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Das interaktive Hörstück „Rausch und Zorn“ der Gruppe Ligna verlangte den Unidram-Besuchern einiges ab.

© Jörg Bauman

Am Puls der Zeit: Die Freie Theaterszene 2019 in Potsdam

Die freie Szene setzte sich 2019 in Potsdam eindrücklich mit aktuellen Themen auseinander - von Bauhaus bis Neuen Rechten wurde kaum ein Thema vermieden.

Potsdam - 100 Jahre Bauhaus, 200 Jahre Fontane, Digitalisierung, Klimakrise und Neue Rechte. Themen, die 2019 gesellschaftlich relevant waren, fanden auch in den Produktionen der freien Theaterszene Potsdams ihren Niederschlag. Während das Fontane-Jubiläum kaum eine Rolle spielte, standen die Potsdamer Tanztage unter dem Motto: „Dancing future. Fokus Bauhaus100“ und spürten den Einflüssen der Bauhauspraktiken und -methoden auf den Tanz bis in die Gegenwart nach. Sie präsentierten neben der prachtvollen Rekonstruktion des „Triadischen Balletts“ von Oscar Schlemmer auch die großartige Hommage „Formas Breves“ der Brasilianerin Lia Rodrigues.

Das Thema Digitalisierung bildete hingegen so etwas wie eine Jahresklammer. Bei „Made in Potsdam“ präsentierten Malgven Gerbes und David Brandstätter ihr kollaboratives Projekt „Feeding Back“, während „Kombinat“ am Jahresende mit „Lost in formation“ analogen Tanz hinter medialem Schleier aufführte. Beides Versuche, künstlerisch und emotional die technisch, sozial immer komplexer werdende, digitale Gegenwart zu erhellen.

Astrid Priebs-Tröger.
Astrid Priebs-Tröger.

© privat

Gegen den Klimawandel

Die „Regentrude“, die im Sommer im T-Werk aufgeführt wurde, versuchte die Klimakrise mit einer poetischen Erzählung zu durchdringen und dabei ihr vorwiegend kindliches Publikum nicht zu verängstigen, sondern zu ermutigen, sich zu verbünden. Anknüpfend daran war Fridays for future auch Thema des Improtheaterfestivals, das bereits zum 9. Mal stattgefunden hat.

Von Unidram blieb die finnische Produktion „Invisible lands“ über weltweite Fluchtbewegungen, die einem darin buchstäblich auf den eigenen Leib gerückt wurden, besonders in Erinnerung. Genauso wie das interaktive Hörstück „Rausch und Zorn“ des Berliner Künstlerkollektivs Ligna, das ähnliche Emotionen wie zur Entstehungszeit des italienischen Faschismus in den Teilnehmern erweckte und damit Parallelen in die Gegenwart schlug. Last but not least: die fabrik bekam am Jahresende den Deutschen Theaterpreis, mit dem ihr Projekt „Explore dance – Tanz für junges Publikum“ ausgezeichnet wurde. 

Astrid Priebs-Tröger

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