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Quarantäne. Die Prinz-von-Homburg-Schule ist geschlossen in Neustadt/Dosse. 

© dpa

Coronavirus in Brandenburg: Land stellt Corona-Regeln auf

Einheitliche Vorgaben für Großveranstaltungen geplant. Bislang 16 bestätigte Infektionen, Massenquarantäne in Neustadt (Dosse). Linksfraktion fordert Vorsorgefonds in Brandenburg. Bundesregierung stockt Hilfen für die Wirtschaft auf.

Potsdam/Berlin - Wegen der Ausbreitung des Coronavirus in Brandenburg, will das Land nun doch einheitliche Regelungen zum Umgang mit Rückkehrern aus Risikogebieten sowie mit Großveranstaltungen treffen. Das kündigte Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Dienstagabend nach einer Telefonkonferenz mit allen Gesundheitsministern der Länder und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an. Am Mittwoch sollen die Regelungen getroffen werden, so Nonnemacher.

Einheitliche Regelungen eingefordert

Zuvor war in Brandenburg der Ruf nach einheitlichen Regelungen durch das Land immer lauter geworden. „Uns ist es wichtig, dass nicht jede Stadt oder Kommune eigenständig entscheidet, sondern dass es landesweit einheitliche nachvollziehbare Vorgaben und Kriterien gibt, welche Veranstaltungen abgesagt werden sollten“, sagte Potsdams Gesundheitsbeigeordnete Brigitte Meier (SPD). Die Linksfraktion im Landtag forderte wie zuvor schon die Bildungsgewerkschaft GEW einheitliche Regelungen für Klassenfahrten. Aber auch für Quarantänemaßnahmen wie nach dem Coronavirus-Verdacht in Neustadt/Dosse, der die häusliche Isolation von insgesamt rund 2250 Menschen auslöste, müsse es mehr Unterstützung für die Kommunen geben. „Wir brauchen eine Gleichwertigkeit der Entscheidungen im Land“, sagte Linksfraktionschef Sebastian Walter am Dienstag in Potsdam. Er schlägt zugleich die Einrichtung eines Vorsorgefonds des Landes in Höhe von 50 Millionen Euro vor, um Eltern, Vereine und Kommunen bei der Bewältigung der Corona-Folgen zu unterstützen.

Kein Unterricht an der Prinz-von-Homburg-Schule in Neustadt/Dosse.
Kein Unterricht an der Prinz-von-Homburg-Schule in Neustadt/Dosse.

© Tobias Schwarz/AFP

Die Zahl der Infektionen mit dem neuartigen Virus ist in Brandenburg am Dienstagabend, Stand 20 Uhr, auf 16 gestiegen, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Zuletzt hatte die Stadt Cottbus drei neue Corona-Fälle gemeldet. Im Brandenburger Bildungsministerium in Potsdam gibt es zudem zwei Verdachtsfälle. Zwei Mitarbeiter, die Kontakt mit Corona-Infizierten hatten, befänden sich in häuslicher Isolation, wie die Stadt Potsdam bestätigte.

Opern und Theater in Berlin ab Mittwoch geschlossen

Berlins staatliche Kultureinrichtungen – Opern und Theater – sind ab diesem Mittwoch bis mindestens 19. April geschlossen. Das teilte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Dienstag als Reaktion auf das sich ausbreitende Coronavirus mit. Bundesgesundheitsminister Spahn hatte bereits am Sonntag die Empfehlung ausgesprochen, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen abzusagen. Anordnen kann es die Bundesregierung nicht, da die Verantwortung bei Ländern und Kommunen liegt. Unter anderem Bayern, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Bremen und Thüringen folgten der Empfehlung bereits und wiesen an, Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. So wird es am Mittwochabend ein „Geisterspiel“ bei der Bundesliga-Nachholpartie Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln geben – am Wochenende werden unter anderem das Ruhrderby Borussia Dortmund gegen Schalke und das Heimspiel der TSG 1899 Hoffenheim gegen Hertha BSC ohne Zuschauer ausgetragen. Das Länderspiel der Nationalmannschaft gegen Italien am 31. März in Nürnberg wird ebenfalls vor leeren Rängen stattfinden.

Art der Veranstaltung und Lüftung entscheidend

Mediziner erklärten, dass es bei der Durchführung oder Absage auf die Zusammensetzung des Publikums, auf die Enge und die Lüftung ankomme und nicht nur auf die schiere Zahl von Anwesenden: Ein Großteil der 58 bestätigten Sars-CoV-2- Infektionen in Berlin sind auf zwei kleine Clubs zurückzuführen. Die Große Koalition stockt die Corona-Krisenhilfen unterdessen auf rund eine Milliarde Euro auf. Die Länder und Gesundheitsbehörden sollten „alle Mittel kriegen, die sie brauchen, um gegen die Corona-Krise vorzugehen“, sagte Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus – dabei geht es vor allem um die Gesundheitsversorgung und Forschung. 

Bund will Hilfen bei Kurzarbeit ausweiten

Daneben will das Kabinett am Mittwoch den Weg freimachen für eine Ausweitung der Kurzarbeits-Hilfen – die Bundesagentur für Arbeit kann bis zu 67 Prozent des Netto-Verdienstausfalls übernehmen, wenn zehn Prozent der Belegschaft von Arbeitsausfällen durch das Coronavirus betroffen sind. Damit sollen Massenentlassungen vermieden werden. Zudem plant die Bundesregierung Finanzhilfen für besonders betroffene Branchen, um einer Insolvenzwelle vorzubeugen. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hält mögliche Landeshilfen für die Wirtschaft als Ergänzung zum Bund für denkbar. Es werde geprüft, ob Bundeshilfen flankiert werden können.

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