zum Hauptinhalt

Kultur: Alles unter Kontrolle

Ökofilmtour mit Fernsehdokumentationen über US-Chemieriesen Monsanto

Die ersten Filmeinstellungen zeigen eine Idylle. Putzige Ferkel auf grüner Wiese. Sie wachsen bei deutschen Schweinezüchtern zu Schlachtschweinen heran. Doch es wird nicht mehr lange dauern und solche Bilder sind höchstens noch in Kinderbüchern zu finden. Warum das so sein könnte, war vor kurzem beim monatlichen Filmgespräch im Haus der Natur in der Lindenstraße erfahren.

Im Rahmen der diesjährigen Ökofilmtour wurden dort die ARD-Dokumentarfilme „Arme Sau“ von Christian Jentzsch und „Gift im Angebot“ von Manfred Ladwig gezeigt. Beide beschäftigen sich mit den Praktiken des US-Chemiekonzerns Monsanto, der nicht erst seit Agent Orange, das im Vietnamkrieg rücksichtslos zur Entlaubung eingesetzt wurde, ins Gerede gekommen ist. In „Arme Sau“ geht es darum, zu zeigen, was die Patentierung von Lebensformen für uns alle bedeutet. Genforscher von Monsanto haben Abschnitte des Erbgutes von Schweinen entschlüsselt und wollen diese nun weltweit als Patent anmelden. Wenn Monsanto dies gelingt, werden nicht nur die deutschen Schweinezüchter, sollten diese Gene bei ihren Tieren auftreten – und das ist ziemlich sicher, da es sich um Fleischwachstumsgene handelt – für jedes gehaltene Tier und alle seine Nachkommen Gebühren an den Chemiekonzern zahlen müssen. Der deutsche Landwirt Christoph Zimmer, der im Film gezeigt wird, versucht zu beweisen, dass solche „Patente“ keine „Erfindungen“ des Konzerns, sondern ein Erbe der Natur sind. Damit will er verhindern, dass der multinationale Konzern nach der nahezu weltweiten Kontrolle der Saatgutproduktion auch noch die Schlüsselstellung bei der Kontrolle und Herstellung von Lebensmitteln erlangt. Denn, dass er das beabsichtigt, ist selbst erklärtes Unternehmensziel. Und während in Deutschland viele Landwirte noch nicht mal ahnen, wie weit die Patentzugriffe eigentlich gehen, können amerikanische Farmer bereits ein Lied davon singen, welcher rigiden Kontrolle sie seit Vertragsabschlüssen mit Monsanto unterliegen.

In der SWR-Dokumentation „Gift im Angebot“ zeigt Manfred Ladwig vor allem, wie der Chemieriese aus St. Louis im US-Bundesstaat Missouri in seiner 100-jährigen Geschichte mit Giften wie PCB, Dioxin und Agent Orange „umgegangen“ ist. Dubiose Datenmanipulationen um Todesfälle zu verschleiern, gehören genauso dazu wie illegale Giftmüllentsorgung oder „Drehtüreffekte“ bei Monsanto und der amerikanischen Regierung bei der Besetzung von Schlüsselstellungen zur Durchsetzung der eigenen Konzernpolitik.

Beide Dokumentationen zeigen, was es bedeuten kann, wenn die weltweite Lebensmittelproduktion unter die Kontrolle eines einzigen Konzerns gelangen würde. In der Diskussion, an der neben dem Filmemacher Manfred Ladwig auch die Bundestagsabgeordnete der Grünen Cornelia Behm teilnahm, äußerten die Zuschauer ihre Betroffenheit und Besorgnis über das Gesehene. Die Politikerin forderte bürgerschaftliches Engagement – fast drei Viertel aller Deutschen wollen keine genveränderten Lebensmittel auf dem Teller – um deren Vormarsch in Europa noch zu stoppen. Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

Zur Startseite