gang setzen. Der Künstler Ben Kamili wendet sich erzählend den Journalisten zu, die zur Pressevorbesichtigung in den Westflügel der Orangerie gekommen sind. Nach einer knappen Stunde treffen dann endlich die ersten Bilder ein. Es braucht viel Zeit, ehe alle 80 Ölgemälde das Atelier in der Potsdamer Dortustraße verlassen und die Orangerie erreicht haben. Als man ihnen den Platz in der weiten Pflanzenhalle zugewiesen hat, fühlt sich der Betrachter wie in einem Gartenreich voll von erregend glühender Farbigkeit.

Ben Kamili hat sich mit Farben, Pinsel, Leinwand und sonstigen Malutensilien in Parkanlagen aufgemacht, die von brandenburgisch-preußischen Monarchen angelegt wurden. Mit einer Ausnahme: der Garten der Villa Lemm in Berlin-Wannsee. Der Künstler malte direkt vor Ort, oftmals in kleinem Format. Im Atelier hat er die Werke auf große Leinwände übertragen.

„Königliche Gärten“ nennt er die Ausstellung, die ab morgen in der Orangerie zu sehen ist. Der 47-jährige Ben Kamili, dessen Familie ursprünglich aus Albanien stammt, der in Mazedonien aufwuchs und 1991 nach Berlin übersiedelte, wollte schon immer Künstler werden. Aber er folgte zunächst den Bitten seines Vaters, dies nicht zu tun. Er studierte in Berlin Werkstoffwissenschaften. Doch die Malerei ließ ihn nicht los. Ihr galt schließlich sein Studium von 1998 bis 2004 an der Hochschule der Künste Berlin. Ben Kamili malt oftmals Themen-Zyklen. So hat er sich der mächtigen Elbe zugewandt, die ein Teil europäischer Geschichte ist, aber auch das Leben der Menschen prägt, die an und von diesem Fluss leben. Wenn in Potsdam die „Königlichen Gärten“ zu erleben sind, gehen die Elb-Porträts gleichzeitig auf Reisen.

Seitdem er in Berlin heimisch ist, wurden ihm auch die Parkanlagen vertraut. Vor mehr als einem Jahr begann Kamili, sich intensiv mit Gartenmotiven zu beschäftigen. Dafür wählte er die Pleinairmalerei, die vor allem die Impressionisten oder Expressionisten für ihre Kunstwerke wählten. Der Park Sanssouci, der Neue Garten und die Parks von Charlottenburg, Babelsberg, Glienicke, Rheinsberg und Oranienburg wurden seine Atelierorte bei Wind und Wetter.

Doch es scheint, als ob Ben Kamili besonders gern den Sommer ins Visier nimmt, wenn in den Gärten die unerschöpfliche Blumenpracht kaum Grenzen kennt. Gemeinsam mit den Schlössern und mancherlei Gartenaccessoires entsteht mit der farbig expressiven Wirkung der gemalten Blumenschöpfungen eine prachtvoll-festliche Szenerie. Kamili geht es nicht in erster Linie um Formen und das Wiedererkennen einer Blüte – obwohl sein sofort erkennbarer weißer Rosenstrauch im Garten der Villa Lemm sich von großer Schönheit darbietet –, sondern um die Farbenfülle, wohl um eigene Blumenkreationen. Dabei bevorzugt der Künstler seine ihm eigene Maltechnik. Man könnte sie Reliefmalerei nennen. Die Bilder entstehen durch wiederholtes Auftragen von Ölfarben. Die plastisch wirkenden und freien Blumendarstellungen springen den Betrachter regelrecht an. Immer dann, wenn Kamili sich nicht an Strukturen und Formen wie Wege, Pleasureground oder Architekturen gebunden fühlt, ist seine Malerei von heiterer Gelöstheit, obwohl die dicken Farbschichten dem Ganzen der Schwerelosigkeit hätten zuwider sein können.

Die Ausstellung wird ergänzt mit Schwarz-Weiß-Fotografien des Parks Sanssouci vor 1945, in denen die Strukturen der Parkanlagen natürlich erkennbar sind, die die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten beisteuerte. Doch durch Ben Kamilis teilweise pompösen „Königlichen Gärten“ lässt es sich wunderbar spazieren gehen, weil die Farbenfülle ein Fest fürs Auge ist. Klaus Büstrin

„Königliche Gärten“ von Ben Kamili ist bis zum 10. September im Westflügel der Sanssouci-Orangerie zu sehen, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr

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