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25 Jahre Soireen: Konzert im Potsdam Museum: Leuchtende Spielfreude zum Jubiläum

Erwartungsvolle Stimmung und heiteres Plaudern erfüllten den voll besetzten Saal im Potsdam Museum am Samstagnachmittag. Anlass war das 25-jährige Bestehen des Vereins für Musikalisch-literarische Soireen Potsdam.

Erwartungsvolle Stimmung und heiteres Plaudern erfüllten den voll besetzten Saal im Potsdam Museum am Samstagnachmittag. Anlass war das 25-jährige Bestehen des Vereins für Musikalisch-literarische Soireen Potsdam. Dass der kurz nach der Wende gegründete Verein dieses Jubiläum feiern konnte, war nicht voraussehbar. Als Gründerin von Anfang an dabei war Marianne Boettcher, Geigenprofessorin aus Berlin. Am Sonnabend erhielt die sympathische Dame nicht nur viele Glückwünsche und Danksagungen, sondern auch als Musikerin viel begeisterten Beifall.

Freundschaftlicher Austausch, musikalisches Aufeinander-Eingehen und Zuhören bestimmten den Abend auch dann, als zwei Solostücke erklangen. Gleich zu Beginn musizierten Marianne Boettcher und Peter Rainer von der Kammerakademie Potsdam eine festliche Triosonate von Giuseppe Tartini. Während dort beide Stimmen in himmlischer Terzenseeligkeit miteinander verschmolzen, lieferten sich die zwei Geigen in den Duos von Béla Bartók lebhafte, extravagante Dialoge, die vor Virtuosität und Spielfreude leuchteten. Von Italien und Ungarn ging es in einheimische Regionen mit der Triosonate G-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach.

Bei der bewegten Wechselrede zwischen Birgitta Winklers Querflöte und Marianne Boettchers Violine konnte man dem Esprit am Hof von Friedrich II. nachspüren. War für jenen die Flöte das Instrument der Wahl, so entschied sich sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. für das Cello. Den nicht nur musikalischen Epochenwandel dokumentierte ein Satz aus einem Terzett von Luigi Boccherini mit berührenden harmonischen Schattierungen zwischen Dur und Moll. Damals gelangten mit den Brüdern Duport zwei der europaweit besten Cellisten nach Potsdam. Beim Arpeggio für Cello solo machte Wolfgang Boettcher dem Ruf von Jean-Pierre Duport als ein hervorragender Allegro-Spieler alle Ehre, so geschwind, leicht und tonrein sauste er über die Saiten. „Damit sie nicht denken, er spielt falsch“, kündigte der Berliner Cello-Professor das Solo „Saitenquelle“ aus der Reihe „Denkbilder“ des anwesenden Komponisten Gabriel Iranyi an. Mit Vierteltönen, Obertönen und anderen Raffinessen überwindet diese stringente Cellominiatur die Grenzen des Gewohnten. Iranyi ließ sich für das Stück von Theodor Adornos Texten zu Walter Benjamin inspirieren.

Ebenfalls anwesend war der Potsdamer Komponist Gisbert Näther, dessen spritziges Trio für Flöte, Violine und Klavier mit zahlreichen burlesken, trockenen, markanten Einfällen rasch vorüberzog. Mit Texten von Hannes Cibulka ließ Klaus Büstrin die Literatur zu Wort kommen. Der in der DDR geschätzte Schriftsteller hatte als stiller Bibliothekar in Gotha eine Nische jenseits der Politik gefunden. Seine Reflexionen über Sprache, Lesen und Leser, die Erinnerungen an frühe Musikerlebnisse zeugten von offenem Herzen und klarem Sprachsinn. Mit einem rasant vorgetragenen Csardas endete der Abend in sprühender Stimmung und mit den besten Wünschen für viele neue Jahre des Potsdamer Vereins für musikalisch-literarische Soireen. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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