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Heinrich Basedow der Ältere malte 1926 diese „Flußbadeanstalt in Potsdam“, die mit ihren zarten Farben den Winter kurz vergessen lässt.

© Repro: Andreas Klaer

Ausstellung des Potsdamer Kunstvereins: Flussbaden in Aquarell

Erst Dokumente, nun Kunstwerke – eine Ausstellung in der Potsdamer Guten stube zeigt die Geschichte des Kunstvereins.

Potsdam - Dunkelblaue Mondnächte, stattliche Kiefern oder sommerliche Badelandschaften: Die Anziehungskraft, welche die Stadt Potsdam auf Maler und Grafiker ausübt, ist enorm. Liebenswert sind auch die umgebende Landschaft und die Menschen, die in ihr leben. Die reale Erscheinung Potsdams mit den historischen Architekturen, Straßen, Plätzen und Parkanlagen nehmen die Künstler immer wieder aufs Neue zu Protokoll, aber sie sehen sie vor allem als ein malerisches Ereignis. Der 2003 wieder gegründete Potsdamer Kunstverein e. V. zeigt in seiner Galerie Gute Stube nun eine Auswahl an Ölbildern, Aquarellen und Zeichnungen von Künstlern, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebten und die mit ihren Potsdam-Bildern impressionistische Wirkungen erreichten.

Nachdem zunächst anhand von dokumentarischem Material die spannende Geschichte des Vorgängervereins beleuchtet wurde, der 1909 gegründet wurde und 1945 seine Tätigkeit einstellte, sind nun im zweiten Teil des Projekts Kunstwerke zu sehen. Die Kuratoren Andreas Hüneke und Thomas Kumlehn haben sich für die Kabinettausstellung – die Gestaltung übernahm Peter Rogge – auf diejenigen Künstler konzentriert, die möglicherweise Mitglieder des Kunstvereins waren, aber auch auf solche, die als Gäste eingeladen waren. Leider hat sich ein Mitgliederverzeichnis des Vereins nicht erhalten.

Links: Heinrich Basedow der Jüngere, "Gertrud Heidkamp", Rechts: Heinrich Basedow der Ältere, "Mondnacht in Pommern".
Links: Heinrich Basedow der Jüngere, "Gertrud Heidkamp", Rechts: Heinrich Basedow der Ältere, "Mondnacht in Pommern".

© Andreas Klaer

Idylle der Havellandschaft

Andreas Hüneke und Thomas Kumlehn wurden bei ihren Recherchen in zwölf Potsdamer und Berliner Privatsammlungen und fünf Künstlernachlässen fündig, ja bis nach Budapest wurden Verbindungen aufgebaut. 46 Bilder von 22 Malern und Grafikern sind nun in der Guten Stube und in ihrem Treppenhaus zu sehen. Manch glücklicher Fund gelang, wie eine ganze Reihe seltener Kostbarkeiten verrät. Viele Künstlernamen findet man in der Ausstellung, die dem Rezipienten bekannt sein werden, aber auch solche, die schlichtweg vergessen wurden. Gern hätte man ein paar biografische Notizen zu den einzelnen Künstlern gelesen.

Dass Potsdam auch damals ein gern gemalter und gezeichneter Ort war, belegen die künstlerischen Zeugnisse. Auch die Idylle der Havellandschaft betrachteten die Künstler immer wieder aufs Neue. Der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sich stetig entwickelnde Industriestandort Babelsberg und dessen teilweise proletarisches Milieu weckte anscheinend kaum Interesse. Die wohlgepflegte ehemalige Residenzstadt der preußischen Könige und deutschen Kaiser war wohl verkaufsträchtiger für den Kunsthandel. Gemalte Reiseorte von Künstlern in andere Landschaften gehören ebenfalls zu den sichtbaren Dokumenten der Exposition.

Potsdamer Kunstverein. Ausstellung zum Jubiläum. Fritz Rumpf, Das Paradiesgärtlein in Sanssouci.
Potsdamer Kunstverein. Ausstellung zum Jubiläum. Fritz Rumpf, Das Paradiesgärtlein in Sanssouci.

© Andreas Klaer

NS-Vergangenheit einiger Künstler

Mit der Abenddämmerung der Monarchie, die nach 1914 anbricht, oder der Nacht nationalsozialistischer Diktatur, haben sich die ausgestellten Maler und Grafiker wohl kaum künstlerisch auseinandergesetzt. Doch es kann nicht verschwiegen werden, dass unter ihnen Sympathisanten des NS-Regimes waren. So Rudolf Hengstenberg, zeichnender Kriegsberichterstatter, der Mitglied der NSDAP, der SA und sogar Sturmbannführer war. 1948 wurde er von einer Jury als Mitläufer eingestuft. Der Neuen Sachlichkeit galt sein Interesse. Das etwas statuarisch wirkende Öl-Porträt der Malerin Gertrud Heidkamp von Heinrich Basedow dem Jüngeren aus den Zwanzigerjahren, der Frau des damaligen bekannten Potsdamer Kunsthändlers Karl Heidkamp, gibt davon Zeugnis.

Mit welch malerischen Finessen sein Vater Heinrich Basedow der Ältere aufwarten konnte, kann der Betrachter der „Mondnacht in Pommern“ mit ihren dunkelblauen und grau-weißen Farben beglückend erleben. Ein zauberisches Nachtleuchten der besonderen Art. Seine temperamentvoll und hell-sommerlich aquarellierte Potsdamer Flussbadeanstalt von 1926 ist ein weiteres Beispiel der feinen künstlerischen Handschrift Heinrich Basedows des Älteren. Er hob vor 110 Jahren den Potsdamer Kunstverein mit aus der Taufe.

Alfred Liedtke: "Schloß Sanssouci in Potsdam".
Alfred Liedtke: "Schloß Sanssouci in Potsdam".

© Andreas Klaer

In Bornstedt beerdigt

Fritz Rumpf gehört ebenfalls zu seinen Gründungsvätern. Der Maler, Kunstsammler und Stadtpolitiker hat vor allem die idyllische Zurückgezogenheit der Residenzstadt gemalt und gezeichnet: Ansichten aus königlichen Gärten, beispielsweise die Putten-Mauer an der Bildergalerie oder der romantische Paradiesgarten. Der Blick in des Malers Garten am Heiligen See mit dem Flöte spielenden Putto aus dem Rokoko erzählt etwas von der ästhetischen Ausrichtung Rumpfs. Seine Bilder sind von heiter-festlicher Atmosphäre.

Von feiner Erlesenheit sind die Farben auf dem Ölbild „Herbst im Neuen Garten“, das Johannes Rudolphi malte. Der Künstler, der 1950 auf dem Bornstedter Friedhof seine letzte Ruhe fand, vermochte mit großer Harmonie Licht und Farbe in seinen Werken zu verewigen. Auf dem dortigen Friedhof wurde auch Carl Kayser-Eichberg beerdigt. Er war der letzte Vorsitzende des Kunstvereins, bevor er 1945 stillschweigend aufgelöst wurde. Kayser-Eichberg widmete sich in seiner Kunst besonders der märkischen Landschaft. Das ausgestellte Bild, das auch mit „Märkische Landschaft“ betitelt wurde, ist eine eindrucksvolle Hommage an die Kiefer, den Baum der Mark Brandenburg.

>>Der Potsdamer Kunstverein des 20. Jahrhunderts, Teil 2, Malerei und Grafik, bis 27. Januar 2020, Galerie Gute Stube, Charlottenstraße 121

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