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Ungeklärt. Wie es zu dem schweren Unfall in Hosena kam, ist noch offen.

© dapd

ZUGUNGLÜCK: Fünf Männer retteten den Lokführer

Die Ursache des Zugunglücks in Hosena ist weiter unklar. Wegen fahrlässiger Tötung wird jetzt gegen unbekannt ermittelt.

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Hosena - Nach dem schweren Zugunglück vom vergangenen Donnerstag im Bahnhof Hosena bei Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) steht immer noch nicht fest, wann der Zugverkehr auf dem Streckenabschnitt Ruhland-Hoyerswerda wieder aufgenommen werden kann. Mehr als 80 Helfer waren bis Montagabend rund um die Uhr mit den Aufräumarbeiten beschäftigt, hieß es bei der Bahn. Am Abend meldete das Unternehmen dann, die Aufräumarbeiten seien weitgehend abgeschlossen.

Selbst für die erfahrenen Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks erwies sich die Aufgabe als äußerst kompliziert. „Die einzelnen Wagen der beiden miteinander kollidierten Güterzüge lassen sich nicht einfach auseinanderziehen, weil sie teilweise beladen waren und so gewaltige Lasten aufeinanderliegen“, sagt ein Sprecher auf dem Bahnhof. Am Montagabend sollte zunächst die Bergung der entgleisten Waggons abgeschlossen werden.

Bei dem Unfall waren – wie berichtet – zwei Güterzüge des privaten Eisenbahnverkehrsunternehmens ITL ineinandergefahren. Einige Wagen waren bei der Kollision entgleist und umgekippt. Ein Stellwerk war dabei vollständig zerstört worden, der Stellwerksmeister konnte am folgenden Tag nur noch tot geborgen werden.

Zu den Unfallursachen gibt es noch keine Aussagen. „Experten vom Eisenbahnbundesamt untersuchten in unserem Auftrag, wie es zu dem Unglück kommen konnte“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Cottbus. „Wir ermitteln wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt.“ Noch stehe aber nicht fest, ob menschliches oder technisches Versagen die Ursache war. Ob Fahrdienstleiter, Lokführer beziehungsweise Zugfertigsteller bereits vernommen wurden, wollte der Sprecher nicht sagen.

Unterdessen gibt es in dem 2000 Einwohner zählenden Ort großes Unverständnis über Angaben der Bundespolizei und des betroffenen Bahnunternehmens ITL, wonach ein Lokführer kurz vor dem Zusammenstoß aus seiner fahrenden Lokomotive gesprungen sei. „Mein Enkel Marco hat ihn mit seinem Freund und drei polnischen Arbeitern nach dem Unglück aus der Lokomotive gezogen“, versichert eine Anwohnerin aus der Rosa-Luxemburg-Straße. Tatsächlich werden auf der offiziellen Internetseite des Senftenberger Ortsteils die „Retter von Hosena“ vorgestellt. „Sie waren zuerst vor Ort und haben unter Einsatz ihres Lebens den schwer verletzten Lokführer aus dem Führerhaus gezogen. Entgegen allen bisherigen Meldungen ist der Lokführer nicht aus dem Zug gesprungen, sondern war im Führerhaus eingeklemmt“, heißt es da.

Zwei junge Leute aus Hosena und drei polnische Arbeiter seien nach einem Knall an die Unglücksstelle mit der auf der Seite liegenden Lok gerannt und hätten dabei sogar die herunterhängenden und knisternden Stromleitungen ignoriert. Der Lokführer habe eingeklemmt und blutend in der noch laufenden Diesellok gelegen. Mit bloßen Händen hätten die Retter Blechteile auseinandergebogen, um ihn frei zu bekommen. Nach zehn Minuten gelang die Aktion, sodass dem Mann von der nun eingetroffenen Notfallärztin geholfen werden konnte.

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