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Kultur: Angenehme Einfachheit

Auftakt der neuen Serie „Potsdamer Klangkörper“: Das Trio Arcona zwischen Songwritertum und Neo Country

Privat muss Stephan Zehle, Sänger, Pianist und Gitarrist der Potsdamer Band Arcona, zur Zeit viel Bibi Blocksberg hören. Seine vierjährige Tochter besteht darauf. Ja, so ist das Leben eines aufopfernden Familienvaters.

Dabei hatte doch alles ziemlich laut begonnen. Der 37-jährige Stephan Zehle ist passionierter Musiker. Ähnlich wie seine Bandkollegen ist er schon seit Jahren in unterschiedlichen Projekten aktiv. Während Schlagzeuger Heiko Kemnitz lange Zeit in der Musikszene von San Francisco wirkte, wüteten Stephan Zehle und Bassist Kai-Uwe Lachmann in der bekannten Potsdamer Noiserockband „desmond q hirnch“.

Als die drei schließlich im Jahre 2005 anlässlich einer Geburtstagsfeier zu Arcona zusammenkamen, war die Plattform geschaffen für eine musikalische Vision. Das Ziel: einfühlsame, starke und klassische Song. Dieser Vorgabe sind Arcona bis heute treu geblieben. Ihre Musik ist schnörkellos direkt und führt ohne große Umwege mitten in das Herz. Mal sind es Lieder, die in eine wunderbare Leichtigkeit mitnehmen, mal reißen die trist-melancholischen Stücke den Hörer runter in die dunklen, existenziellen Bereiche der eigenen Gefühlswelt. Wie angenehm doch Einfachheit sein kann. Und wenn Musik dabei so ein breites Spektrum an Emotionen weckt, hat sie einiges erreicht.

Das ist es auch, was sich die Band von ihrem Schaffen erhofft. Die Songs sollen berühren und zu einer unmittelbaren Kommunikation mit dem Hörer führen. Auf keinen Fall sind sie bloßes Entertainment, das sich gedankenlos konsumieren lässt. Wer sich der Musik von Arcona widmet, die ihre Einflüsse in der amerikanischen Singer- und Songwriterszene und im so genannten Neo Country sehen, der sollte die Ruhe haben, zuzuhören und sich womöglich sogar hinzugeben.

Aber Vorsicht! Die drei Männer setzen auf Vielfältigkeit und Stephan Zehle droht schon mal an, dass die neueren Stücke fast schon etwas rockig anmuten, die noch in diesem Jahr auf einem Album erscheinen sollen. Anfang 2007 hatten Arcona ihr Debüt herausgebracht. „Neun Songs auf einem Album ohne Titel, das wir selbst kopiert und verkauft haben. Damit wollten wir uns bekannt machen“, sagt Zehle. So ist das bei Arcona. Das einzige, was wirklich feststeht, ist das Instrumentarium: Gitarre, Piano, Bass und Schlagzeug.

Noch eine weitere Konstante ist bei Arcona zu erkennen. „Irgendwie geht es in unseren Texten immer um Liebe oder Wahrnehmungen“. Diese individuell verschiedenen Wirklichkeiten jedes einzelnen Menschen haben mich schon immer fasziniert. Das Thema Liebe wird dann meistens eher von unserem Bassisten ins Rennen geworfen. Wer weiß, was der da verarbeiten muss.“, meint Zehle mit ironischem Unterton und schlägt „Perception and love“ als Titel für das neue Album vor.

So oder so darf man gespannt sein. Vorab sind einige Songs der Band auf ihrer Internetseite zu finden, über die auch das Debütalbum der Band bestellt werden kann. „Wer sich dafür interessiert, muss einfach nur eine Mail schicken“, so Zehle. Was jetzt noch fehlt, ist eine kleine Plattenfirma, die mithilft, den Bekanntheitsgrad der drei Musiker voranzutreiben.

Wann Arcona wieder live in Potsdam zu erleben sind, kann Stephan Zehle noch nicht sagen. Am 25. Januar spielt die Band im Berliner Trickster. Schon morgen, ab 21 Uhr, ist Stephan Zehle mit seinem Nebenprojekt „Der dritte Mann“ im Restaurantschiff „John Barnett“ in der Schiffbauergasse zu hören. Philipp Kühl

www.arconamusic.com

Philipp Kühl

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