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Manolis Tsafos, "Unfuck Greece" von 2015.

© Andreas Klaer

Ausstellung in der AE Galerie Potsdam: Antike abstrakt

Die AE-Galerie setzt ihre Zusammenarbeit mit griechischen Künstlern fort und stellt die Frage, wie die DEmokratie in die Welt kam. 

Potsdam - Wie kam die Demokratie in die Welt und welchen Anteil hatte die Kunst daran? Diese Frage stellt sich immer wieder im Zusammenhang mit Griechenland und der Antike. Und das thematisiert auch die aktuelle Ausstellung in der AE-Galerie mit Fotos von Demonstrationen, mit einer Videoinstallation.

Angelika Euchner versteht ihre Galerie auch als eine Plattform für einen kulturellen Austausch, insbesondere zwischen Griechenland und Deutschland. In der gegenwärtigen Ausstellung zeigt sie Werke von Künstlern, die entweder aus Griechenland stammen oder eine enge Beziehung dorthin haben. Bei einer Reise nach Athen im vergangenen Jahr hat Euchner die Möglichkeiten ausgelotet, vielleicht in Athen eine Korrespondenzgalerie zu eröffnen.

 Sifis Lykakis' "Installation mit Gorbatschow" von 2019.
 Sifis Lykakis' "Installation mit Gorbatschow" von 2019.

© Andreas Klaer

Installation mit Gorbatschow

Eine Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten und der verwandten künstlerischen Mittel kennzeichnet die Werke der versammelten fünf Künstler. Im Untergeschoss des Ausstellungsraumes zeigt Sifis Lykakis eine „Installation mit Gorbatschow“. Der mittlerweile etwas in Vergessenheit geratene letzte Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) taucht als visuelles Zerrbild in einer Videoinstallation des Künstlers auf. Lykakis fertigte eine Tonbüste und eine Skulptur des Parteichefs, die er am Checkpoint Charlie gesehen hat. 

Die filmte er dann ab. Den Film projiziert er auf die Büste. Es ist jedoch nicht einfach eine Verdoppelung des Bildes, sondern eine Variation, bei der das Abbild in poppigen Farben changiert, zergliedert und zersplittert wird. Meist arbeite der Medienkünstler Lykakis mit selbst erstellten Videos, verzerre und verfremde diese und erstelle so eine neue Realität, erläutert Euchner. Die Projektion auf der Tonbüste ist weitgehend in Fragmente zerlegt, in abstrakte Muster und Schemen aufgelöst. Damit ähnelt sie der realen Situation, in der sich die UdSSR nach den Reformversuchen des KP Chefs wiederfand. Allerdings hat Lykakis auch kleinformatige Ausdrucke seiner Filmbilder auf Plexiglas gefertigt und transportiert so die fluide Erscheinung der Videos in ein optisch ansprechendes Format.

Androniki Chilas "Own Empire".
Androniki Chilas "Own Empire".

© Andreas Klaer

Spirituelle Inspiration

Nicht ganz so experimentell arbeiten die übrigen Künstler der Ausstellung. Androniki Chilas abstrakte Malerei habe ihren Ausgangspunkt in spiritueller Inspiration, so Euchner. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Künstlerin in den Jahren 2013 und 2014 ihr Atelier in einem Gebäude auf einem Kreuzberger Friedhof gehabt habe, das einer Basilika ähnele. Dort habe Chila sich intensiv mit Fresko- und Mosaiktechnik beschäftigt. „Illusion“, „Own Empire“, „Monk“ sind die Titel der Bilder. Farbschichten und -felder verdichten sich, lösen sich wieder auf und laden den Betrachter ein zur freien Assoziation über den beigefügten Titel des Bildes.

„Amaltheas Cave“ ist der Titel eines tiefblauen Gemäldes von David Benforado. Inmitten einer dunklen Höhle wird der Schattenriss einer Ziege erkennbar. Zwar liegt auch bei Benforado der Schwerpunkt seiner Malerei im Abstrakten. Meist schichtet er sorgsam verschiedene Lagen Ölfarbe zu einem kompliziert verwobenen Ganzen. Auf das Höhlenbildnis aber hat sich eine Ziege geschlichen, die trotz ihrer lediglich angedeuteten Existenz dem Betrachter einen Haltepunkt bietet.

Gösta Hellners "Antinoos und die Bedeutung der Zeit" von 1980.
Gösta Hellners "Antinoos und die Bedeutung der Zeit" von 1980.

© Andreas Klaer

Surreal verfremdete Antike

Einen Gegenpol dazu setzt Manolis Tsafos mit seinen Schwarz-Weiß-Fotografien. Bilder von Demonstranten, die mit Gasmaske in Rauchwolken stehen, aber auch ein Mann, der von einem Berg aus einen Drachen steigen lässt, eine Katze, die aus einer Einfassung auf den Bürgersteig springt. Es sind Fotoausdrucke, deren Erscheinung an klassische schwarz-weiß Fotoabzüge erinnert.

Die Ästhetik der Fotos von Tsafos ist bestechend, ebenso wie die der Fotos von Gösta Hellner, der 1937 in Münster geboren wurde und 25 Jahre für das Deutsche Archäologische Institut in Griechenland tätig war. „Antinoos und die Bedeutung der Zeit“, so einer der Titel seiner Fotos, die abfotografierte Collagen sind, zusammengesetzt aus einzelnen Fotos von Hellner. Fotos von Steinskulpturen von Köpfen, dazu gruppiert die Reste eines griechischen Tempels. Es entsteht eine assoziativ aufgeladene Szenerie, in der die griechische Antike aufscheint, aber doch surreal verfremdet wirkt. 

>>Zu sehen bis zum 13. Juni in der AE-Galerie, Charlottenstraße 13

Richard Rabensaat

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