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Gerd Nefzer (2.v.r.) und Brian Connor, Paul Lambert und Tristan Myles (v.l.) freuen sich über den Oscar.

© dpa

Update

Babelsberger Spezialeffekte-Macher triumphiert: Gerd Nefzer gewinnt seinen zweiten Oscar

Der Potsdamer wurde in Los Angeles in der Kategorie Visuelle Effekte für den Science-Fiction-Film „Dune“ ausgezeichnet. Hinterher wollte er in Hollywood feiern.

Von Barbara Munker, dpa

Los Angeles - Gerd Nefzer strahlt mit dem Oscar in der Hand Backstage, hinter den Kulissen, vor der internationalen Presse. Mit dem roten Sieger-Umschlag fächert sich der Babelsberger frische Luft zu. Was wollte er auf der Bühne in seiner Dankesrede sagen, als ihm die Musik ins Wort fiel? Er hätte natürlich gerne einige Worte in Deutsch an seine geliebte Heimat gerichtet, sagt er auf Englisch - und fügt grinsend hinzu: „Das ist wunderbar“.

Er wollte sich auch unbedingt bei dem „unglaublichen“ Regisseur Denis Villeneuve bedanken. „Er ist ein großartiger Kerl und ich liebe ihn sehr“, sagte er weiter auf Englisch. Natürlich wollte er auch seiner Frau Regina, seinen beiden Kindern, seiner Mutter und seinem Schwiegervater danken, der ihn vor 35 Jahren in dessen Effekte-Firma hineingeholt habe. Dann zählt er stolz die Namen seiner „fantastischen“ Mitarbeiter auf. 

Nefzer und drei weitere Hollywood-Kollegen gewannen den Oscar in der Kategorie Visuelle Effekte für den Science-Fiction-Film „Dune“. Bereits 2018 holte der gebürtige Schwabe mit seiner Arbeit an „Blade Runner 2049“, auch unter der Regie von Denis Villeneuve, den Oscar für Visuelle Effekte

„Die Nacht ist lang“

Den Oscar-Gewinn wollte er jetzt auf einigen Partys in Hollywood feiern. „Die Nacht ist lang“, grinst Nefzer - aber sie müssten morgen schon wieder nach Deutschland zurückfliegen.   

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In Potsdam herrschte am Montag nach der Auszeichnung für Nefzer große Freude. „Das ist Weltklasse! Herzlichen Glückwunsch an Gerd und sein großartiges Team! Wir freuen uns sehr über die erneute Auszeichnung mit dem wichtigsten Filmpreis für unseren Babelsberger Kollegen“, teilte Christoph Fisser, Vorstand der Studio Babelsberg AG mit. Nefzers weltweit gefragte Expertise sei vor allem auch ein hervorragendes Zeugnis für die Kompetenz am Standort der AG. 

„Wir hoffen, dass die Rahmenbedingungen für große internationale Filme und Streaming-Projekte in Deutschland uns und unseren Produktionen weiterhin ermöglichen, von diesem Know-how regelmäßig zu profitieren“, so Fisser. Nefzer leitet in Potsdam die Nefzer Babelsberg GmbH, an der Studio Babelsberg zu 50 Prozent beteiligt ist. Auch das Medienboard Berlin-Brandenburg gratulierte dem Spezialeffekte-Macher zu der Auszeichnung. „Glückwunsch zur außerordentlichen Leistung“, twitterte Potsdams Kulturbeigeordnete Noosha Aubel (parteilos).

Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) gratulierte ebenfalls via Twitter: „Wow! Ick freu ma über einen #Oscar2022 für die #Filmstadt #Babelsberg – herzlichen Glückwunsch an den großartigen Gerd Nefzer! Für die unglaublichen visuellen Effekte (Sandstürme! Staub! Wind!) im Science-Fiction-Epos #Dune gab’s für ihn gestern Nacht den #AcademyAward.“

Wegen Corona: Reise nach LA stand auf der Kippe

Nefzers lange geplanter Oscar-Besuch wäre beinahe geplatzt. Erst am Freitagabend habe er nach einer Corona-Erkrankung einen negativen Test erhalten, erzählt Nefzer. Am Samstag sei er mit seiner Frau nach Los Angeles gejettet, gerade noch rechtzeitig für die Gala. Seinen Humor hat er nicht verloren. „Das war eine schwierige Woche, wenn du nur Zuhause bist, mit deiner Frau zusammen in einem Zimmer“, witzelt er vor den über Hundert Journalisten über seine Corona-Quarantäne. 

