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Bas Böttcher slammt in der Kleist-Schule: Im Rhythmus der Worte schwimmen

Wenn es „Apfelbaum“ heißt, dann müsste es doch auch „Eichelbaum“ heißen oder im Umkehrschluss eben „Eiche“ und „Apfe“. Oder etwa nicht?

Von Sarah Kugler

Wenn es „Apfelbaum“ heißt, dann müsste es doch auch „Eichelbaum“ heißen oder im Umkehrschluss eben „Eiche“ und „Apfe“. Oder etwa nicht? Eigentlich schon, findet Poetry-Slammer Bas Böttcher, der sich in seinen Texten nicht nur mit den Kuriositäten der deutschen Sprache auseinandersetzt, sondern sie auch gleich als Stilmittel in seinen Texten verarbeitet. Heute Abend präsentiert Böttcher einige seiner Texte im Rahmen des Programms „Die verkuppelten Wörter“ in der „Heinrich von Kleist“-Schule.

Dabei kann es passieren, dass Böttcher nicht allein auf der Bühne bleibt. Denn der 41-Jährige hat heute Vormittag einen Workshop mit Schülern der Kleist-Schule durchgeführt, von denen einige vielleicht auch etwas vortragen werden, wie er sagt. „Im Poetry-Slam geht es ja um den Gedanken der offenen Bühne, auf der auch noch nicht so erfahrene Poeten auftreten können“, so der Slammer. „Es ist natürlich sehr kurzfristig, an einem Tag schon eine Präsentation zu erarbeiten, mal sehen, ob sich jemand traut.“ Die Präsentation sei eine wichtige Komponente beim Slammen und von den Worten nicht zu trennen, da sie den Texten die persönliche Note gibt. Spontanität spiele dabei eine große Rolle, aber in jedem Text stecke auch viel Arbeit, wie Böttcher sagt. Inspirationen finden sich zwar schnell, aber daraus einen guten Text zu machen, sei nicht immer leicht. „Auf einer Anzeigetafel habe ich beispielsweise mal das Wort ‚Beach’ gelesen, obwohl dort eigentlich ‚Beachten Sie' stand“, sagt er. Aus dieser Situation entstand die Idee, einen Text über Wörter zu schreiben, die in anderen Wörtern drinstecken. Die mussten dann aber auch erst mal zusammengesucht und in einen Zusammenhang gebracht werden, wie Böttcher erklärt. Genau das mache aber auch nach vielen Jahren Slamerfahrung immer wieder den Reiz aus.

Bereits in den 90er-Jahren dichtete der gebürtige Bremer Texte, die er in einer rhythmischen Sprache auf die Bühne bringt und gilt damit als einer der Mitbegründer des Poetry-Slams. Gewachsen ist die Liebe zum rhythmischen Wort aus dem Schreiben von Musiktexten. Oft habe er schon einen bestimmten Klang im Ohr, wenn er eine Idee umsetzt, manchmal müsse er aber auch erst gefunden werden. „Eine gute Balance zu finden zwischen dem, was man sagt und wie man es sagt, ist sehr wichtig“, so der Slammer. Dabei müsse allerdings das Gesagte nicht immer der direkten Aussage entsprechen. So kann eine Geschichte über eine Hose und einen Gürtel durchaus ein Liebesgedicht sein, ein Text über Vogelgezwitscher eine Gesellschaftskritik. „Die Grenzen zwischen reinen Lyrikern und Slammern sind da fließend, eigentlich bereichern wir uns gegenseitig sehr stark und lernen voneinander“, so Böttcher, der seit 2000 in Berlin lebt. Überhaupt habe sich die Slammer-Szene in den letzten 20 Jahren sehr verändert, sodass fast jeder Autor individuell betrachtet werden müsse. Es gebe so viele Stile, Künstler und Qualitätsstufen, dass es kaum noch möglich sei, von „dem“ Poetry-Slam zu sprechen. Die Texte seien dabei nie in Stein gemeißelt, sie können sich bei jedem Auftritt verändern, die Themen in alle Richtungen gehen. So hat Böttcher beispielsweise auch schon einen „Star Wars“-Slam auf der Frankfurter Buchmesse vorgetragen. Das Spiel mit der Sprache bleibt auch dabei die große Leidenschaft. „Sie ist mein Zuhause, das ich immer dabeihabe. Ohne sie geht gar nichts.“Sarah Kugler

Bas Böttcher ist heute Abend um 18.30 Uhr in der „Heinrich von Kleist“- Schule, Friedrich Ebert Straße 17.

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