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Ausstellung zum Jahresausklang: "Kleine Formate" in der Galerie Sperl in Potsdam

Konfetti-Mops trifft auf Delirium: Die Galerie Sperl zeigt zum Jahresausklang einen Querschnitt durch das Schaffen ihrer Künstler.

Potsdam - Mit den „Kleinen Formaten“ ist es vorbei. „Das alte Konzept ist zu populär geworden. Wir wollten in diesem Jahr etwas anderes machen“, sagt Ursula Sperl. Traditionell zeigte die Galerie Sperl zum Ausklang des Jahres die Ausstellung „Kleine Formate“. Dieses Jahr ist es anders. In der aktuellen Ausstellung sind Mittelformate mit kleinen Formaten gemischt. Eine konkrete Themenvorgabe für die Ausstellung hatte es nicht gegeben. Zu den Kleinen gehört der „Konfetti-Mops“ von Dieter Zimmermann im Format 40 mal 60 Zentimeter. Der ist ein eher rundes Wesen, das dem Betrachter recht verstimmt von einem blauen Hintergrund aus entgegen schaut.

Mehrfach ist die Galerie in den vergangenen Jahren umgezogen. Die neuen Räume liegen in der Schopenhauerstraße 27, im Zentrum von Potsdam, nur wenige Meter vom gegenwärtigen Weihnachtsmarkt entfernt. Zwar ist der eigentliche Galerieraum deutlich kleiner als der vorherige in der abgerissenen Fachhochschule, aber es gibt einen schönen Innenhof und noch einen weiteren Raum, der aber nur im Sommer bespielt werden kann, weil keine Heizung vorhanden ist.

Mit der Vorweihnachtsausstellung präsentiert die Galerie einen bunten Strauß von Arbeiten. Alle liegen in einem Preissegment zwischen wenigen hundert Euro und einem geringen vierstelligen Betrag. Die Galerie hat sich in der Ausstellung auf Tafelbilder in allen Techniken beschränkt. Lediglich eine Terrakottafigur von Rainer Sperl, auf eine Leinwand appliziert, und eine kleine Skulptur von Malte Brekenfeld ergänzen die Schau.

Eine Welle wild bewegter See von Brekenfeld, kleinteilig modelliert, droht über einem kleinen Boot zusammenzuschlagen. Das wirkt allerdings gar nicht so bedrohlich, sondern eher einem Märchentrickfilm entsprungen. „Wellenreiter“ – so der Titel. Die Reste eines Bootes sind auf dem Bild „Soliloquies III Loosing Sight“ von Micky Focke zu sehen. Das Bild von Focke fällt auf in der Ausstellung. Denn mit dem von ihr gemalten Schiffswrack, eine collagierte Ölmalerei, basierend auf einem Fotodruck auf Leinwand, geraten Splitter einer Realität in die Ausstellung, die von den übrigen Künstlern sorgsam ausgeklammert werden. Die zerborstenen Holzplanken des gemalten Wracks evozieren unwillkürlich die Assoziation an die Flüchtlingsströme der vergangenen Jahre. Die ins Bild applizierten Überreste von Strichcodes legen Gedanken an Überwachungstechniken nahe, mit denen Grenzen gesichert werden sollen. Politische, menschliche und philosophische Fragestellungen seien Ausgangspunkte ihrer Bilder, erklärt die promovierte Architektin auf ihrer Website. In ihrem Portfolio finden sich zahlreiche realistisch gemalte Werke, die Bezug auf gegenwärtiges Zeitgeschehen nehmen.

Den Gegenpol zu der realistischen Arbeit von Focke bilden in der Sperl Galerie zwei schmale Tafelbilder von Max Grimm. „Traum“ und „Konferenz“ sind die Titel der farbenfrohen Werke, auf denen sich ein Sammelsurium von Pflanzen- und Blumenelementen, Cocktailgläsern, badenden Frauenfiguren, Libellen, aufgeschnittenen Früchten und allerlei anderem einstellt. Die geschickt komponierten Hochformate spielen mit der Fantasie des Betrachters und zeugen vom lebendigen und farbenfrohen Blick des Malers auf das Alltagsgeschehen.

Blumen finden sich auch auf den Bildern von Kerstin Heymann, die mit „Lost and found“ und „Show me your passion“ betitelt sind. Mit ihrem ganz eigenen Stil zeigt die Malerin vor einem weißen und einem dunklen Hintergrund verschiedene Blüten, Blätter und Halme, die in loser Komposition einander zugeordnet sind. Die einzelnen Elemente wirken zunächst altmeisterlich gemalt und der Natur abgeschaut. Bei genauem Hinsehen aber zeigt sich, dass die Malerin mit lockerem Strich und gekonnter Schichtung zwar altmeisterliche Maltechniken aufgreift, diese aber mit einer ganz gegenwärtigen und frischen Malerei kombiniert.

Abstrakter Gegenpol

Auch eine „Schöne“ von Astrid Germo taucht in der Ausstellung auf. Gemalt hinter Glas hockt sie im Blumenkleid an einer Bartheke, vor sich ein Proseccoglas und stützt das Kinn versonnen auf den Handballen. Gleich daneben blickt ein „Schaf in der Landschaft“ von Ulrike Hogrebe ein wenig verträumt zu der „Schönen“ hinüber. Einen abstrakten Gegenpol zu den meist figürlichen Arbeiten bildet der Berliner Maler Hans-Hendrik Grimmling. Rot, Grün und Schwarz ist der Farbklang auf dem großformatigen Bild. Ovale und gerundete Formen schichten sich quer über die Leinwand. Zusammengeklammert werden die pflanzlich anmutenden Großformen von schwarzen Elementen. „Der 13. Monat“ ist der rätselhafte Titel des Bildes. Die mit breitem Strich souverän gemalten Elemente fügen sich zu einem Bildganzen, das durch seine geometrischen Anklänge und zeichenhaft reduzierte Gegenständlichkeit mit den Bildern von Hans Scheuerecker zu kommunizieren scheint. Dessen Bilder bewegen sich ebenfalls mit einer reduzierten Gegenständlichkeit und Farbigkeit zwischen Abstraktion und Konkretion. Vier Arbeiten von Scheuerecker, zu einem Bilderblock zusammengefügt, mit den Titeln „Außer Kontrolle“, „Delirium“, „Teufelsintervall“ und "Leidenschaft" zeigt die Ausstellung.

Eigentlich handele es sich bei den Bildern um eine geschlossene Werkgruppe, aber die Arbeiten seien auch einzeln zu erwerben, so die Galeristin. Anklänge von Figuren, von Räumen zeigen die Bilder, Landschaften oder Musikinstrumente können vermutet werden. Dass dennoch nichts wirklich plastisch hervortritt und im Ungefähren bleibt, macht den Reiz der in Beige- und Ockerfarben gehaltenen Kompositionen aus.

» Die Sperl Galerie, Schopenhauerstraße 27, ist bis Samstag, 22. Dezember und Donnerstag, 27. Dezember, geöffnet. Vom 28. Dezember bis 11. Januar 2019 ist geschlossen. Die aktuelle Ausstellung ist noch bis 31. März zu sehen.

Richard Rabensaat

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