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"An der Arche um Acht" am HOT: Pinguinfreundschaft

Ulrich Hubs Stück „An der Arche um acht“ hatte im Kinder– und Jugendtheater des HOT Premiere.

„Niemals lässt ein Pinguin einen anderen Pinguin im Regen stehn“. Als die drei schwarzbefrackten Kerlchen gemeinsam dieses Lied singen, gießt es wie aus Kannen und das Wasser steht schon kniehoch. Die Sintflut in Ulrich Hubs Stück „An der Arche um acht“, das am Donnerstag im Kinder- und Jugendtheater des HOT Premiere hatte, hat aber gerade erst begonnen. Zwei der drolligen Antarktisbewohner haben da bereits das rettende Schiffsticket in der Tasche. Doch der dritte ahnt noch nichts von der nahenden Katastrophe. Und eigentlich wollen die beiden Auserwählten ihn auch nicht einweihen.

So manches Kind kennt die biblische Geschichte von der Arche Noah. Auch in diesem Stück für Kinder ab 6 geht es darum, „schlechte“ Taten zu bestrafen. Wollte nicht der dritte Pinguin den zauberhaften Schmetterling einfach so mir nichts dir nichts abmurksen? Und straft ihn Gott jetzt dafür, indem er ihm keinen Platz auf der rettenden Arche einräumt? Aber wer ist überhaupt Gott? Diese und viele andere „große“ Fragen treiben die drei wissbegierigen und vorwitzigen Pinguine, von Anfang an überzeugend Jan Hasenfuß, Jenny Weichert und Nina El Karsheh, ziemlich um. Aber jetzt müssen sie erst mal das eigene nackte Leben retten. Doch gehen echte Freunde nicht gemeinsam durch dick und dünn? Und was zählt da der Wille eines unfassbaren Gottes, der für jede Tierart nur zwei Plätze vorgesehen hat? Schließlich doch noch von Gewissensbissen geplagt, nehmen sie den dritten als blinden Passagier mit an Bord.

Das bringt sowohl Spannung als auch viel Situationskomik in die wunderbar doppelbödige und leichtfüßige Inszenierung von Regisseur Sebastian Wirnitzer. Im unwirtlichen Bauch der äußerlich blendendweißen Arche – die klasse Ausstattung stammt von Vinzenz Gertler – müssen die drei so manche Bewährungsprobe und vor allem die unangekündigten Besuche der überaus diensteifrigen Taube, sehr komisch Peter Wagner, überstehen. Ehe sie nach mehr als vierzig Tagen wieder Land unter die orangefarbenen Watschelfüße bekommen.

Die Inszenierung, die nie den moralischen oder gar einen missionarischen Zeigefinger erhebt, lebt von den pointierten Dialogen der Stückvorlage, für die der Autor im letzten Jahr den Deutschen Kindertheaterpreis bekam, und, maßgeblich von der großen Spiellust der vier Tierfigurendarsteller. Die Musik und die Songs von Martin Orth nicht zu vergessen. Harald Arnold als Noah mit Rauschebart und grauem Ölzeug hatte da nicht wirklich viel zu melden. Auch wenn er am Schluss verkünden darf – sehr zur Erleichterung für Theaterbesucher im Vorschulalter – dass Gott die Menschen und die Tiere nicht mehr bestrafen und es keine zweite Sintflut geben wird.

Am Ende konnten diejenigen der Zuschauer, die gleich am Anfang meinten „Gott jiebt et nich“, getrost bei ihrer Überzeugung bleiben. Aber vielleicht haben sie inzwischen doch die eine oder andere Frage dazu. Einig waren sich jedoch die begeistert applaudierenden Premierenbesucher, dass diese abenteuerliche Schiffsreise sehr geglückt und die Tierfreundschaft gerettet war.

Nächste Vorstellungen: 25. Februar, 15 Uhr, 26., 27., 28. Februar, 10 Uhr; Reithalle A, Schiffbauergasse.

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