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Die Künstlerin Birgit Cauer hat sich in Norwegen mit Gestein beschäftigt.

© Ottmar Winter

Ausstellung in der Produzentengalerie: Was man so beim Angeln sieht

Ina Abuschenko-Matwejewa und Birgit Cauer präsentieren ihre Norwegen-Eindrücke in der Potsdamer Galerie M.

Von Helena Davenport

Stein ist meistens irgendwie kalt, möglicherweise monströs, vielleicht auch rau. Jedenfalls bringt man das Material seltener mit einem Brutkasten in Verbindung. Dabei ist ein Travertin genau das: ein Schutzraum nämlich, in seinen Hohlräumen wohnen Bakterien oder Pflanzen. Die Potsdamer Künstlerin Birgit Cauer hat so einen Travertin aus Norwegen mitgebracht, fast einen Meter lang, rund 30 Zentimeter hoch und etwa zehn Zentimeter dick. Seine Hohlräume hat sie vergrößert, sodass sie den Blick auf sich ziehen. Bückt man sich ein bisschen, meint man einige Sonnenstrahlen hindurchfallen zu sehen – sofern es das Licht vorher durch das Fenster in die unteren Ausstellungsräume der Produzentengalerie geschafft hat. Denn hier hat die Künstlerin ihr Mitbringsel platziert.

„Wie ist Stein am Leben beteiligt?“ – mit dieser Frage war sie 2018 in das skandinavische Land gereist, nachdem sie ein Stipendium für einen zweimonatigen Aufenthalt vom Brandenburgischen Verband Bildender Künstler (BVBK) erhalten hatte. Bis zum 15. September sind Cauers Arbeiten und die von Ina Abuschenko-Matwejewa, ebenfalls Norwegen-Stipendiatin, nun in der Ausstellung „The Consequences of Fishing“ zu sehen. Die Autorin Tanja Langer, die auch im Land war, hat Texte beigesteuert.

Mittlerweile hat sich die Förderstruktur verändert

Zentnerschwere Steine aus Norwegen in einer Potsdamer Galerie – da wird man hellhörig. Schließlich hätte auch die Naturverbundenheit der Norweger sie dazu angeregt, sich im Herbst 2017 für den Aufenthalt zu bewerben, erzählt Cauer. Der Steintransport scheint wohl aber nicht allzu kompliziert gewesen zu sein – sie sei sowieso mit dem Auto unterwegs gewesen, sagt sie. Bis zur Insel Ringvassøy, oben im Norden, fuhr sie auf ihrer Forschungsreise. „Wäre der Ort nicht vom Stipenium festgelegt gewesen, wäre ich vielleicht nicht dort hingekommen“, sagt Cauer. Deswegen findet sie es schade, dass der BVBK seit diesem Jahr seine Förderstruktur geändert hat, nun zehnmal 8000 Euro vergibt, die flexibel eingesetzt werden können. Im Rahmen des Norwegen-Stipendiums gab es mit 3500 Euro zwar weniger, dafür Vereinbarungen.

In der Ausstellung sind die Ergebnisse von Cauers Erkundung zu sehen: Zeichnungen von Landkarten, von Gesteinsschichten, Installationen – sie betröpfelt Steine mit Salzwasser und untersucht ihre Veränderung. Cauer hat auch eine persönliche Schöpfungsgeschichte gemalt, die in „Consequences of Fishing“ als Projektion zu sehen ist.

Angeln gehörte zum Tagesablauf

Warum eigentlich der Titel? „Weil wir alle angeln gelernt haben“, berichtet Cauer, deren Aufenthalt sich mit dem von Ina Abuschenko-Matwejewa um etwa zehn Tage überschnitt. Auch Abuschenko-Matwejewa hat sich mit Landschaft beschäftigt – da entstehe diese besondere Magie, wenn der Nebel die Berge verschleiert, sagt sie selbst. Die Künstlerin arbeitet mit Lamellen, die sie beidseitig bemalt. So hängt es von den Bewegungen des Betrachters ab, was zu sehen ist: Die Landschaft hat mehrere Gesichter. Einige ihrer Arbeiten zeigen den Horizont vereinfacht, als Wölbung. Und das Faszinierende: Schaut man frontal auf die Lamellenbilder, ist eine Art Überschneidung zu sehen, eine optische Täuschung.

Ausstellung bis zum 15. September, Lesung am 1. September um 16 Uhr mit Tanja Langer

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