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Kultur: Auf der Suche

Die Malerin Jeanne Thiele mit Bildern bei „Feuer und Flamme“

Sie hat sich schon früh auf den Weg gemacht. Mit 17 verließ sie ihre Geburtsstadt Leipzig in einem alten Moskwitsch gen Westen. Wander- und Lehrjahre in Andalusien und den Niederlanden folgten. Erst vor drei Jahren kehrte die heute 38-jährige Malerin nach Deutschland zurück. Auch in Potsdam ist Jeanne Thiele auf der Suche. Gerade hat sie in den Geschäftsräumen von „Feuer und Flamme“ in der Innenstadt einen Platz gefunden, um ihre erste Ausstellung hierzulande zu präsentieren.

„Wandering Souls“ ist diese betitelt und sie zeigt 13 zum Teil großformatige Arbeiten in Öl und Acryl, von denen manche schon vor Jahren in Rotterdam begonnen und vielfach erst jetzt in Potsdam beendet wurden. Auf dem unverputzten Mauerwerk des Hofladens mit unzähligen Leuchtern und Kerzen hängt beispielsweise eine surreale Gebirgslandschaft, in der schemenhafte Figuren steile Wände zu erklimmen versuchen. Einzelne Absätze mit Andeutungen von Behausungen werden sichtbar, doch es ist nahezu aussichtslos, dorthin zu gelangen. Irgendwo steht ein Stuhl, aber auch er lädt nicht zum Verweilen ein, denn der Ort ist nicht nur wegen der nasskalten Tauwetterlage kaum zur Rast geeignet. Auch bei „Homeless“, das in diesem Jahr in Potsdam entstanden und in lichten Gelb-, Grün- und Blautönen gehalten ist und von weitem wie eine Frühlingslandschaft anmutet, bleibt der Betrachter auf sonderbare Weise buchstäblich in der Luft hängen. Ein Boot ohne Segel treibt dahin, ein Steg, der nicht ans andere Ufer reicht, ist zu entdecken und ein Wanderer, der, wahrscheinlich wiederum vergeblich, das Tal erreichen will, wird bei genauerer Betrachtung sichtbar. Doch dieses fast generelle Unbehaustsein in den verrätselten Traumlandschaften lässt einen nicht verzweifeln, sondern eher in der Haltung „mal sehen, was kommt“ zurück.

Diese charakterisiert auch die schwarz bezopfte Künstlerin mit dem einnehmenden niederländischen Akzent, die sich vor über drei Jahren aus Rotterdam, wo sie Malerei und Fotografie studiert und bereits mehrfach ausgestellt hat, in Richtung Berlin aufmachte. Gelandet ist sie in Potsdam, diesmal mitten im Wald, nicht nur ihrer kleinen Tochter zuliebe. Jetzt, nachdem diese „auf eigenen Füßen steht“, kann Jeanne, so signiert sie auch ihre Bilder, wieder stärker an die eigene Entwicklung denken. Ideen und Pläne dafür hat sie viele. Und vielleicht ist ja Potsdam der Platz für die nächsten 17 Jahre, bevor sie sich erneut auf die Suche begibt. Astrid Priebs-Tröger

Bis 1. März 2008, bei „Feuer und Flamme“, Jägerstraße 39, im Hofgarten.

Astrid Priebs-Tröger

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