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Große Götterversammlung. Seit mehr als 260 Jahren stehen im Park Sanssouci die Skulpturen der Götter und der Allegorien der vier Elemente an der Großen Fontäne im Park Sanssouci. Hier zu sehen Apoll, der Gott der Poesie.

©  A. Klaer

Kultur: Barock in aller Pracht

Die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci und ihre Hommage an die vier Elemente des Lebens – Feuer, Wasser, Erde, Luft

Die Musik zur Eröffnung wird nicht nur im Innenraum erklingen, sondern auch dort, wo Erde, Luft, Wasser und auch das Feuer sich direkt entfalten können. Die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, die sich in diesem Jahr mit den vier Elementen in der Musik und in der Oper beschäftigen, starten heute traditionsgemäß in der Friedenskirche. Das Balthasar-Neumann- Ensemble & Chor werden unter der Leitung von Olof Boman Musik aus der Barockzeit und Gegenwart zu Gehör bringen.

Doch es gibt einen zweiten Teil, der führt nach einem kurzen Spaziergang durch den romantischen Marlygarten zum Rund der Großen Fontäne unterhalb des Schlosses Sanssouci. Tanz, Rezitation und selten erklingende Instrumente, so ein Txalaparta, bei dem Klanghölzer zum Einsatz kommen, ein aus Stein bestehendes Lithophon, das durch Reibung und Anschlag in Schwingung gerät. Außerdem sind verschiedene Glasinstrumente zu hören. Die Künste, die sich an der Großen Fontäne versammeln, wollen eine Hommage an den Ursprung allen Lebens sein. Anhand von Skulpturen der französischen Künstler Lamber-Sigisbert und Francois Gaspard Adam sowie Jean Baptiste Pigalle hat sich hier seit mehr als 260 Jahren eine Götterversammlung nebst Nymphen eingefunden. Allegorische Darstellungen der vier Elemente werden in den Kopien mit dem anmutigen Gestus des Rokoko vorgestellt, auch das philosophische Bildprogramm Friedrichs des Großen.

„Feuer Wasser Sturm Barock!“ heißt es am 10. Juni auf den Terrassen des Sanssouci-Orangerieschlosses. Das Überladene, Pracht- und Prunkvolle war es, das die Menschen im 18. Jahrhundert am Barock so faszinierte. Die Musiker sogen diesen Zeitgeist auf und befriedigten ihr Publikum mit pompösen Opern und emotionalen Konzerten – als gelte es zu zeigen, wie viel Gefühl man auf ein Notenblatt zwängen kann. Mit allen musikalischen Mitteln versuchten die Komponisten und Musiker, Gefühle und Stimmungen auszudrücken. Die Barockkomponisten vermochten auch die vier Elemente klangvoll in Szene zu setzen. Musikalische Naturschauspiele von Jean-Féry Rebel, Antonio Vivaldi oder Telemann werden am stimmungsvollen Ort vom Concerto Copenhagen präsentiert. Dass das Element Feuer schließlich farbenreich in Aktion tritt, dafür sorgen professionell Pyrotechniker.

Die Widerstände und Hindernisse, die der griechische Sagenheld Odysseus mit Elementen erlebt, ehe er aus der Fremde wieder in seine Heimat gelangt, wurden als Thema von dem venezianischen Barockkomponisten Claudio Monteverdi aufgegriffen und zu einer seiner schönsten Opern verarbeitet. Neben dem Festspielthema war auch der 450. Geburtstag Monteverdis Anlass, die Oper „Die Rückkehr des Odysseus“ („Il ritorno d'Ulisse in Patria“) ins Programm des zweiwöchigen Festivals aufzunehmen. Dafür konnte man die weltberühmte Interpretation von William Kentridge und der Handspring Puppet Company sowie des Ricercar Consorts gewinnen. Am 10. und 12. Juni ist die Oper im Nikolaisaal zu sehen.

Ein ganz anderer Wind begann ab Anfang des 16. Jahrhunderts mit der Einführung des Protestantismus durch Europa zu wehen, doch das katholische Feuer verglühte dennoch nicht. In England wütete der christliche Bruderhass besonders heftig. Die eher sanfte Gambenmusik, die auf der Insel zu jener Zeit entstand, wird am 13. Juni im Palmensaal im Neuen Garten zu hören sein. Das renommierte Ensemble "Phantasm" wird mit seiner Gambenfamilie zu Gast sein.

Insgesamt 35 Konzerte, Opernaufführungen und Führungen wird es bis zum Abschlusskonzert am 25. Juni mit den Brandenburger Symphonikern am Neuen Palais geben. Doch bevor der Festspiel- Schlussakkord erklingt, wird es zu einem Streit zwischen Apoll, er wird auch Phoebus genannt, und Pan kommen. Johann Sebastian Bach hat in einer seiner wenigen weltlichen Kantaten dem Gott der Poesie und dem Hirtengott das Wort gegeben. In „Geschwinde, ihr wirbelnden Winde“ BWV 201 wird eine Geschichte aus Ovids Metamorphosen erzählt, in dem die Protagonisten zum Gesangswettstreit antreten. Wer wird gewinnen? Die Capella Augustana, die in Köln beheimatet ist, sowie die Vokalakademie Berlin werden am 24. Juni in der Friedenskirche Sanssouci das Rätsel auflösen. Im Konzert wird der in den 90er-Jahren auch in Potsdam arbeitende Dirigent Andreas Spering Georg Philipp Telemanns „Donner Ode“ zu dessen 250. Todestag musizieren. Für die Komposition gab es einen aktuellen Anlass: das Erdbeben in Lissabon am 1. November 1755. Vier Monate später wurde das geistliche Werk, das die Psalmen 8 und 29 adaptiert, in Hamburg uraufgeführt.

Eröffnungskonzert „Musik in ihrem Element“ heute um 20 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci und an der Großen Fontäne

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