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Der Spaß trügt. Die Bedingungen beim Troja-Dreh waren unterirdisch.

© promo

Kultur: Alles geben für die perfekte Schlacht

Regisseur Krassimir Terziev stellte eine Dokumentation über die Arbeit von Statisten an dem Film „Troja“ im Filmmuseum vor

Sengende Hitze, acht Stunden Stehen, Ohnmachtsanfälle. Die Arbeit an Wolfgang Petersens Filmepos „Troja“ aus dem Jahr 2004 war kein Vergnügen. Erst recht nicht für die vielen Komparsen, die an der Produktion beteiligt waren und unter anderem die im Film zahlreichen Soldaten verkörpern. Denn die Schlachtszenen wurden in Mexiko gedreht – bei Temperaturen um 45 Grad. Besonders den etwa 300 Statisten aus Bulgarien setzte die Wärme extrem zu, wie Regisseur Krassimir Terziev in seinem Film „Battles of Troy“ von 2005 zeigt. Am Dienstag stellte er seine Dokumentation im Rahmen eines internationalen Workshops zum Thema Filmkomparsen mit Studenten der Filmuniversität Potsdam im Filmmuseum vor.

Darin lässt er vor allem die Troja-Komparsen selbst erzählen. Wie in einem Casting stehen sie auf einer Bühne, stellen sich vor, berichten von ihren Dreh-Erinnerungen. „Ich fand gerade diese persönlichen Erinnerungen interessanter als harte Fakten“, so Terziev, der selbst aus Bulgarien stammt und mit „Battles of Troy“ seine erste Dokumentation gedreht hat. Harte Fakten gibt es in dem Film tatsächlich wenige. Hier und da werden Informationen zum Petersen Film eingestreut: Drehbeginn, Drehschluss, Drehorte. Mit den Filmemachern oder Warner Brothers hat Terziev jedoch nicht gesprochen. Auch deswegen, weil er Angst hatte, sein Film könnte verhindert werden. „Ich habe vorsichtig bei der zuständigen Castingfirma vorgefühlt“, so der Regisseur. „Sie haben mir abgeraten, das Thema an die große Glocke zu hängen.“ Bildmaterial vom Troja-Dreh oder aus dem Film gibt es nur vereinzelt.

Und so erzählen die Protagonisten – etwa 50 von den originalen 300 – selbst. Große, muskulöse Männer mit kantigen Gesichtern. Im wahren Leben waren sie damals Fitnesstrainer, Sportstudenten oder Sicherheitsmänner. Viele von ihnen empfanden die Aussicht auf eine Reise nach Mexiko reizvoll. Einer von ihnen erzählt, dass schon in den Verträgen von großer Hitze und langem Stehen die Rede war. „Aber es ist das eine, davon zu lesen und das andere, es dann selbst zu erfahren“, sagt er. Gemeinsam werden sie nach Mexiko geflogen. Schon bei der Ankunft sei die Hitze wie eine erdrückende Wand gewesen, die ersten Wochen seien trotzdem angenehm gewesen, wie die Statisten erzählen. Tagsüber wurden sie in altertümlichen Waffenkämpfen trainiert, dann gab es Freizeit am Strand.

Mit Drehbeginn änderte sich das: Der Tag begann dann um sechs Uhr, die Komparsen mussten bis zu acht Stunden in der brennenden Sonne stehen. Zelte, die Schatten spendeten, gab es nur für die Pferde. „Jeden Tag sind mindestens fünf Kollegen umgekippt, der Rekord lag einmal bei 14 Ohnmächtigen“, erzählen die Statisten. Das alles bei einem Tageslohn von 12 Dollar – im Gegensatz zu den mexikanischen Komparsen, die ein Honorar von 50 Dollar pro Tag ausgezahlt bekamen. „Dabei standen wir stets in den ersten Reihen“, beschwert sich einer der Protagonisten. Auch in den Kampfszenen, die sich zum großen Teil wie tatsächlicher Krieg angefühlt hätten. „Wir sind dabei aufeinander losgestürmt, wer den Filmtod gestorben ist, wurde überrannt, es gab tatsächlich viele Verletzungen“, heißt es in der Doku. Wegen der harten Arbeitsbedingungen gingen die Bulgaren schließlich in den Streik. Mehrere Tage erschienen sie nicht zum Dreh, mit dem Ergebnis, dass mehrere nach Hause geschickt wurden.

Insgesamt zeichnet der Film ein bedrückendes Bild von der globalen Hollywoodproduktion. Heutzutage gibt es zwar mehr 3D-Computereffekte, ob das allerdings die Bedingungen für Statisten verbessert, bleibt fraglich.S. Kugler

S. Kugler

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