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Brandenburg: Zum Dax-Konzern aus Potsdam

Brandenburgs Kabinett tagt mit den Uni-Spitzen, beschließt eine „Transferstrategie“ für das Land. Einer blickt 30 Jahre weiter

Potsdam - Vom Start-up aus Potsdam zum Dax-Konzern. Auf diese kühne Prognose hat sich der Potsdamer Uni-Präsident Oliver Günther am Dienstag nach einer gemeinsamen Sitzung der von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) geführten Brandenburger Regierung mit den Spitzen der Hochschulen im Land festgelegt. „Viele von uns werden erleben, dass hier Dax-Konzerne entstehen. Darauf würde ich eine Menge Geld verwetten.“

Das Kabinett beschloss auf der auswärtigen Sitzung die „Transferstrategie Brandenburg“. Deren Ziel ist es, Hochschulen, Unternehmen, Zivilgesellschaft und Politik enger zu verzahnen. Und die Landeshauptstadt Potsdam als das Forschungs- und Wissenschaftszentrum Brandenburgs spielt dabei objektiv eine besondere Rolle. So sollen andere Standorte in Brandenburg „mit hohem Innovationspotenzial“ explizit nach dem als Erfolgsmodell geltenden Vorbild des Wissenschaftsparks Potsdam-Golm weiterentwickelt werden, wo jetzt bereits der Inkubator II für Start-ups und Existenzgründer geplant wird. Jedes Jahr entstehen aus der Potsdamer Uni heraus 50 Start-ups, erläuterte Günther. „Nicht alle überleben. Aber viele entwickeln sich zu erfolgreichen mittelständischen Unternehmen.“ Daher rührt auch seine Zuversicht, dass „aus diesem wunderbaren Gründerraum Potsdam – und Berlin, das muss man fairerweise sagen – die ersten Dax-Unternehmen entstehen werden“. Etwa in den Gesundheitswissenschaften, der Energie- und der IT-Branche.

Und solche Ausgründungen sind auch eine Stoßrichtung der Transferstrategie, die Brandenburg als „erstes Bundesland“ nun habe, wie Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) sagte. „Es geht darum, die Hochschulen für die Region wirksam zu machen. Es geht darum, dass die Region etwas davon hat.“ Bisher habe es doppelte Ansprechpartner gegeben, unklare Wege, Mängel in der Kommunikation mit der Wirtschaft, was nun alles besser werden soll. Woidke dankte den Brandenburger Hochschulen für ihre Offenheit gegenüber der Wirtschaft. „Ich weiß, dass das in Deutschland nicht selbstverständlich ist.“

Auch in Brandenburg gibt es dabei erst in den letzten zwei, drei Jahren deutliche Bewegung. Und das ist vor allem ein Effekt der von der rot-roten Koalition für diese Wahlperiode beschlossenen Aufstockung der Hochschulzuwendungen um 100 Millionen Euro. Damit sei „mit dieser Regierung eine Trendwende erreicht“, seien „die Wunden der früheren Unterfinanzierung ausgemerzt worden“, so Günther, der in früheren Jahren die Vernachlässigung der Brandenburger Hochschulen vehement beklagt hatte. Er verband dies mit einer Mahnung: „Natürlich hoffen wir, dass wir diese positive Entwicklung fortsetzen können und nicht gleich wieder ausgebremst werden.“

Aus dem zusätzlichen Geld sind etwa neue duale Studiengänge finanziert worden, bei denen junge Leute nach dem Abitur als entlohnte Angestellte von Unternehmen in der Praxis einen Beruf lernen und parallel studieren. Hatte es 2012 in Brandenburg nur neun solche praxisnahen dualen Studiengänge gegeben, sind es 2017 bereits 30, von der klassischen Betriebswirtschaftslehre über Informatik, Ingenieurswissenschaften bis hin zu gesundheitswissenschaftlichen Studiengängen. Dies zu organisieren sei eine Herausforderung für beide Seiten, sagte Woidke – für die mittelständisch geprägte Wirtschaft und für die Hochschulen, die sich auf einen anderen Rhythmus einstellen müssten. „Inzwischen wissen beide Seiten, dass es geht.“ Und für Brandenburger Unternehmen könne dies ein Weg sein, Fachkräfte an die Firma zu binden.

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