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Lola-Triumph: Der Babelsberger Produzent Peter Hartwig holt mit "Systemsprenger" acht Filmpreise.

© Andreas Klaer

Update

Acht Filmpreise für "Systemsprenger": Lola-Triumph im schwarzen Studio

Filmpreis-Regen in Babelsberg: Das Drama "Systemsprenger", produziert vom Potsdamer Peter Hartwig, ist der große Sieger bei  einer besonderen Verleihung in Corona-Zeiten.

Berlin/Potsdam - Der Potsdamer Filmproduzent Peter Hartwig ist mit Regisseurin Nora Fingscheidts Sozialdrama „Systemsprenger“ der große Gewinner der diesjährigen Lola-Filmpreisverleihung. Die fand – aufgrund der Coronakrise ohne Publikum – am Freitagabend als Live-Übertragung in einem TV-Studio in Berlin-Adlershof statt. 

Verleihung ohne Gala

Statt einer großen Gala mit Publikum begrüßte Moderator Edin Hasanovic die Zuschauer aus einem nahezu menschenleeren Studio. Vor Ort waren nur einige Laudatoren und Musiker, die Preisträger wurden ausnahmslos per Internet-Übertragung zugeschaltet. 

Abstand. Die 70. Filmpreisverleihung war aufgrund der Corona-Einschränkungen eine besondere Show.
Abstand. Die 70. Filmpreisverleihung war aufgrund der Corona-Einschränkungen eine besondere Show.

© screenshot/ARD

In dieser sonderbaren Kulisse ohne Publikumsreaktionen kämpfte sich Hasanovic als Solist achtbar durch eine Show, die Glamour durch Goldregen auf den Bildwänden und Not durch die schwarze Leere im Studio gleichzeitig zeigte. Und war damit auch Sinnbild der Krise, in der der Film und die Kinolandschaft durch den Corona-Lockdown derzeit steckt. Geschlossene Lichtspieltheater, auf Eis gelegte Filmdrehs, arbeitslose Schauspieler und Filmhandwerker – die Preisverleihung, bislang Höhepunkt des deutschen Filmjahres, schwankte bei der Liveshow stets zwischen überengagierter Hoffnung und sichtbarer Hilflosigkeit. Da tat es gut, die Siegerin des Abends, Filmemacherin Nora Fingscheidt zu erleben. Sie wurde aus dem kanadischen Vancouver zugeschaltet, dort dreht die Filmemacherin eine Netflix-Produktion – sie ist eine der wenigen Filmschaffenden, die derzeit Arbeit hat. 


Ihr außergewöhnliches Sozialdrama, produziert vom Potsdamer Peter Hartwig, gemeinsam mit den Produzentenkollegen Jonas und Jakob D. Weydemann, wurde mit der Goldenen Lola als bester Film ausgezeichnet. Fingscheidt selbst holte das große Lola-Double und wurde als Beste Regisseurin und Beste Drehbuchautorin für „Systemsprenger“ geehrt. Insgesamt acht Lola-Filmpreise konnte der Film auf sich vereinen. 

Helena Zengel jüngste Preisträgerin in ihrer Kategorie

In Fingscheidts Drama steht ein schwer erziehbares neunjähriges Mädchen namens Benni im Mittelpunkt, das eine endlose Kette von betreuten Wohngruppen und Notunterkünften hinter sich hat. Die Protagonistin, die beim Dreh erst 11-jährige Helena Zengel, war mittels Internetübertragung live aus der familiären Wohnküche zugeschaltet und schrie auf vor Freude über die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin. Sie ist die jüngste Preisträgerin in ihrer Kategorie überhaupt. Anschließend bedankte sich Helena Zengel bei ihrer Mutter: „Danke, Mama!“ Zengel drehte nach „Systemsprenger“ bis vor kurzem in den USA an der Seite mit Superstar Tom Hanks für Paul Greengrass’ Western „News of the World“.

Der zweite Gewinner des Abends war Schauspieler Albrecht Schuch, der gleich zweimal per Internet-TV zugeschaltet wurde. Zum einen erhielt er die Lola als bester männlicher Nebendarsteller im Drama „Berlin, Alexanderplatz“. Kurz vor Ende der Verleihung saß Schuch erneut vor seiner Internetkamera, diesmal durfte er sich über den Sieg in der Kategorie „Bester männlicher Hauptdarsteller“ freuen, ausgezeichnet wurde sein beeindruckendes Spiel in „Systemsprenger“.

Preise für Nebendarsteller, Ton und Schnitt

Schauspielerin Gabriela Maria Schmiede wurde für ihr eindrückliches Spiel als Jugendamtsleiterin in Fingscheidts Film in der Kategorie Beste weibliche Nebenrolle ausgezeichnet. Und auch die Preise für den Besten Schnitt von Stephan Bechinger und Julia Kovalenko sowie für den Besten Ton, an dem unter anderem der Potsdamer Filmuni-Absolvent Gregor Bonse beteiligt war, gingen an die „Systemsprenger“-Produktion.

Die silberne Lola für den Besten Film erhielt das Drama „Berlin Alexanderplatz“ von Leif Alexis, Jochen Laube und Fabian Maubach. Der Film, der auf dem gleichnamigen Roman von Alfred Döblin aus dem Jahr 1929 basiert, aber in der Gegenwart spielt, erhielt vier weitere Preise, unter anderem für die Beste Kamera und das Beste Szenenbild. 

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Auch bei der Besten Filmmusik gab es für „Berlin Alexanderplatz“ eine Lola. Die Preisträgerin Dascha Dauenhauer, Absolventin der Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Babelsberg, dankte per Internet-Übertragung ihren Potsdamer Ausbildern. Als beste Dokumentation wurde „Born in Evin“ von den Produzenten Alex und Ira Tondowski ausgezeichnet. Für Regie und Drehbuch war die Babelsberger Filmuni-Absolventin Maryam Zaree verantwortlich.

Der Potsdamer X-Filme-Produzent Stefan Arndt durfte sich über die Verwandlung einer Nominierung in einen Preis freuen. Die computergenerierte Darstellung des Kängurus im von ihm produzierten Film „Die Känguru-Chroniken“ erhielt eine Lola.

18 Lolas für Medienboard-geförderte Filme

Die Filmfördergesellschaft Medienboard Berlin-Brandenburg sah sich in ihrer Arbeit bestätigt. Die von der Institution unterstützten Filmproduktionen sammelten 18 Auszeichnungen – nicht zuletzt dank des Triumphes von „Systemsprenger“-Filmemacherin Nora Fingscheidt. Medienboard-Filmförderchefin Kirsten Niehuus sagte: „Zum Glück konnte die Verleihung auf diese charmante Weise stattfinden und die herausragenden Werke des Jahrgangs gebührend feiern – ein Jahrgang der tollen Filmfrauen.“ Der Deutsche Filmpreis feiert 2020 ein Jubiläum, die Auszeichnung wurde zum 70. Mal verliehen. Er gilt als wichtigste nationale Auszeichnung für die Branche. Die Preise sind insgesamt mit fast drei Millionen Euro dotiert. Das Geld kommt aus dem Haus von Kulturstaatsministerin Grütters und soll in neue Projekte fließen, sobald das wieder möglich ist.

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