Was würde er seinen Fans in Deutschland sagen? „Ich habe nie geglaubt, dass ich einen Oscar gewinne und ich habe es geschafft. Man muss immer an das glauben, was man macht und hart dafür arbeiten.“ 

Die Sandstürme auf dem Wüstenplaneten erschufen Nefzer und sein Team mit riesigen Windmaschinen und speziellem Filmstaub.
Die Sandstürme auf dem Wüstenplaneten erschufen Nefzer und sein Team mit riesigen Windmaschinen und speziellem Filmstaub.

© Gerd Nefzer

Erst kürzlich war Nefzer für „Dune“ mit dem britischen Filmpreis Bafta ausgezeichnet worden. Auch für „Blade Runner 2049“ hatte er 2018 den Bafta erhalten.

Der Filmkomponist Hans Zimmer, der in den USA lebt, aber deutsche Wurzeln hat, gewann einen Oscar für die Musik zum Film „Dune“. Zimmer war bereits Mitte der 1990er Jahre für die Filmmusik zum Disney-Klassiker „Der König der Löwen“ ausgezeichnet worden. „Dune“ gewann insgesamt sechs Oscars und damit mehr als jeder andere Film, allerdings vor allem in technischen Kategorien.

„Coda“ als bester Film ausgezeichnet 

Die Tragikomödie „Coda“ hat den Oscar als bester Film gewonnen. Regisseurin Siân Heder erzählt darin von einem Mädchen, das in einer gehörlosen Fischerfamilie aufwächst. Der Film gewann insgesamt drei Auszeichnungen, wie die US-Filmakademie in der Nacht zum Montag bekanntgab. Erstmals hat damit ein Film eines Streamingdienstes den Oscar in dieser Kategorie geholt - der Film läuft beim Anbieter Apple TV+. 

Schauspielerin Jessica Chastain gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin für „The Eyes Of Tammy Faye“. Kristen Stewart ging leer aus. Der Hollywoodstar war für den Diana-Film „Spencer“ nominiert. Das Drama wurde unter anderem im Potsdamer Schloss Marquardt gedreht.

Kristen Stewart als Lady Di. Der Gewölbekeller von Schloss Marquardt wurde zur Bedienstetenküche umgebaut.
Kristen Stewart als Lady Di. Der Gewölbekeller von Schloss Marquardt wurde zur Bedienstetenküche umgebaut.

© Pablo Larraín, DCM

Schauspieler Will Smith gewann für „King Richard“ den Oscar als bester Hauptdarsteller. Unter Tränen sagte er unter anderem, er wolle ein Botschafter der Liebe sein.

Der Western „The Power of the Dog“ von Jane Campion, der mit zwölf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen war, gewann letztlich nur eine Auszeichnung für die beste Regie. Prämiert wurden auch der „James Bond“-Titelsong von Billie Eilish und der Animationsfilm „Encanto“. Der Oscar für den besten ausländischen Film ging an „Drive My Car“ des japanischen Regisseurs Ryusuke Hamaguchi.

Als bester Nebendarsteller wurde der gehörlose Schauspieler Troy Kotsur geehrt, der in „Coda“ den Familienvater spielt. Ariana DeBose gewann den Oscar als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle im Musical „West Side Story“. Sie sagte zum Publikum: „Sie sehen hier eine offen queere, nicht-weiße Frau, eine Afro-Latina, die ihre Kraft und ihr Leben durch die Kunst gefunden hat.“

Will Smith ohrfeigt Chris Rock

Moderiert wurde der Abend von den Schauspielerinnen Amy Schumer, Regina Hall und Wanda Sykes. Schauspieler Will Smith sorgte mitten in der Verleihung für einen irritierenden Moment, als er auf die Bühne lief und seinem Kollegen Chris Rock eine Ohrfeige gab. Danach kehrte er auf seinen Platz zurück und rief zweimal laut in Rocks Richtung: „Lass den Namen meiner Frau aus Deinem verdammten Mund!“

Zuvor hatte sich Komiker Rock an Smiths Frau Jada Pinkett Smith gewandt und gewitzelt: „G.I. Jane 2 - ich kann es nicht abwarten, das zu sehen.“ - eine Anspielung auf den Film „G.I. Jane“, in dem sich Demi Moore als Soldatin den Kopf rasierte. Jada Pinkett Smith hatte in der Vergangenheit offen über ihren Haarausfall gesprochen. Zunächst lachte Will Smith während der Verleihung, dann stand er von seinem Platz auf. Ob es sich um einen tatsächlichen Wutausbruch handelte oder um eine abgesprochene Szene, war unklar. (dpa/mit cmü)

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