zum Hauptinhalt
Schweigen. Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Brandenburg an der Havel begann am Mittwoch mit dem Gedenken an die Opfer des Anschlags in Berlin. Darunter ist auch ein Mann aus der Havelstadt, wie die Oberbürgermeisterin mitteilte.

© Stadt Brandenburg

Zwei Brandenburger unter den Todesopfern: Aus dem Leben gerissen

Der Berliner Anschlag kostet auch zwei Brandenburger das Leben. Das Land trauert um einen 32-jährigen Mann und eine 53-jährige Frau. Innenminister Schröter geht von islamistischem Terror aus.

Brandenburg/Havel - Dietlind Tiemann meldet sich in der Pause der Stadtverordnetenversammlung per Telefon. Sie ringt um Fassung. Ringt um Worte. Schon zu Beginn der Sitzung am Mittwochabend in der Havelstadt hatte die Oberbürgermeisterin ihre Emotionen nicht verbergen können. Sie weinte, als sie den Stadtverordneten mitteilte, dass unter den zwölf Toten des terroristischen Anschlags in Berlin ein 32-jähriger Mann aus der Stadt Brandenburg ist.

„Bei mir ist unendliche Traurigkeit, dass ein junger Mann aus unserer Stadt so aus dem Leben gerissen wurde“, sagte Tiemann am Mittwochabend den PNN. Zuvor hatte das brandenburgische Innenministerium am Abend offiziell mitgeteilt, dass unter den Opfern in Berlin zwei Menschen aus Brandenburg sind – der Mann aus der Havelstadt und eine 53-jährige Frau aus dem Landkreis Dahme-Spreewald. Erste vorläufige Angaben vom Vormittag, wonach keines der Todesopfer aus dem Bundesland stammt, bewahrheiteten sich damit nicht.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Tiemann: "Wir schweigen für die Opfer, aber nicht gegenüber den Tätern"

Der 32-Jährige aus Brandenburg an der Havel sei seit Montagabend von der Familie vermisst worden, sagte Tiemann. Die Angehörigen hätten gewusst, dass er auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz wollte. Nach dem Anschlag konnten sie ihn nicht erreichen; in ihrer Verzweiflung wandte sich die Familie auch an Oberbürgermeisterin Tiemann (CDU). Zu weiteren Hintergründen wollte sie aus Rücksicht auf die Familie des Toten nichts sagen. Sein Mitgefühl drückte auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) in einem Telefonat mit Tiemann aus. Später sagte er: „Es ist furchtbar, zwei Landeskinder bei einem Terroranschlag verloren zu haben.“ Die Stadtverordneten gedachten zu Beginn ihrer Sitzung in einer Schweigeminute der Opfer des Anschlags. Tiemann sagte: „Wir schweigen für die Opfer, aber nicht gegenüber den Tätern. Wir stehen für unsere Werte der Freiheit und Demokratie und werden uns unseren Lebensstil nicht von anderen diktieren lassen.“

Die 53-jährige Frau, die bei dem Anschlag in Berlin ums Leben kam, stammt nach PNN-Informationen aus der Gemeinde Eichwalde im Landkreis Dahme-Spreewald. Ihre Angehörigen werden von der Notfallseelsorge betreut. Landrat Stephan Loge (SPD), der am Mittwochabend davon erfuhr, sagte den PNN: „Das macht uns sehr betroffen. Wir sind zutiefst bestürzt.“ Ähnlich äußerte sich Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD): „Unsere schlimmsten Befürchtungen sind mit dem Anschlag in Berlin wahr geworden und die unmittelbaren Folgen des Terrors gehen auch an unserem Bundesland nicht vorbei. Ich bin darüber sehr betroffen.“

Es könne derzeit auch noch nicht sicher ausgeschlossen werden, dass sich unter den Toten und Verletzten noch weitere Personen aus Brandenburg befinden könnten. Bei dem Attentat auf dem Breitscheidplatz in Berlin waren zwölf Menschen getötet und rund 50 Menschen verletzt worden.

Schröter: "Für die Sicherheit der Menschen in Deutschland stellt der Islamismus derzeit die größte Bedrohung dar"

Zu den Motiven des Anschlags meinte Schröter: „Es kann mittlerweile als sicher gelten, dass der Anschlag in Berlin islamistisch motiviert war. Dafür sprachen schon gestern das ausgewählte Ziel und die Art der Tatbegehung.“ Die Selbstbezichtigung des IS sei zudem mit großer Wahrscheinlichkeit als authentisch zu bewerten. „Für die Sicherheit der Menschen in Deutschland stellt der Islamismus derzeit die größte Bedrohung dar“, sagte Schröter weiter.

Im Land herrscht weiterhin höchste Wachsamkeit. „Die Polizei wird weiterhin verstärkt Präsenz zeigen, Weihnachtsmärkte werden gesondert gesichert, die Polizeipräsenz am Flughafen Schönefeld wurde erhöht und die laufenden Fahndungsmaßnahmen werden von uns in jeder Hinsicht unterstützt“, sagte Schröter.

An vielen Orten im Land wird weiter der Opfer des Anschlags gedacht. So begann etwa die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung in Cottbus mit einer Schweigeminute. In Neuruppin wurde für diesen Freitag eine Menschenkette geplant, wie Bürgermeister Jens-Peter Golde (SPD) erklärte. In Potsdam fand am Mittwochabend ein Gedenkgottesdienst statt. In allen großen Städten wurden die Weihnachtsmärkte gesichert – mit Betonpollern oder Transportern. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false