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Philipp Mauritz (l.) und Frédéric Brossier in "Ziemlich beste Freunde". 

© HL BOEHME

Absetzung eines Potsdamer Kassenschlagers: Das Aus für Potsdams „Ziemlich beste Freunde“ 

Wegen eines Rechtewechsels in Bezug auf die Bühnenfassung muss das Hans Otto Theater seine Inszenierung von "Ziemlich beste Freunde" absetzen. 

Von Sarah Kugler

Potsdam - Eine Chance, sich auf Mimik und Stimme zu konzentrieren. So beschrieb Schauspieler Philipp Mauritz seine Rolle in „Ziemlich beste Freunde“ Anfang des Jahres in einem PNN-Gespräch. Nun muss er sich abrupt von seiner Figur Philippe verabschieden – das Hans Otto Theater muss das Stück auf Grund von veränderten Rechtefragen absetzen. 

Ab dem 1. Januar 2019 hat der Hamburger Verlag Ahn & Simrock die Exklusivrechte an der Bühnenfassung des gleichnamigen französischen Films inne, wie Björn Achenbach, der Sprecher des HOT, am gestrigen Freitag mitteilte. Die bisher in Potsdam gespielte Fassung von Autor Gunnar Dreßler läuft rechtlich zum Ende des Jahres aus und darf deswegen in dieser Form nicht mehr gespielt werden. Etwa drei Monaten verhandelte das Potsdamer Theater bereits mit dem Verlag, in der Hoffnung, die bisherige Fassung weiter spielen zu dürfen. Am Freitag vor Heiligabend erhielt das Theater die endgültige Absage, so Achenbach. 

Immer ausverkaufte Vorstellungen

Ob der anstehende Rechtewechsel bereits zum Zeitpunkt der Premiere fest stand, konnte der HOT-Sprecher nicht beantworten. Das Stück wurde noch unter der Intendanz von Tobias Wellemeyer auf die Potsdamer Bühne gebracht, Achenbach kam erst mit der aktuellen Spielzeit und der neuen Intendanz von Bettina Jahnke, also im September 2018, nach Potsdam. 

„Ziemlich beste Freunde“ war neben dem beim Publikum sehr beliebten Musiktheaterstück „Rio Reiser“ das einzige Erwachsenenstück, das von der neuen Intendanz übernommen worden ist. Alle Vorstellungen waren ausverkauft. Eigentlich hatte das HOT geplant, die Inszenierung noch bis zum Saisonende zu spielen. Nun darf nicht einmal mehr die am 13. Januar geplante Vorstellung stattfinden. Stattdessen wird „Viel gut essen“ von Sibylle Berg gezeigt. Besucher, die bereits Karten für „Ziemlich beste Freunde“ gebucht hatten, können entweder die Ersatzvorstellung ansehen oder bekommen ihr Geld zurück. Durch die abrupte Absetzung bekommen weder Stück noch Darsteller die Gelegenheit, sich beim Publikum zu verabschieden, was Achenbach schlicht als „bitter“ bezeichnet. 

Neuinszenierung war nicht möglich

Zwar hatte der Verlag angeboten, das Stück in der neuen Version ihres Autors René Heinersdorff auf die Potsdamer Bühne zu bringen, doch das sei konzeptionell nicht schaffbar, so Achenbach. Die beiden Versionen unterscheiden sich wohl deutlich, eine vollkommen neue Inszenierung wäre nötig. Sechs bis acht Wochen Probezeit müssten dazu eingeplant werden. Unmöglich in der laufenden Spielzeit. 

Der französische Film „Ziemlich beste Freunde“ aus dem Jahr 2012 war ein Kassenschlager. Weltweit spielte die liebevolle Komödie mit François Cluzet und Omar Sy über 426 Millionen US-Dollar ein. Sy gelang mit seiner Rolle als Driss, der kein Blatt vor den Mund nimmt, der Durchbruch in seiner Karriere. 

"Durchaus eine Aufgabe"

In der Potsdamer Bühnenfassung spielte Frédéric Brossier die Figur des Betreuers, der sich um den vom Hals abwärts gelähmten Philippe kümmert – und ihm neuen Lebensmut verleiht. 

Für Philipp Mauritz bedeutete diese Rolle zum ersten Mal gute eineinhalb Stunden vollkommenes Stillsitzen – „durchaus eine Aufgabe“, wie er es beschrieb. Bleibt zu hoffen, dass er bald wieder eine ähnlich fordernde Hauptrolle übernehmen darf. 

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