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Fachkräftemangel: Azubis wollen nicht nach Brandenburg

Die Zahl der Bewerber für eine Ausbildung ist in Brandenburg deutlich gesunken. Der Bedarf an Fachkräften steigt hingegen.

Von Enrico Bellin

Teltow - In Brandenburg wird es immer schwieriger für Firmen, Auszubildende zu finden. Knapp 14.200 Märker haben sich in diesem Jahr um eine Lehrstelle beworben, das sind rund 470 weniger als noch im Vorjahr. Immer mehr Jugendliche ziehen zudem einen Ausbildungsplatz im nahen Berlin vor, wie aus den Zahlen hervorgeht, die die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Teltow vorgelegt hat.

Demnach machten 2018 insgesamt 7054 Brandenburger eine Ausbildung in der Hauptstadt, 350 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Berliner, die eine Lehrstelle in Brandenburg haben, blieb hingegen mit rund 2500 stabil. „Die Brandenburger Firmen müssen noch lernen, die Vorzüge einer Ausbildung im eigenen Land hervorzuheben“, sagt Bernd Becking, Regionalleiter der Arbeitsagentur. Die Zahl der von märkischen Firmen gemeldeten Ausbildungsplätze blieb mit 13.750 im Vergleich zum Vorjahr relativ stabil. Becking lobte jedoch, dass immer mehr Unternehmen im Land ausbilden: In den vergangenen vier Jahren sei der Anteil von 13,7 auf 14,4 Prozent gestiegen.

Der Mangel an Auszubildenden wird noch größer

Brandenburgs Arbeitsminister Jörg Steinbach (SPD) zeigte sich am Mittwoch trotzdem nicht zufrieden: „Die Schere zwischen der Ausbildung und dem Bedarf an Fachkräften wird sogar noch größer.“ Schließlich gehen in den kommenden zehn Jahren etwa 200.000 Märker in Rente. Offene Stellen und Bewerber müssten noch besser zusammengebracht werden. Denn trotzdem die Zahl der Bewerber um Ausbildungsplätze gesunken ist, ist die Zahl derer, die keinen Platz gefunden haben, leicht auf 1215 gestiegen. Das hat auch mit den unterschiedlichen Strukturen im Land zu tun: Während in der Prignitz und der Mittelmark auf hundert Bewerber 168 angebotene Stellen kommen, sind es in Oberhavel nur 64 und in der Uckermark sogar nur 56. Es gibt dort also nur für jeden zweiten Bewerber überhaupt einen Platz, und das meist nicht in den Wunschberufen. Die sind seit Jahren unverändert: Die meisten Männer haben sich auf Ausbildungsplätze zum KfZ-Mechatroniker beworben, jede zehnte Frau wollte Kauffrau für Büromanagement werden.

Nordosten des Landes bereitet Sorgen

Für Christian Hoßbach, den Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes Berlin-Brandenburg, bleibt der Nordosten des Landes das Sorgenkind. Eine Lösung könne etwa ein verbesserter Nahverkehr bieten, damit die Jugendlichen nach der Schule auch zu den Ausbildungsplätzen kommen. So fehlen im Norden des Landes Querverbindungen nach Pritzwalk, wo es viele Betriebe gibt. An den Berufsschulen müsse es zudem deutlich mehr Wohnheimplätze geben, da diese oft mehr als hundert Kilometer vom Ausbildungsort entfernt liegen.

Eine gute Nachricht gab es jedoch am Mittwoch auch: Immer mehr Geflüchtete finden im Land einen Ausbildungsplatz. Während im April 2018 312 Auszubildende mit Fluchthintergrund in den Unternehmen waren, waren es ein Jahr später bereits 523. Zum Stichtag Ende September hätten sogar 831 Geflüchtete die Voraussetzungen für eine Ausbildung erfüllt, so Bernd Becking. Viele von ihnen hätten seither noch einen Platz gefunden.

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