zum Hauptinhalt

Kultur: Alltagsdramen mit Humor gesehen Kölner Kammeroper zeigte Loriot-Sketche

Aufregung in einer Familie. Der Vater führt Regie, denn der Empfang der neuen Akquise von Mutter Berta Panislowski aus Massachusetts muss gebührend gefilmt werden: „Ein Klavier, ein Klavier!

Aufregung in einer Familie. Der Vater führt Regie, denn der Empfang der neuen Akquise von Mutter Berta Panislowski aus Massachusetts muss gebührend gefilmt werden: „Ein Klavier, ein Klavier!“, jubelt die Tochter, die laut väterlichem Drehbuch, freilich ganz authentisch, am Tisch Kuchen mampfen soll. Die Gattin hat zu stricken. Spießiges Heimglück also. Doch der geschlauchte, das Instrument schleppende Möbelpacker verhaspelt sich immer wieder beim Aufsagen seiner Zeilen. So repetiert man unentwegt. Mutters Klavier hat wie die anderen Sketche von Loriot TV-Geschichte geschrieben. Sie sind Kult. Bis heute haben sie nichts von ihrem Witz verloren, denn die kleinen Alltagsdramen zwischenmenschlicher Kommunikation bleiben wohl immer aktuell. Loriot verstand, sie humoristisch, doch immer liebevoll auf die Spitze zu treiben.

Die Loriot-Fan-Gemeinde ist riesengroß. Auch in Potsdam. Zwei Vorstellungen musste die vor 20 Jahren gegründete Kammeroper Köln am Samstag im jeweils ausverkauften Nikolaisaal geben. Die 1500 Zuschauer amüsierten sich köstlich. Das siebenköpfige Ensemble – Sabine Barth, Claudia Dalchow, Kevin Dickmann, Wolfram Fuchs, Peter S. Herff, Lisa Ströckens, Martin-Maria Vogel – nahm sich der „dramatischen Werke“ unter dem Titel „Ein Klavier! Ein Klavier!“ an. Regisseur Volker Hein war von vornherein klar: Loriot kann man nur wie Loriot inszenieren, sonst ist es kein Loriot. Somit ließ er die Szenen in Sachen Text und Gestik weitgehend ähnlich wie einst Loriot, Evelyn Hamann und Co. spielen. Der Sketch vom angeblich hart gekochten Ei, das eine Ehekrise auslöst, brachte auch das Publikum im Nikolaisaal zum Lachen, natürlich auch die Jodelschule oder die verzwickte und verkorkste Fernsehansage, bei der ein Geschehen „auf dem Landsitz von North Cothelstone Hall von Lord und Lady Hesketh-Fortescue“ schildern soll.

Loriot stand die Musik nach eigener Aussage von allen Künsten am nächsten. Eine gute Gelegenheit für die Kammeroper Köln, die Mini-Stücke in Beziehung zur Musik, vor allem zur Oper und zum Musical zu bringen. Mit dem solide, doch nicht inspirierend musizierenden Oktett wurde nach dem verwirrenden Billettkauf an der Opernkasse das Duett Papagena/Papageno aus Mozarts „Zauberflöte“ gesungen, nach dem kindisch anmutenden Badewannenstreit der Herren Dr. Klöbner und Lüdenscheidt erklärte man die quietschgelbe Ente zum Lohengrin-Schwan von Wagner. Es wurde noch viel mehr gesungen und musiziert, beispielsweise das Duett Eliza/Higgins aus „My fair Lady“ oder Marlene Dietrichs „Ich bin die fesche Lola“. Aber klanglich war nicht alles von bester Güte, da die akustische Übertragung zu wenig ausbalanciert war. Das war der einzige Minuspunkt an diesem ansonsten so unterhaltsamen Abend. Klaus Büstrin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false