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Die Produzentengalerie M zeigt Arbeiten von Katja Martin und Jost LöberAusstellung.

© Andreas Klaer

Ausstellung in der Potsdamer Produzentengalerie: Fruchtbares vom Land

Die Produzentengalerie M zeigt Arbeiten von Katja Martin und Jost Löber, die sich mit Fruchtbarkeit auseinandersetzt. 

Potsdam - Eine „Sechseck-Holzkapsel“ liegt auf dem Boden der Produzentengalerie M des Brandenburgischen Verband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BVBK). Das sonderbare Ding sieht genauso aus, wie es heißt. Es besteht aus sechs grob behauenen Holzteilen, die mit einem Plastikband zusammengenäht sind und ist innen hohl. „Fruchtbauten“ ist der Titel der aktuellen Ausstellung des BVBK. Und tatsächlich mutet der übergroße Hohlkörper an wie eine Fruchtkapsel, die aber schon geleert worden ist.

„Fruchtverbände“, „Blüten", „Gewächse“ sind weitere Titel von Ausstellungsobjekten. Katja Martin und Jost Löber zeigen gemeinsam neue Arbeiten, die in den letzten zwei Jahren entstanden sind, erklärt die Geschäftsführerin des BVBK, Petra Schmidt Dreyblatt. Martin und Löber wohnen zusammen in der Prignitz, in Horst nahe Pritzwalk. Der Ort ist mehr als 200 Kilometer von Berlin entfernt, ringsherum finden sich im wesentlichen Wiesen und Wald. „Das ist auch eine Ausstellung darüber, wie Kunst im Land Brandenburg entsteht“, so Schmidt Dreyblatt. Offensichtlich hat die ländliche Abgeschiedenheit auch die Werke geprägt. In zurückhaltender Farbigkeit, meist in Weiß gehalten, wölben und wuchern Formen, Kugeln, Schnüre in den Raum.

Die „Sechseck-Holzkapsel“ weckt Assoziationen an eine leere Fruchtkapsel.
Die „Sechseck-Holzkapsel“ weckt Assoziationen an eine leere Fruchtkapsel.

© Andreas Klaer

Ein großer „Blütenstand bunt“ steht mit hoch aufgereckten Pollenstängeln farbig bemalt im oberen Stockwerk. In den Kellerräumen findet sich die Entsprechung „Blütenstand weiß“, die von der Decke hängt. Gefertigt hat Katja Martin die beiden raumgreifenden Skulpturen. Kunst studiert haben Löber und Martin in Halle und an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und dort 1997 ein Studium der Bildhauerei beziehungsweise der Freien Kunst abgeschlossen. Es folgten Landschaftsinstallationen, Skulpturen für den Außenbereich. 2005 begann der Aufbau eines Skulpturengartens in Horst.

„3 x Schwarzbrand“ nennt Katja Martin eine Gruppe aus Schalenelementen und kugelförmigen Skulpturen, die sich im Untergeschoss findet. Es überrascht ein wenig, dass die offensichtlich von Naturformen beeinflussten Gegenstände in einer ausgesprochen zurückhaltenden Farbigkeit gefertigt sind. Es scheint, als wollten die Künstler den Blick des Besuchers ganz auf die voluminösen Objekte lenken, die in ihrer Prallheit unmittelbar Gedanken an Fruchtblüten, an Entstehungsprozesse, an gefüllte Fruchtkapseln und dergleichen aufkommen lassen.

Die Produzentengalerie M zeigt Arbeiten von Katja Martin und Jost Löber Ausstellung "Fruchtbauten", Produzentengalerie Potsdam
Die Produzentengalerie M zeigt Arbeiten von Katja Martin und Jost Löber Ausstellung "Fruchtbauten", Produzentengalerie Potsdam

© Andreas Klaer

Zwei Fotos sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen, schlicht „Gewächse“ betitelt. An einer Wand im Flur des Ausstellungsraumes dagegen finden sich zahlreiche Zettel. Diese sind das Ergebnis eines Brainstormings, das die Künstler mit Besuchern veranstaltet haben. Denn die Ausstellung begleiten mehrere Veranstaltungen: „Kolleginnenaustausch“ sind diese überschrieben. „Wofür Kunst auf dem Land?“ steht auf einem der Zettel. Die Antwort ist für Schmidt Dreyblatt völlig klar: die Kunst belebt das Land und zieht Menschen in Regionen, die ansonsten unter der zunehmenden Abwanderung leiden. Ungefähr die Hälfte der Brandenburgischen Kommunen hätte nicht einmal mehr ein Kulturamt, hat die Geschäftsführerin heraus gefunden. 

Dennoch gebe es zahlreiche Künstler, die sich aus der Stadt zurück gezogen hätten und auf dem Land ihre Kunst produzierten, Workshops und Symposien veranstalteten. „Entscheidend ist, dass Netzwerke entstehen“, stellt Schmidt Dreyblatt fest. Nur wenn ein Zusammenhang der Künstler entstehe, sei auch die Möglichkeit gegeben mehr Aufmerksamkeit und letztlich auch Fördergelder zu erhalten. Tage der offenen Atelier und andere Kunstveranstaltungen seien in aller Regel bestens besucht, aber die öffentliche und auch finanzielle Anerkennung spiegele dies leider nicht wieder. Damit sich dies ändert hat der Verband für 2020 einen Projektantrag gestellt, mit dem der Austausch zwischen der Hauptstadtregion und den Künstlern und Kunstvereinen in Brandenburg gefördert werden soll. 

Richard Rabensaat

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