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Kultur: „Am Anfang“

Theater Awogado eröffnete 13. Kinderkulturtage

Am Anfang war eine Gute-Nacht-Geschichte. Denn nachdem ausgiebig die Zähne geputzt und noch einige Trompeten- und andere schräge Töne von sich gegeben wurden, will der putz-muntere Kleine eine Geschichte. Nicht die von den 25 Zinnsoldaten und nicht die vom kleinen Thomas. Die waren gestern und vorgestern dran. Also muss ein neuer Anfang her: Am Anfang, da war das Nichts. So beginnt der Große, der ein bisschen aussieht wie ein abgehalfterter Zirkusdirektor, seine Erzählung von den Dingen, die Gott angeblich in sieben Tagen schuf.

Das Neubrandenburger Clownstheater Awogado eröffnete am Sonntagnachmittag mit „Am Anfang“ nach der Geschichte des Niederländers Bart Moeyaert die 13. Internationalen Kinderkulturtage. Zwei Wochen lang werden wieder Schattenspiel, Musik- und Clownstheater u.a. aus Russland, Tschechien und Ghana zu sehen und zum Abschluss wiederum ein großes Familienfest im T-Werk zu erleben sein.

Und, dieses Mal gleich am Anfang, werden die Fragen zur Erschaffung der Welt gestellt. Der kleine Mensch, Peter Müller als vorwitzige Nervensäge, will unbedingt wissen, wie er sich das Nichts vorzustellen habe. Und da der Quälgeist ihm keine Ruhe lässt, muss sich der Große, Stefan Wey, als wenig entrückter und zuweilen chaotischer Schöpfer, augenblicklich was überlegen.

Gemeinsam begeben sie sich auf eine clowneske Erkundungsreise inmitten der vorerst leeren Zirkusarena. Und da es mittels einer waghalsigen Akrobatiknummer bald Licht wird, kann der erste Tag musikalisch beginnen. Am Anfang war Musik? Oder etwa doch nicht? Denn gleich darauf braust ein gewaltiger Sturm und ungebändigte Wasser wallen. Und dann wird schon gesägt, gehämmert und gebohrt und nicht nur Ziegenbock und Dinosaurier erblicken kurz darauf das Licht der Welt. Doch der Kleine ist immer noch unzufrieden. Nicht nur, weil es niemanden gibt, der ihm selbst gleicht, sondern weil er immer wieder erfährt, wie klein er ist im Angesicht dieses Schöpfers und seines unermesslichen Erfindungsreichtums. Doch wir wären nicht im Kindertheater und schon gar nicht bei Clowns, wenn ihn diese Probleme lange niederdrücken würden. Hier wird einfach mit mitreißender Musik (John Carlson), poetischen Bildern und einer großen Portion Komik die Neugier an den Welträtseln befriedigt. Nicht nur für Sechsjährige, sondern auch für Erwachsene ein amüsanter Spaß. Vor allem auch, weil die bekannte Eltern-Kind-Konstellation auf“s Trefflichste karikiert wurde. Und wer weiß, vielleicht muss man ja selbst demnächst die Frage nach dem Anfang beantworten. Awogado hat das jedenfalls mit viel Phantasie und großer Spiellust getan und allen, die zum Schluss mit herzlichem Applaus dankten, einen anregenden Nachmittag beschert.Astrid Priebs-Tröger

Nächste Vorstellungen: heute und am 25. April „Der kleine Häwelmann“, 10 Uhr.

Astrid Priebs-Tröger

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