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Ausstellung in der Bibliothek: Ein Maler auf den Spuren von Fontane

Der Potsdamer Maler Christian Heinze zeigt in der Bibliothek am Kanal seinen Blick auf Theodor Fontane.

Von Birte Förster

Potsdam - Dicht an dicht stehen die Bäume in der Allee. Ihre vollen Kronen bilden ein Dach, Schatten legen sich über den Weg, wechseln sich ab mit orangenem Licht. Der warme Farbton umhüllt zart die Baumreihen und die immer dunkler werdende Landschaft. Das stimmungsvolle Bild „Sonnenallee bei Menz“ zeigt eine Szenerie auf dem Weg zum Stechlin-See, dem Ort, den der Dichter Theodor Fontane einst aufsuchte, um einen seiner berühmtesten Romane dort anzusiedeln.

So wie damals Fontane hat sich auch der Potsdamer Maler Christian Heinze auf Streifzüge durch die Mark Brandenburg begeben. Mit jenem Bild, einer Farbradierung von 1978, folgt er gewissermaßen in freier Motivwahl den Spuren des Autors. Zu sehen ist das Werk in der Ausstellung „Zwischen Sumpf und Sand“ in der Stadt- und Landesbibliothek. Diese Schau ist eine Hommage an Theodor Fontane zu seinem 200. Geburtstag im kommenden Jahr. In Radierungen, Collagen und Aquarellen nähert sich Heinze Leben und Werk des berühmten Autors.

Die insgesamt 23 ausgestellten Bilder sind in einem Zeitraum von vier Jahrzehnten entstanden. Nicht immer hat der 1941 in Dresden geborene Maler dabei den Fokus bewusst auf Fontane gerichtet. Dass sich Überschneidungen früher oder später von selbst ergeben, wenn man sich in der Brandenburger Landschaft auf die Suche nach eindrucksvollen Motiven begibt, hat auch Heinze erkannt. „In Brandenburg kommt man an Fontane nicht vorbei“, sagt er. Wie Fontane gehe es auch ihm darum, „die Dinge auf den Punkt zu bringen, Momente im Stile des Realismus zu schaffen“, sagt Heinze.

Fontanes detaillierte Landschaftsbeschreibungen gingen aber über das Naturerlebnis hinaus. Schließlich gehe es dem Autor auch um Menschen, die Konflikte seiner Epoche und gesellschaftliche Veränderungen. „Ich bin die Mark durchzogen und habe sie reicher gefunden, als ich zu hoffen gewagt hatte. Jeder Fußbreit Erde belebte sich und gab Gestalten heraus wohin das Auge fiel, alles trug den breiten historischen Stempel“, schrieb Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.

Auch Heinze versucht in seinen Werken den Brückenschlag zu Gesellschaft und Historie. Thematisch gibt es dabei zwischen Maler und Autor zum Teil nur entfernt Berührungspunkte. So zum Beispiel bei Heinzes „Hommage an Friedrich Wilhelm IV.“, das im Rahmen seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit der brandenburgisch-preußischen Geschichte entstanden ist. In der Radierung von 1996 verschwimmen die unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen, sodass ein komplexes Bild der Zeit entsteht. Nur schemenhaft zu erkennen, hinter blauen Vorhängen, thront erhaben das preußische Königspaar. Gleichzeitig deuten sich die gesellschaftlichen Umbrüche an: Die Schlossatmosphäre samt Palmen und Statuen wird überlappt von der Kulisse der Großstadt mit ihren Fabriken, rauchenden Schornsteinen und dem aufbegehrenden Volk. Die Revolution von 1848 bahnt sich an. Auch Fontane hatte sich in seinen Schriften einst mit der Märzrevolution befasst.

Teil der Ausstellung sind auch zahlreiche Collagen mit explizitem Bezug zu Fontane. So hat Heinze viele Porträts des Autors vom jungen bis zum alten Mann angefertigt, die er mit dessen Gedichten wie „Im Garten“ oder „Havelland“ verknüpft. Zu sehr sind diese zum Teil Illustration, mehr Beiwerk als eine für sich stehende künstlerische Auseinandersetzung. Das trifft auch auf die in verschiedenen Farben kolorierten Birnen zu, die sich deutlich auf sein berühmtes Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ beziehen. Eindrucksvoll sind vor allem Heinzes landschaftliche und historische Impressionen. Wenn Überschneidungen mit Fontane eher auf den zweiten Blick erkennbar sind und Heinze seiner eigenen Wanderroute folgt.

» Bis 19. Januar in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, Am Kanal 47. Weitere Werke von Heinze zum Thema Fontane sind in der Siechenhauskapelle in Neuruppin ausgestellt

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