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Die Leipziger Buchmesse ist wegen des Coronavirus abgesagt worden.

© Jan Woitas/dpa

Absage der Leipziger Buchmesse: So reagieren Potsdamer Autoren und Buchhändler

Gelassenheit, Frust und ein „Buchmesschen“ - Die Reaktionen auf die Absage der Leipziger Buchmesse wegen des Coronavirus sind unterschiedlich.

Von Helena Davenport

Potsdam - Am Donnerstag wäre sie eigentlich eröffnet worden – die Leipziger Buchmesse, die mittlerweile wegen des Coronavirus abgesagt wurde. Die Leipziger Messe sowie die Stadt Leipzig fassten diesen Entschluss. Das Bedauern ist groß, schließlich fällt mit der Messe ein wichtiges Branchentreffen ins Wasser: Verlage und Autoren haben keine Gelegenheit, ihre Programme zu präsentieren, Austausch und Besprechungen entfallen ebenfalls. Doch wie reagieren Potsdamer Autoren? Was bedeutet es überhaupt für sie?

Er finde den Ausfall wirklich schade, schreibt der Kinderbuchautor Martin Klein in einer E-Mail: „Ich persönlich mag die Leipziger Messe sehr, viel mehr als Frankfurt.“ Schließlich sei sie wesentlich entspannter und auch kulturell viel interessanter als die Frankfurter Buchmesse, die gewöhnlich im Oktober sattfindet. Der materielle Schaden sei für ihn als Autor jedoch gering – im Gegensatz zu dem Schaden, den der Leipziger Gastro- und Hotelbetrieb verzeichnen werde. Neuerscheinungen von ihm sollen erst im Herbst herauskommen. Trotz der Absage werde er, so Klein, die bereits verabredeten Treffen mit Kollegen aber wahrnehmen.

Der Potsdamer Kinderbuchautor Martin Klein
Der Potsdamer Kinderbuchautor Martin Klein

© Andreas Klaer

Schlimmer ist es für die Verlage

Die Potsdamer Autorin Grit Poppe betrachtet den Ausfall nicht ganz so entspannt. Sie wollte in Leipzig ihre Neuerscheinungen präsentieren: den Roman „Angstfresser“ für Erwachsene, der im Februar im Mitteldeutschen Verlag erschien sowie „Alice Littlebird“, ein Kinderbuch, das ebenfalls im Februar vom Peter Hammer Verlag veröffentlicht wurde. „Der Ausfall der Buchmesse bedeutet, dass die Lesungen nicht stattfinden, dass die Bücher nicht der großen Öffentlichkeit einer Messe präsentiert werden, sämtliche Verabredungen gehen flöten“, schreibt sie.

Die Potsdamer Schriftstellerin Grit Poppe
Die Potsdamer Schriftstellerin Grit Poppe

© Sebastian Rost

Sie habe sich mit Leseclubs verabredet, auch mit Kindern und Jugendlichen – das alles finde nun nicht statt. Noch schlimmer sei es aber für die Verlage, insbesondere für die kleinen und mittleren, die mit großem Engagement seit Monaten auf die Messe hingearbeitet hätten, so Poppe. Sie empfiehlt Lesern, die gern nach Leipzig gefahren wären, sich mit Programmen der einzelnen Verlage auseinanderzusetzen. „Auch wenn das natürlich kein Ersatz ist.“ Potsdamer Verlage hatten sich allerdings ohnehin nicht für die Messe angemeldet.

"Ein herber Verlust"

Christine Anlauffs neues Buch soll erst im Herbst erscheinen – die Potsdamer Autorin hätte also sowieso keine Neuerscheinung auf der Messe präsentiert. Dennoch sei die Absage ein herber Verlust: „Die Leipziger Buchmesse ist eine Instanz.“ Sie wisse gar nicht, wie Debütanten mit dem Wegfall der Buchvorstellungen umgehen sollen. Und auch für die Buchhandlung Viktoriagarten, in der sie arbeitet, sei der Verlust groß. Auf der Messe hätten sie sonst regelmäßig die Autoren für ihre Lesungen ausfindig machen können und auf diese Weise schon so manchen Preisträger nach Potsdam gelockt.

Die Potsdamer Autorin Christine Anlauff
Die Potsdamer Autorin Christine Anlauff

© Ottmar Winter

Der Literaturladen Wist reagiert mit einer eigenen Messe, besser gesagt mit einem „Buchmesschen“, heißt es in der Pressemitteilung. Im Obergeschoss des Ladens in der Dortustraße 17 wollen die Buchhändler auf die Schnelle eine Bücherschau aufbauen – „nicht ganz so umfangreich wie in den Leipziger Hallen, dafür ohne Drängeln und Stimmengedröhn.“ Hier können sich Leser über literarische Neuerscheinungen des Bücherfrühlings, von größeren und kleineren Verlagen, informieren. „Die kleine Buchmesse im Literaturladen“ findet von Donnerstag, dem 12. März, bis zum 23. März statt. Die für Montag, den 16. März, geplante Lesung mit Anne Weber zu ihrem Roman „Annette, ein Heldinnenepos“ muss allerdings ohne die Autorin in der Buchhandlung stattfinden. Weber lebt in Paris und wäre aufgrund der Messe nach Deutschland gereist.

Die Jury der Buchmesse hat sich übrigens trotz Corona beraten. Welche drei Autoren in diesem Jahr den Preis und das Preisgeld von je 15 000 Euro erhalten, soll am Donnerstag bekanntgegeben werden. Ab 9.05 Uhr will die Jury unter der Leitung von dem Journalisten und Buchautoren Jens Bisky ihre Entscheidung live in der Hörfunk-Sendung „Lesart. Das Literaturmagazin“ im Deutschlandfunk Kultur verkünden. Auch der Wilhelmshorster Autor Lutz Seiler ist mit seinem Wenderoman „Stern 111“ nominiert. Man darf also gespannt sein.

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