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Im nördlich gelegenen Hula-Tal sind schon 5000 Kraniche verendet.

© Oded Balilty/AP/dpa

H5N1-Virus: Vogelgrippe-Ausbruch in Israel schürt Angst vor neuer Pandemie

Mitten in der neuen Corona-Welle trifft Israel ein massiver Ausbruch der Vogelgrippe. Wie gefährlich ist das H5N1-Virus – und kann es auf Menschen übergreifen?

Ein paar taumelnde Schritte noch, dann fällt der Kranich zu Boden wie ein nasses graues Bündel. Es gibt inzwischen etliche Aufnahmen dieser Art aus Israel, allein aus den vergangenen Tagen. Eine Vogelgrippe bis dato unbekannten Ausmaßes hat das Land erreicht, bedroht seine beflügelten Bewohner – und, so fürchten manche, womöglich sogar Menschen.

H5N1 heißt das Virus, an dem in kurzer Zeit mehr als 5000 Kraniche im nordisraelischen Hula-Tal verendet sind. Das Tal, zu dem auch ein Naturschutzgebiet gehört, wird jedes Jahr von Tausenden Zugvögeln angeflogen, die dort eine Ruhepause einlegen auf ihrem Weg von Europa nach Afrika und zurück.

Unter Vogelfreunden ist das Hula-Tal deshalb ein beliebter Beobachtungspunkt. Allein etwa 10.0000 Kraniche sollen jedes Jahr dort landen. In diesem Jahr jedoch wird es wohl für viele von ihnen der letzte Stopp ihrer Reise sein.

Schätzungen zufolge könnten zusätzlich zu den bereits verendeten 5000 Kranichen fast 10000 weitere der Tiere infiziert sein. Umweltschutzministerin Tamar Sandberg beschreibt den Ausbruch als „schlimmsten Schlag für die Tierwelt in der Geschichte des Landes“.

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Und: Die Gefahr ist nicht auf wilde Tiere begrenzt. Auch Legehennen haben sich in Israel bereits angesteckt. Der Krankheitsverlauf bei Hühnern endet fast immer tödlich. Zusätzlich wurden auf Eierfarmen im Norden des Landes mehr als eine halbe Million Tiere getötet, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

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Zudem hat Israels Landwirtschaftsministerium den Verkauf von Eiern verboten, die von den betroffenen Betrieben stammen. Nun gehen Befürchtungen um, dass in den Supermärkten demnächst die Eier rar werden könnten. Lokale Medien sprechen von 14 Millionen weniger Eiern pro Monat.

Die meisten der aktuellen VogelgrippeFälle schreiben Experten dem Subtyp H5N1 zu, der auch für Menschen als potenziell gefährlich gilt. In der Vergangenheit ist es bereits vereinzelt vorgekommen, dass sich die Viren von Säugetiere auf Menschen übertragen haben.

Auch in Europa beginnt sich die Krankheit auszubreiten. „Wir erleben in Deutschland und Europa derzeit die stärkste Geflügelpest-Epidemie überhaupt“, teilte das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit der Deutschen Presse-Agentur mit. „Ein Ende ist nicht in Sicht, die betroffenen Länder reichen von Finnland über die Faröer Inseln bis Irland, von Russland bis Portugal.“

Vogelgrippe auch in Deutschland

Vor wenigen Tagen wurden an mehreren Orten in Deutschland und Österreich neue Fälle der Vogelgrippe gemeldet: Unter anderem wurden im oststeirischen Bezirk Hartberg-Fürstenfeld bei fünf toten Hühnern der Virustyp H5N1 festgestellt. Der Betreiber eines Betriebes musste anschließend auf Weisung der zuständigen Behörde seine übrigen Hühner töten.

Auch in Israel breitet sich das Virus trotz aller Bemühungen, es einzudämmen, offenbar weiter aus. So meldeten vor Kurzem lokale Medien, dass die Krankheit auf einer Bio-Eier-Farm in Barak festgestellt wurde, einem Dorf südlich der Stadt Nazareth. Circa 5500 Hühner seien infiziert, teilte das Landwirtschaftsministerium mit.

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„Wir haben es mit einer komplexen und sich entwickelnden Situation zu tun, die viele Reaktionen erfordert“, sagte der zuständige Minister Oded Forer. Er habe den zollfreien Import von Eiern erlaubt, um einem drohenden Eiermangel vorzubeugen. Sein Ministerium empfiehlt den Bürgern, Eier und andere Hühnerprodukte gründlich zu kochen, um mögliche Viren oder Bakterien abzutöten.

Furcht vor neuer Pandemie

Umweltschutzministerin Tamar Sandberg hat angekündigt, die Jagd auf Wildtiere für die verbleibende Jagdsaison, die Ende Januar endet, zu verbieten. „Wir müssen sofort handeln, um den Kontakt zwischen Wildvögeln und Menschen zu minimieren und die Ausbreitung der Krankheit auf andere Gebiete zu verhindern“, teilte ihr Ministerium mit.

„Das Beenden der Jagd zu diesem Zeitpunkt ist notwendig, um den Ausbruch zu stoppen und die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen.“

Das H5N1-Virus trifft Israel zu einem Zeitpunkt, da auch die Zahl der täglichen Corona-Infektionen wieder stark steigt: Fast 5000 neue Fälle meldete das Gesundheitsministerium jüngst, so viele wie zuletzt im September. Den steilen Anstieg begründen Experten vorwiegend mit der besonders ansteckenden Omikron-Variante.

Gerade hat Israel für gefährdete Bevölkerungsgruppen, darunter ältere Menschen und Klinikpersonal, die vierte Impfdosis freigegeben und zudem neue Einschränkungen verkündet in dem Versuch, die Ausbreitung des Virus zu stoppen.

Vor diesem Hintergrund werden Befürchtungen laut, die Vogelgrippe könnte, sollte sie auf den Menschen überspringen, womöglich die nächste Pandemie einleiten.

„Bei diesem Infektionsniveau in der Wildnis weiß ich nicht, wohin das führt“, sagte Yoav Motro, ein Experte vom israelischen Landwirtschaftsministerium, dem Online-Magazin Daily Beast. „Ich mache mir Sorgen.“

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